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Modefabriek FW24: Schwerpunkt Womenswear und Internationalisierung

Von Sylvana Lijbaart

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Messen |BERICHT

Besucher:innen der Modefabriek FW24. Bild: FashionUnited / Alicia Reyes Sarmiento

Es ist eine spannende Zeit für die Modefabriek, denn die seit 1996 bestehende niederländische Messe hat in den letzten Ausgaben einige Veränderungen durchgemacht. So zeigte sie 2023 wieder Kindermode und schaffte im Sommer desselben Jahres den separaten Herrenbereich ab. Das sorgte für Verwirrung: War Herrenmode willkommen oder nicht? Der Schwerpunkt liegt nun auf Damenmode und Internationalisierung. Während dies in der Winterausgabe 2023 noch nicht ganz klar war, nimmt es in der Winterausgabe 2024 ernsthafte Formen an.

Im letzten Sommermonat kündigte die Modefabriek an, dass die Konzentration auf reine Damenmode eine Gelegenheit sei, das Angebot zu erweitern. „Was wir machen, machen wir sehr gerne, und die Modebranche lebt davon, die moderne Frau zu bedienen. Es ist eine Welt der Frauen“, sagte Caroline Krouwels damals gegenüber FashionUnited. Folglich bringt diese Veränderung auch Anpassungen auf dem Messegelände mit sich: Die Winterausgabe 2024, die jüngst zu Ende ging, füllte nur noch knapp zwei Hallen mit 380 ausstellenden Marken. Das ist natürlich eine Entwicklung, die mit dem Wegfall der Herren- und Kindermode einhergeht, aber es ist immer noch deutlich weniger als bei den Ausgaben vor der Pandemie, als es noch drei Hallen mit Damenmode gab.

Die Konzentration auf Damenmode bringt auch neue Konzepte mit sich. So erhielt das Trendforum ein neues Gesicht und die bekannte „Young Entrepreneur Platform“ machte Platz für einen „Spotlight-Bereich“, in dem 30 neue Mode- und Lifestyle-Marken zu finden waren. Außerdem gab es den „Sustainable Stop“ nicht mehr; Besucher:innen konnten stattdessen eine „Responsible Route“ begehen. Ebenfalls neu: „The Next Closet“ - ein Pop-up-Store auf der Vintage-Plattform, in dem Second-Hand-Kleidung von Marken und High-End-Designer:innen angeboten wurde.

Der Stand von Fluresk. Bild: FashionUnited / Alicia Reyes Sarmiento

Modefabriek konzentriert sich auf Damenmode, Aussteller:innen sehen dies positiv

Am Sonntagmorgen ist es auf dem Messegelände Rai in Amsterdam noch ruhig, aber die Ausstellenden sind bereit, Besucher:innen mit Begeisterung ihre FW24-Kollektionen zu präsentieren. Wer glaubt, dass wir im nächsten Winter keine leuchtenden Farben mehr sehen werden, liegt falsch. So zeigt das Label Dot eine Kollektion voller Lila- und Orangetöne, Fluresk hat seine bekannten Drucke und Farben zurückgebracht und der Stand von Barts ist reichlich mit bunten Hüten bestückt. Im Gegensatz dazu zeigten Stände mit neutralen Kollektionen wie JcSophie Nudefarben, Grautöne und blaue Akzente.

Wer sich einen Weg durch die 380 Ausstellenden bahnt, wird feststellen, dass die Messe weniger massiv wirkt, da die Stände in kleinere Blöcke unterteilt sind. Die Marken wurden von Krouwels ermutigt, sich aus Kostengründen für kleinere Stände zu entscheiden. Daran scheinen sie sich zu halten, was die Modefabriek zu einer Oase der Ruhe macht. Das wird nicht nur von den Besucher:innen, sondern auch von den Aussteller:innen geschätzt.

Die Marke Lolaliza ist seit Mai 2023 in der niederländischen Großhandelslandschaft vertreten und präsentiert ihre Kollektion an einem schlichten, weißen Stand. „Wir sind hier, um neue Kund:innen auf uns aufmerksam zu machen und sie durch unsere Zusammenarbeit mit Fashion Cloud von unserer Arbeitsweise zu überzeugen, bei der keine Vorbestellungen nötig sind“, sagt Großhandelsmanager Yves Rassaert. Lolaliza hat bisher etwa 30 Großhandelsadressen und ist auf der Messe, um diese Zahl zu erhöhen. Am Sonntag verzeichnet der Großhandelsleiter vor allem das Interesse des niederländischen und deutschen Publikums. Refined Department ist ebenfalls auf der Messe, um zu wachsen, wie es am Stand heißt.

