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Mangel an Fachkräften bremst Textilindustrie aus

Von Reinhold Koehler

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Das Thema Fachkräftemangel ist in Deutschland kein neues. Seit Jahren beklagen sich Unternehmen aus allen Branchen, nicht genügend geeignete Bewerber auf ihre Ausbildungsplätze zu finden und fordern daher beharrlich Kompensation durch mehr Zuwanderung. Zunächst denkt man bei diesem Thema vor allem an Industriearbeitsplätze bei großen Automobilkonzernen oder deren Zulieferern. Dass das Problem auch die Textilbranche betrifft, ist vielen nicht bewusst.

Schließlich ist Deutschland längst kein Land mehr, in dem Textilherstellung eine große Rolle spielt. Schließlich sind hier schon vor Jahrzehnten fast alle Arbeitsplätze ins Ausland verlegt worden – zunächst nach Portugal, Italien oder in die Türkei, später dann nach China und Bangladesch. Aber: Es gibt sie noch, die deutsche Textilindustrie, und sie ist wie kaum eine andere vom Fachkräftemangel betroffen.

Der Dachverband der südwestdeutschen Textil- und Bekleidungsindustrie, Südwesttextil, schlägt nun Alarm: „Jedes zweite Textil- und Bekleidungsunternehmen in Baden-Württemberg hatte in den letzten fünf Jahren Schwierigkeiten bei der Besetzung offener Stellen“, so der Verband. Betroffen davon seien in den Firmen hauptsächlich die Bereiche Produktion und Logistik.

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Nahezu 65 Prozent der Unternehmen hätten bei einer Befragung angegeben, die Stellen nicht mit den geeigneten Fachkräften besetzten zu können, so Südwesttextil. Etwas entspannter sei die Lage dagegen im Bereich Forschung und Entwicklung, aber auch hier hätten immerhin noch 32 Prozent der Unternehmen die gesuchten Experten nicht finden können. Besonders tragisch: Für die nächsten fünf Jahren rechnen die Betriebe nicht mit einer Verbesserung der Lage – über die Hälfte sehen keine schnelle Lösung des Problems.

Um dem Problem Herr zu werden, hat Südwesttextil nun einige Maßnahmenpakete aufgesetzt. So soll die bundesweite Nachwuchskampagne „Go Textile!“ den Unternehmen mit einer Recruiting-Website dabei helfen, geeignete Auszubildende und Nachwuchskräfte zu finden. Zusätzliche Werbung für die Branche soll seit Juli 2016 auch das sogenannte „Go Textile!“-Social-Media-Team machen. Sieben Schüler und Studenten, darunter auch eine Studentin der Hochschule Reutlingen, posten hier auf ihren eigens eingerichteten Social-Media-Kanälen regelmäßig über textile Themen und sollen so „spannende Einblicke in ihren Alltag“ geben.

Bleibt zu hoffen, dass die getroffenen Maßnahmen greifen. Besonders sexy ist die hiesige Textilindustrie nämlich nicht. Schließlich werden hier keine Haute Couture Roben genäht sondern vor allem textile Teile für die Autoindustrie, die Luft- und Raumfahrt oder die Medizinbranche hergestellt. Südwesttextil vertritt immerhin 200 Unternehmen mit über 24.000 Mitarbeitern.

Foto: Südwesttextil

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