Lerros' Pläne für 2024: US-Expansion, Umzug nach Düsseldorf und weiter wachsen
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Die Lerros Moden GmbH befindet sich weiter im Wachstum und will dies besonders in bestehenden Märkten ausbauen. Nach einem positiven Geschäftsjahr werden aber auch ausgewählte neue Märkte wie die USA ins Visier genommen.
Welche anderen Ziele der (noch) Neusser Herrenmode-Anbieter hat, der auf die andere Rhein-Seite nach Düsseldorf zieht, und warum der aktuelle Erfolg des Tabellenführers der 1. Fußball-Bundesliga Bayer Leverkusen auch gut für Lerros ist, erklärt Geschäftsführer Alex Ibakasap während der aktuellen Orderrunde.
Für diese Ordersaison haben Sie mit Lerros den Showroom-Standort gewechselt…
Wir waren zwölf Jahre in Düsseldorf in der Halle 29 und sind aktuell in einem Interim-Showroom an der Plange Mühle. Dort wird unser Showroom und Büro aktuell noch ausgebaut. Ab Juli ziehen wir dann auch komplett mit der Verwaltung von Neuss nach Düsseldorf. Dann haben wir unseren Showroom im Headquarter an der Plange Mühle.
Apropos Standortwechsel: Wie reagieren Sie auf die ausbleibenden Messen in Berlin? Orientieren Sie sich in Zukunft an internationalen Formaten?
Wir gehen eher zu den Einkaufsverbänden – Katag und Unitex. Die Veranstaltungen waren letztes Jahr sehr erfolgreich. Dort haben wir mehr Neukund:innen erreicht als im Jahr davor in Berlin.
Orientieren Sie sich in Zukunft an internationalen Formaten?
Auf der Modefabriek in Amsterdam haben wir noch bis vor einem Jahr ausgestellt, aber die setzen nur noch auf Womenswear. Das war eigentlich immer eine sehr schöne Messe. Organisation, Brands und Preis-Leistung waren immer super.
Florenz [Anm. d. Red.: Standort der Herrenmode-Messe Pitti Uomo] ist überhaupt nicht unser Spielfeld und Kopenhagen [Anm. d. Red.: Standort der Modemesse Ciff] ist auch sehr Damenmode-lastig. Ich würde mich sehr freuen, wenn es in Deutschland wieder etwas geben würde, aber da wir kein Newcomer oder eine Premium-Brand sind, sind wir mit den Fachveranstaltungen der Einkaufsverbände sehr zufrieden, da alle relevanten Händler:innen aus Deutschland dort vertreten sind.
Zurück nach Düsseldorf. Wie verlief die aktuelle Orderrunde?
Grundsätzlich war die Order bisher wie erwartet. Selbstverständlich haben uns die Veränderungen bei Galeria in dieser Orderrunde stark beschäftigt. Aber wir sind nach einigen Gesprächen zuversichtlich, dass es in eine positive Zukunft weitergeht. Insgesamt haben wir ein deutliches Plus gegenüber dem Vorjahr geplant und werden wie auch schon in den letzten drei, vier Saisons für die gute Performance auf den Flächen belohnt.
Und wie war die Stimmung der Einkäufer:innen?
Die Stimmung ist uns gegenüber nach wie vor positiv, wenn auch die allgemeine Stimmung der Einkäufer:innnen etwas verhalten ist. Die Kollektion kommt sehr gut an, sodass wir im Moment sehr zufrieden sind und bis jetzt keine bösen Überraschungen erlebt haben. Auch die Jacken-Kollektion, die für die Saison ein wichtiger Bestandteil ist, wurde gut angenommen.
Da hat Ihnen auch der warme Herbst keinen Strich durch die Rechnung gemacht?
Wir hatten eine sehr gute Jacken-Saison. Trotz aller Erwartungen ging es zwar sehr spät los, aber dafür sehr erfolgreich. Wir haben mit In-Season und Never-out-of-Stock mehrere Möglichkeiten für den Nachbezug bei Jacken, sodass wir am Ende mit kaum Beständen aus der Saison gegangen sind. Wir stehen inzwischen auch wirklich sehr für die Jacke und wachsen schon fast die vierte Saison deutlich in der Warengruppe. Bei uns steigen jetzt auch einige Neukund:innen gerade wegen der Jacke ein.
Nachdem sich das Thema Lieferkette im vergangenen Jahr beruhigt hat, kommt es nun zu ersten Verzögerungen wegen der Situation im Suezkanal. Wie sieht es bei Ihnen aus?
Das Thema wirkt sich zwar auf unsere Lieferkette aus, allerdings planen wir unsere Anlieferung immer sehr früh. Es gibt trotzdem eine Handvoll relevante Artikel, die zehn Tage zu spät kommen, aber wir haben jetzt keine dramatischen Ausfälle oder Verzögerungen von drei, vier, fünf Wochen.