Neben den eher zurückhaltenden Ständen gibt es auch Marken, die sich gerne in Szene setzen. So hat Giacomo The Jacket seinen Stand in eine regelrechte Discokugel verwandelt, Beaumont stellt seine Schaufensterpuppen wieder auf eine drehbare Plattform und Pom Amsterdam hat eine Mini-Ausstellung zu Ehren der Zusammenarbeit mit Claes Iversen.

Stand van Giacomo The Jacket. Bild: FashionUnited / Alicia Reyes Sarmiento
Stand van Giacomo The Jacket. Bild: FashionUnited / Alicia Reyes Sarmiento

Bei der C&S Fashion Group kommt die Ausrichtung auf Damenmode besonders gut an. Die Modegruppe ist mit ihren Marken C&S the label, Exxcellent, Fluresk und G-maxx auf der Messe vertreten. „Man weiß jetzt, wofür die Besucher:innen kommen. Das funktioniert sehr gut für uns“, sagt der operative Direktor David Zheng am Stand von Fluresk. „Boutiquenbesitzer:innen können hier alles finden, um ihre Boutique zu verschönern, von Kleidung über Schmuck bis hin zu Accessoires. Für uns ist das sehr gut.“ „Fluresk ist ein Baby, das sehr schnell wächst“, fügt Zheng hinzu. Die Modemarke gibt es seit etwa drei Jahren und wächst um 30 bis 40 neue Kund:innen pro Jahr. Insgesamt hat Fluresk 150 Verkaufsstellen und einen eigenen Shop.

Eine ähnliche Geschichte ist am Stand von G-maxx zu hören. Die Marke wächst weiter und wird im Sommer nach Kanada und Belgien expandieren. Bei der Plus-Size-Marke Exxcellent wird vor allem der Fokus auf die Ausweitung der Damenmode gelobt. „Früher gab es keinen Platz für Exxcellent auf der Messe“, sagt Sarah Chen, Kreativdirektorin der C&S Fashion Group. Am Mittag war der Exxcellent-Stand bereits gut besucht. „Die Nachfrage nach Vielfalt und Inklusion wächst, und das sehen wir an der Menge der Interessierten am Stand. Wir sind froh, mit all unseren Marken hier zu sein.“

Europa kommt zur Modefabriek

Das Thema „Internationalisierung“ tritt bei der Winterausgabe 2024 stark in den Vordergrund, wenn man einen Blick auf das Publikum wirft. Neben deutschen Besucher:innen, die bereits die SS24-Ausgabe dominierten, sind diesmal auch Besucher:innen aus dem übrigen Europa vertreten. Außerdem schafft es die Messe, nicht nur die Aufmerksamkeit der Einkäufer:innen, sondern auch die der Hersteller:innen und (zukünftigen) Modestudierenden und Aussteller:innen auf sich zu ziehen.

Lin Noort orientiert sich zum Beispiel an der Anzahl der Berufe, die es in der Modebranche gibt. Sie möchte vielleicht eine Ausbildung in diesem Bereich machen und bekommt durch die Modefabriek eine Vorstellung davon, was die Branche zu bieten hat. Auch eine Vertreterin der slowakischen Marke Suchanova nimmt an der Messe teil, um die Modefabriek kennenzulernen. „Ich lerne auf diese Weise andere Marken kennen, und ich habe heute einen guten Eindruck davon bekommen, ob Suchanova auf diese Messe passt“, sagt sie. Ob das der Fall ist, möchte sie lieber geheim halten. Ebenfalls auf der Messe ist Maria Kikis, Produzentin der Kikis Fashion Group aus Griechenland. Kikis besucht die Messe, um ihre Kundschaft aufzusuchen und potenzielle Kund:innen anzusprechen. Die Herstellerin beschreibt die Winterausgabe als eine erfolgreiche Messe, die besser organisiert war als im Jahr zuvor.

Was die Einkäufer:innen betrifft, so wird die Herrenabteilung immer noch hier und da vermisst, aber der Damenmodefokus wird verstanden, sagen uns Melanie und Nadja Goldener von der Schweizer Goldener Mode AG. „Es gibt viele neue Marken, und das finden wir interessant. Außerdem ist es nicht zu voll, so dass sich jeder die Zeit nimmt, mit einem zu plaudern. Allerdings bedienen wir das Damen- und Herrensegment, daher vermissen wir die Herrenmode.“ Eine Einkäuferin von Fobie Womenswear und Maurice Mens Fashion aus Belgien teilt diese Feststellung.

