Kund:innen geben mehr für Schmuck und Uhren aus
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Wer auf den letzten Drücker noch Schmuck oder eine glänzende Uhr als Weihnachtsgeschenk besorgen will, dürfte gute Karten haben. Echte Lieferengpässe sind nach Darstellung der Branche nicht zu befürchten. Die Corona-Krise ist zwar nicht spurlos an den Unternehmen vorbeigezogen, es herrscht aber doch wieder Hochstimmung, wie Hauptgeschäftsführer Guido Grohmann vom Bundesverband Schmuck, Uhren, Silberwaren und verwandte Industrien in Pforzheim sagte. "2021 ist für Hersteller und Händler insgesamt glimpflich abgelaufen." Auch die Juweliere geben sich entspannt. Nur auf dem Markt für Luxusuhren gibt es – wie auch schon vor der Corona-Zeit –Wartelisten.
Zwar habe der Lockdown zu Jahresbeginn auch seine Branche getroffen, sagte Grohmann. Doch es gebe spürbar Nachholeffekte. Vor allem der Export etwa nach China ziehe im Vergleich zu 2020 an. Auch gäben die Menschen weniger Geld zum Beispiel für Reisen aus. "Die Budgets in Haushalten werden anders verteilt." Teils zugunsten der Schmuck- und Uhrenhersteller: "Wir stellen fest, dass der Durchschnittspreis auf den Bons deutlich gestiegen ist."
Die nun coronabedingt geltenden 2G- und 2G-plus-Regelungen im auch für diese Branche wichtigen Weihnachtsgeschäft schrecken den Verband nicht. Zwar sei das für den Handel prinzipiell kurz vor den Festtagen keine gute Entwicklung. "Jedoch glaube ich, dass es andere Handelssparten mehr treffen wird als den Juwelier", sagte Grohmann. "Die Alternative zu 2G wäre ja lediglich ein Lockdown."
Schon in den Jahren vor Corona hätten Kund:innen "Offline-Käufe" vermehrt wenige Tage vor Weihnachten gemacht. Was dann verkauft wird, sei größtenteils Standardware. "Die wird vorrätig sein", sagte Grohmann. "Nur bei karierten Maiglöckchen wird es schwierig."
"Vieles kriegen wir hin", lautet auch die Devise beim Bundesverband der Juweliere, Schmuck- und Uhrenfachgeschäfte. Gerade was lokal in Pforzheim, Idar-Oberstein oder im Raum München hergestellt wird, dürfte kein Problem sein, sagte Präsident Stephan Lindner in München. "Klassische Lieferengpässe wie in der IT-Industrie haben wir nicht."
Dass manche Hersteller geringere Lagerbestände hätten, spüre man zwar hier und da, räumte Grohmann ein. Echte Lieferschwierigkeiten seien aber ein kleines Problem - zum Beispiel bei farbigen Edelsteinen aus Thailand. Auch Scheideanstalten, die Gold liefern, könnten "nicht aus allen Rohren schießen, um die überproportionale Nachfrage zu bedienen". 90 Prozent der verarbeiteten Metalle auf dem deutschen Schmuckmarkt seien recycelt.
Bei Luxusuhren sind Liebhaber und Sammler lange Wartezeiten gewohnt, teils mehrere Jahre. "Vor Weihnachten werden jetzt einige enttäuscht sein, wenn sie ihrer Frau eine Uhr schenken wollen", sagte Tim Stracke, einer der Mitgründer und Geschäftsführer des spezialisierten Internetmarktplatzes Chrono24 mit Firmensitz in Karlsruhe. "Gerade wenn man Vintage-Uhren sucht, hat man im Grunde nur online eine Chance." Eine halbe Million Uhren aus mehr als 100 Ländern werde auf seiner Plattform gehandelt. Der Durchschnittspreis: rund 7000 Euro.
Enorme Nachfrage aus China und USA
Etwa aus China und den USA steige die Nachfrage enorm, sagte Stracke. Das liege nicht zuletzt an modernster Technik: "Durch Smartwatches fangen die Leute wieder an, Uhren zu tragen", sagte der Unternehmer. Für manche seien die besonders begehrten Exemplare aus Stahl etwa von Rolex und Patek Philippe Sammlerstücke und Handwerkskunst, für andere Spekulationsobjekte. Im Netz könnten Preise um 50 bis 100 Prozent gesteigert werden. Zielgruppe seien vor allem junge Männer.
"Der Vorteil ist: Es geht um ein weltweit einheitliches Produkt", sagte Stracke. "Es ist klein, man kann es gut verschicken." Innerhalb von rund zehn Jahren hat sich Chrono24 zum dominanten Marktplatz mit einer Unternehmensbewertung im Milliardenbereich entwickelt. Knapp 30 000 private und 3000 professionelle Händler seien auf der Seite vertreten. "Wir schätzen, dass jeder zweite Uhrenliebhaber weltweit Chrono24 nutzt", sagte Stracke. Geschäftszahlen veröffentlicht er nicht. Spekuliert wird in der Branche über einen Börsengang.
Auch eine Sprecherin von Rolex räumte ein, dass man auf viele Uhren länger warten müsse. Durchschnittszeiten könne sie nicht nennen, weil die Händler frei in der Entscheidung seien, an wen sie verkaufen. Rolex halte den Markt nicht künstlich klein, betonte die Sprecherin. Die Herstellung der Uhren sei sorgfältige Handarbeit, da könne man zugunsten der Schnelligkeit keine Abstriche machen.
Kunden müssen angesichts der florierenden Schmuck- und Uhrenbranche und hoher Nachfrage nach Einschätzung der Experten nicht mit höheren Preisen rechnen. Zwar sei Gold ein Spekulationsobjekt - gerade in Krisenzeiten, das habe Einfluss auf den Preis, sagte Juwelier-Chef Lindner. Branchenverbandschef Grohmann erklärte, dass Preise mit Vorlauf kalkuliert würden. Zwar seien diese im höherwertigen Segment gestiegen. "Aber da gibt es keinen Sprung ad hoc vor Weihnachten."(dpa)