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Keine Entspannung in Sicht: Inflation steigt weiter auf 7,4 Prozent

Von DPA

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Bild: Pexels, Markus Spiske

Rekordverdächtige Inflationsraten machen Deutschlands Verbrauchern weiterhin zu schaffen. Im April legte die Teuerungsrate überraschend sogar nochmals zu: Die Verbraucherpreise lagen um 7,4 Prozent über dem Wert des Vorjahresmonats, wie das Statistische Bundesamt anhand vorläufiger Daten errechnet hat. Im März war die jährliche Teuerungsrate mit 7,3 Prozent bereits auf den höchsten Stand seit der deutschen Wiedervereinigung 1990 geschnellt.

Auswirkungen auf die Kaufkraft

Volkswirte erwarten wegen der angespannten Lage bei den Energiepreisen und anhaltender Sorgen um einen russischen Lieferstopp nicht, dass die Inflation in den nächsten Monaten rasch sinken wird. Jüngste Prognosen rechnen für das Gesamtjahr 2022 mit mehr als sechs Prozent Teuerung in Deutschland. Im vergangenen Jahr hatten die Verbraucherpreise im Jahresschnitt um 3,1 Prozent zugelegt.

Trübe Aussichten also für Verbraucherinnen und Verbraucher, denn höhere Inflationsraten schmälern ihre Kaufkraft: Sie können sich für einen Euro weniger leisten. An Tankstellen, im Supermarkt und bei den Heizkosten mussten die Menschen zuletzt tiefer in den Geldbeutel greifen. Von März auf April 2022 erhöhte sich das Preisniveau den vorläufigen Zahlen vom Donnerstag zufolge um 0,8 Prozent.

Steigende Energiepreise

Vor allem stark gestiegene Energiepreise treiben seit Monaten die Inflation. Der russische Angriff auf die Ukraine am 24. Februar trieb die Öl- und Gaspreise weiter nach oben. Nach den vorläufigen Daten des Wiesbadener Bundesamtes mussten die Menschen in Deutschland im April 35,3 Prozent mehr für Haushaltsenergie und Kraftstoffe ausgeben als im Vorjahresmonat. Im März waren es sogar 39,5 Prozent mehr gewesen. Die Preise für Nahrungsmittel lagen im April um 8,5 Prozent über Vorjahresniveau, im März waren es noch 6,2 Prozent.

Ähnlich hohe Inflationsraten wie im März und April dieses Jahres gab es in den alten Bundesländern zuletzt im Herbst 1981, als infolge der Auswirkungen des Ersten Golfkrieges die Mineralölpreise ebenfalls deutlich geklettert waren. "Sagen wir es so: Die meisten Bürger und Politiker haben solche Inflationsraten in ihrem Berufsleben kaum je gesehen", kommentierte ING-Deutschland-Chefvolkswirt Carsten Brzeski. Im Februar lag die Inflation in Deutschland noch bei 5,1 Prozent.

Auch im Euroraum treiben vor allem die Energiepreise die Teuerung nach oben. Im März stiegen die Verbraucherpreise im Währungsraum im Jahresvergleich um 7,4 Prozent, wie das Statistikamt Eurostat errechnet hat. Das ist der höchste Stand seit Einführung des Euro als Verrechnungswährung im Jahr 1999. Im Februar des laufenden Jahres hatte die Inflationsrate im Euroraum noch 5,9 Prozent betragen.

Kritik an der EZB

Die hartnäckig hohe Inflation erhöht den Druck auf die Europäische Zentralbank (EZB), ihren Kurs des billigen Geldes zu beenden und die Zinsen anzuheben. Im April lag der für die Geldpolitik maßgebliche harmonisierte Verbraucherpreisindex HVPI in Europas größter Volkswirtschaft Deutschland um 7,8 Prozent über Vorjahresniveau.

Schon länger werfen Kritiker der EZB vor, mit ihrer Geldflut die Inflation anzuheizen. Oberstes Ziel der Notenbank sind stabile Preise bei zwei Prozent Teuerung. Mit einer Zinsanhebung könnte die EZB auf die hohe Inflation reagieren. "Wir haben ein ernstes Inflationsproblem", mahnte Commerzbank-Chefvolkswirt Jörg Krämer. "Es ist höchste Zeit, dass die EZB den Fuß vom Gas nimmt und ihre Leitzinsen erhöht." Friedrich Heinemann vom Mannheimer ZEW bekräftigte: "An einem raschen Ende der Anleihenkäufe und einem baldigen ersten Zinsschritt führt kein Weg mehr vorbei."

Mehrere Mitglieder des obersten Entscheidungsgremiums der Notenbank, des EZB-Rats, schlossen in jüngsten Äußerungen eine erste Zinserhöhung im Juli dieses Jahres nicht aus. "Der Auftrag der Europäischen Zentralbank ist die Preisstabilität", bekräftigte EZB-Präsidentin Christine Lagarde am Mittwoch in Hamburg. Um dies zu garantieren, habe die EZB beschlossen, ihre milliardenschweren Anleihenkäufe schneller auslaufen zu lassen - "mit hoher Wahrscheinlichkeit zu einem frühen Zeitpunkt im dritten Quartal, wahrscheinlich im Juli". Das sei dann der Zeitpunkt, "sich die Zinsen und eine Erhöhung dieser Zinsen anzuschauen", sagte Lagarde. (dpa)

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