Für die Inhaberin des Damenmodehauses Pol Mode aus Hengelo, Selma van Essen, war der erste Tag der Modefabriek sehr erfolgreich. „Ich laufe hier seit über vier Stunden herum und konnte mich sehr gut orientieren. Für mich gilt: ohne Messe kein Einkauf. Es ist jetzt sehr schön, alle Aspekte der Damenmode unter einem Dach zu finden; von Kleidern über Schuhe bis hin zu Ohrringen und anderem Schnickschnack.“

Spotlight-Banner. Bild: FashionUnited / Alicia Reyes Sarmiento

Neue Marken glänzen im Spotlight

Eine Besonderheit dieser Ausgabe ist der Spotlight-Bereich, der 30 neuen Mode- und Lifestyle-Marken eine Bühne bietet. Er ist durch große „Spotlight“-Banner an der Decke gekennzeichnet und befindet sich im hinteren Teil der Halle A. Er wird von einem orangefarbenen VW-Bus begleitet, der als Café dient. Ein DJ sorgt mit peppiger Lounge-Musik für die richtige Stimmung. Die Plattform ist den ganzen Tag über gut besucht, was die Aussteller:innen als spannend empfinden. Für viele ist es das erste Mal, dass sie auf einer Messe zu finden sind, wie die Beachwear-Marke Heyb Club, die zum ersten Mal im Großhandel vertreten ist. „Wir sind auf der Modefabriek, um die Marke bekannt zu machen“, sagt Gründer Florien Heyblom. „Die Marke wird gut angenommen. Ich höre vor allem viele deutsche Stimmen. Ich suche eigentlich nach französischen oder spanischen Einkäufer:innen, die aber noch eine Weile entfernt sind. Trotzdem bin ich stolz darauf, auf einer solchen Messe vertreten zu sein.“ Im orange-gelben Bereich sind auch Labels wie Goldiie vertreten, das Ohrringe aus echten Blumen herstellt, und Ventri - eine Marke, die Accessoires aus Kuhmägen herstellt.

Floria Collective ist ebenfalls im Spotlight zu finden und hatte am Sonntag viele nette Gespräche, hofft aber, dass es am Montag lebhafter zugehen werde. Die Marke setzt sich für Nachhaltigkeit ein und verwendet zum Beispiel nur natürliche Färbetechniken. Fleur Geerinck, Mitinhaberin der Marke, zeigt zum Beispiel stolz eine weiße Seidenbluse. „Die gelben Blumendrucke stammen von echten Blumen, die sozusagen auf die Bluse geklopft wurden“, erklärt sie.

Auf den Spuren der „Responsible Route“

Der nachhaltige Aspekt macht Floria Collective zu einem Teil der „Responsible Route“ - einer individuellen Route, die Besucher:innen mit einem hohen Interesse an Nachhaltigkeit begehen können. Alle Marken, die auf der Route vertreten sind, erfüllen Kriterien in Bezug auf Nachhaltigkeit, ethische Produktion und einen zirkulären Ansatz. Besucher:innen finden diese Route, indem sie einen speziellen QR-Code am Eingang scannen, der Zugang zu einer speziellen Karte gewährt. Außerdem sind die teilnehmenden Marken an den QR-Codes unter ihrer Standnummer zu erkennen.

Die Bedeutung der „Responsible Route“ könnte nach Ansicht von Geerinck noch etwas deutlicher kommuniziert werden. „Viele Besucher:innen wissen nicht, welche Standnummer zu welcher Marke gehört. Das führt zu einer gewissen Verwirrung, wie ich feststelle. Bei der Seek, an der wir auch teilgenommen haben, haben wir zum Beispiel ein grünes Schild bekommen, das unsere nachhaltigen Qualitäten ankündigt. Das wäre auch hier eine gute Ergänzung“, sagt die Mitgründerin. Diese Erkenntnis wird auch bei Marc O'Polo geteilt, heißt es am Stand.

Blick auf die Ständelandschaft der Modefabriek. Bild: FashionUnited / Alicia Reyes Sarmiento

Es dürfte klar sein, dass die Neuerungen der Winterausgabe 2024 von Besucher:innen und Ausstellenden positiv aufgenommen wurden. Die kleineren, weniger bombastischen Stände schafften eine Oase der Ruhe zwischen den Marken und sorgten dafür, dass der Fokus wieder auf das Produkt gerichtet wird. Das breite Angebot an Damenmode kommt bei Einkäufer:innen besonders gut an, auch wenn hier und da der Wunsch nach einem Herrenmodebereich geäußert wird. Die Modefabriek schafft es, ihr Thema „Internationalisierung“ auf die nächste Stufe zu heben, denn es waren viele europäische Besucher:innen auf der Messe anzutreffen. Die neue Spotlight-Plattform wurde vom Publikum und den Ausstellenden gut angenommen, ebenso wie die „Responsible Route“, auch wenn hier noch einige Verbesserungen in Bezug auf die Beschilderung vorgenommen werden könnten.

Dieser Artikel erschien ursprünglich auf FashionUnited.nl. Übersetzt und bearbeitet von Simone Preuss.

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