Wir planen mit den Lieferant:innen auch für die Herbst-Winter-Saison vorsichtshalber ein, dass wir die Ware noch früher losschicken. Es organisieren natürlich auch alle anderen die Umleitung und das alleine dauert schon zwei Wochen länger. Daher rechnen wir das natürlich auch für die neuen Lieferungen ein. Wir gehen allerdings nicht davon aus, dass sich das bis Herbst /Winter so weiterzieht. Es gibt ja schon drastischere Maßnahmen von verschiedenen Regierungen, die sich zusammentun und dagegen vorgehen.
Welche Ziele haben Sie sich für das Jahr 2024 gesetzt?
Wir sind die letzten zwei, drei Jahre nochmal stark gewachsen und sind inzwischen deutlich über dem Vor-Corona-Niveau, das ist auch für 2024 unsere Marschrichtung. Wir hatten ein sehr erfolgreiches Geschäftsjahr, wollen international weiter wachsen und White-Spots kriegen, die wir auf der Wunschliste haben.
Welche sind das?
Aktuell sind unter anderem Österreich und Belgien Märkte, wo wir noch weiter wachsen wollen. Da sind wir schon länger und teilweise auch mit einer eigenen Organisation vertreten. Außerdem führen wir gerade erste Gespräche für den US-amerikanischen Markt, wo wir vielleicht mit Partner:innen zusammenarbeiten können. Aber auch auf dem Heimatmarkt gibt es noch genug potenzielle Handelspartner:innen, bei denen wir gerne noch rein wollen.
Welche Märkte sind besonders stark außerhalb des Heimatmarktes?
Nach dem Heimatmarkt sind die Niederlande besonders stark. Da haben wir eine eigene Entity und sind schon seit etwa 28 Jahren sehr erfolgreich unterwegs. Danach kommt aber auch schon Österreich, die Schweiz, Belgien und Tschechien. Dann gibt es noch einige Märkte in Richtung Zentraleuropa und Osteuropa, die für uns wichtig sind. Auf der anderen Seite gibt es auch Märkte in Europa, die überhaupt nicht relevant sind. Gerade Skandinavien, Italien, Frankreich und Griechenland spielen aktuell keine Rolle.
Wieso sind diese Märkte für Sie nicht relevant?
Weil wir uns auf die bestehenden Märkte konzentrieren wollen und dort noch genug Potenzial sehen, bevor wir in neue Märkte eintreten. Gerade Frankreich und Italien sind bezüglich Trends, Modernität und Passform eher schwierig für uns. Das passt im Moment nicht zu uns und da müssten wir viel mehr Energie reinstecken und einige Stücke der Kollektion spezieller für diese Richtung entwickeln.
Es gibt genug Marken – auch aus Deutschland –, die sich dort immer wieder probiert haben, aber sehr weniger erfolgreich waren. Was anderes wäre es, wenn wir jetzt auf Konfektion spezialisiert wären, dann ist das deutlich einfacher. Die ganzen Konfektionäre haben auch von Natur aus eigentlich immer einen sehr hohen Exportanteil. Aber wenn du Mainstream-Sportswear oder Casualwear machst, dann ist das eine deutlich größere Herausforderung.
In der Vergangenheit gab es bei bei Lerros auch andere Konzepte wie die Unterlinie New in Town. Wäre eine Portfolioerweiterung wieder denkbar?
Generell kann ich mir eine Zweitlinie vorstellen. Ob diese unbedingt für Herren sein muss, sei mal dahingestellt. Aber wenn, dann würde ich in eine andere Richtung gehen als das, was damals mit New in Town gemacht wurde. New in Town gab es ja auch nur sehr kurz und war auch nicht bis zum Ende gedacht, weil die Positionierung und das Wettbewerbsumfeld nicht so klar war. Das Produkt war gut, aber auch die Distribution und Marktpotenziale müssen bei einer neuen Linie gut durchdacht sein. Aktuell liegt der Fokus aber auf der Hauptmarke.
Wie wollen Sie die Marke Lerros weiter stärken und bekannter machen?
Wir investieren ins Business-to-Business-Marketing, aber vor allem in Business-to-Consumer, um die Markenbekanntheit zu steigern – Social Media, Anzeigen in Zielgruppen orientierte Zeitschriften, bei allen Formen im Sport ähnlichen Bereichen.
Wir sind ja aktuell auch im Sponsoren-Club von Bayer Leverkusen und so wie es aussieht, werden sie auch Deutscher Meister und sind auf europäischen Niveau sehr erfolgreich. Wir haben uns da also kein zweitklassiges Team ausgesucht, sondern eine sehr erfolgreiche Mannschaft, um unsere Bekanntheit weiter zu steigern. Das ist natürlich auch ein Invest.