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'Klimadystopie vor unserer Haustür' – Pakistan ruft nach Fluthilfe

Von DPA

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Pakistanische Flutopfer werden nach einer Sturzflut in Sewan Sharif, südliche Provinz Sindh, Pakistan, evakuiert | Foto: Ahmed Ali / Anadolu Agency / Anadolu Agency via AFP

Angesichts der verheerenden Überschwemmungen in Pakistan mit mehr als 1000 Todesopfern hat Regierungschef Shehbaz Sharif erneut an die internationale Gemeinschaft appelliert. "Insbesondere die Industriestaaten sollten Entwicklungsländer wie Pakistan nicht dem Klimawandel ausliefern", schrieb er auf Twitter. Die Katastrophenschutzbehörde rechnete am Mittwoch mit weiter steigenden Todeszahlen. Derzeit regne es in den meisten Teilen des Landes zwar nicht, jedoch würden Gewitter und Regen in den Einzugsgebieten aller großen Flüsse erwartet.

Obwohl das südasiatische Land weniger als ein Prozent der weltweiten klimaschädlichen CO2-Emissionen ausstoße, befinde sich Pakistan auf Platz acht der Staaten, die den Klimawandelfolgen am stärksten ausgesetzt seien, schrieb Regierungschef Sharif am Dienstagabend. "Heute sind wir betroffen, morgen kann es jemand anderes sein", ergänzte er. Die derzeitige Verwüstung durch die Flutkatastrophe in Pakistan beweise die Ernsthaftigkeit der Lage. "Wir brauchen unsere Freunde auf der ganzen Welt, um den leidenden Menschen zu helfen", schrieb Sharif.

"Die Bedrohung durch den Klimawandel ist real, mächtig und sie starrt uns ins Gesicht", hieß es weiter. Auch Klimaschutzministerin Sherry Rehman schrieb die Überschwemmungen der Klimakrise zu. Bei den diesjährigen Regenfällen handle es sich um einen unerbittlichen, beispiellosen "Monstermonsun", schrieb sie auf Twitter. "Er hat offensichtlich eine ungebremste Klimadystopie vor unsere Haustür gebracht".

In Pakistan dauert die jährliche Monsun-Periode für gewöhnlich von Juni bis September. Seit Mitte Juni ist das südasiatische Land mit seinen rund 220 Millionen Einwohnern von ungewöhnlich starkem Monsunregen betroffen. Naturkatastrophen wie Fluten, Dürren und Erdrutsche haben in Pakistan in den vergangenen Jahren zugenommen. Experten machen dafür den Klimawandel verantwortlich.

Nach jüngsten Angaben der nationalen Katastrophenschutzbehörde sind seit Mitte Juni mehr als 1160 Menschen durch die Überschwemmungen ums Leben gekommen. Unter den Toten seien auch 384 Kinder, hieß es. Insgesamt sind nach Regierungsangaben mehr als 33 Millionen Menschen in 116 der 160 Bezirke Pakistans betroffen. Die Behörde warnte am Mittwoch vor Hochwasser der Flüsse Indus in der bevölkerungsreichsten Provinz Punjab und Kabul im Nordwesten des Landes.

Überschwemmungen beschädigt Baumwollernte

Vor allem in der Provinz Belutschistan im Südwesten des Landes zerstörten Überschwemmungen Häuser und Infrastruktur. Auch der Nordwesten hat inzwischen mit großen Schäden zu kämpfen. Insgesamt sind nach Behördenangaben mehr als 8000 Quadratkilometer Agrarland und Ernte zerstört worden. Isabel Bogorinsky von der Welthungerhilfe sagte gegenüber dem Spiegel, dass in Punjab und Sindh die Baumwollernte beschädigt wurde.

Mehr als 730 000 Nutztiere seien überdies durch die Überschwemmungen gestorben, hieß es. Derzeit seien Hunderttausende Menschen von ihrer Umwelt abgeschnitten und hätten keinen Zugang zu Essen, sauberem Wasser und Medikamenten. Nach Schätzungen des UN-Bevölkerungsfonds (UNFPA) benötigen fast 650 000 schwangere Frauen in den betroffenen Gebieten ärztliche Versorgung.

Am Dienstag hatten die UN und Pakistans Regierung einen ersten Hilfsplan für sechs Monate im Umfang von 160 Millionen Dollar (rund 160 Mio Euro) vorgestellt. Generalsekretär António Guterres mahnte stärkere Anstrengungen im Kampf gegen die Klimakrise an. "Lasst uns aufhören mit dem Schlafwandeln hin zur Zerstörung unseres Planeten", sagte er in einer Videobotschaft. Ein UN-Sprecher kündigte an, Guterres werde das Land in der kommenden Woche besuchen.

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