McKinsey: Modemarkt erholt sich frühestens 2022
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Die Umsätze der Modebranche werden sich frühestens im dritten Quartal 2022 wieder erholen und auf das Niveau von 2019 zurückkehren, erwartet die Unternehmensberatung McKinsey. Im laufenden Jahr wird der weltweite Umsatz der Modeindustrie um 15 bis 30 Prozent schrumpfen, die Rückgänge werden aber ungleich verteilt sein.
Europa wird am schlimmsten betroffen sein und Unternehmen aus der Region werden 2020 zwischen 22 bis 35 Prozent weniger Erlöse erwirtschaften. Das prognostizieren McKinsey und ‘The Business of Fashion’ in ihrer Studie 'State of Fashion 2021' für die mehr als 320 Führungskräfte aus der Modebranche befragt wurden. Vergleichsweise glimpflich kommen Modehändler aus Deutschland, Schweiz und Österreich davon, die 2020 durchschnittlich mit einem Umsatzrückgang von 19 Prozent zu kämpfen haben.
Modemarkt erholt sich langsam bis 2022
Die Umsätze dürften sich in Europa bis zum zweiten Quartal 2022 erholt haben, hingegen wird der US-Markt noch bis 2023 brauchen, erwartet die Beratung. Am wenigsten von den wegfallenden Erlösen betroffen, ist der Modemarkt Chinas: Die Rückgänge betragen 7 bis 20 Prozent und die Umsätze könnten spätestens im ersten Quartal 2021 wieder das Niveau vor dem Ausbruch des Coronavirus erreichen. „Tatsächlich wird erwartet, dass die Mode zu den sich am langsamsten erholenden Kategorien von Nicht-Basis-Konsumgütern gehören wird”, heißt es in der Studie von McKinsey.
Im weltweiten Durchschnitt könnten die Erlöse der Modebranche im dritten Quartal 2022 auf das Niveau von 2019 zurückkehren, sofern das Coronavirus durch Impfstoffe und staatliche Maßnahmen eingedämmt werden kann. Wenn das nicht gelingt und es zu weiteren Lockdowns kommt, könnte sich der weltweite Modeumsatz erst im vierten Quartal 2023 erholen.
Wachstumtreiber Online
Selten lief ein Jahr so schlecht für die Modebranche: Mit 73 Prozent haben beinahe drei Viertel der Unternehmen 2020 Wert vernichtet, 2019 waren es noch 60 Prozent. Die Pandemie hat auch bestehende Trends beschleunigt und gezeigt, dass Unternehmen umdenken müssen. „In diesen herausfordernden Zeiten müssen Führungskräfte neue Strategien entwickeln und agil ihr Produktangebot verändern“, sagte Achim Berg, Partner und Leiter des Bereichs Bekleidung, Mode und Luxus von McKinsey.
Während der Pandemie haben die Kunden weniger stationär und mehr online eingekauft. Der Onlineumsatz von Mode hat sich in Europa seit Ausbruch von Covid-19 von 16 auf 29 Prozent beinahe verdoppelt. In Deutschland, der Schweiz und Österreich liegt er schon bei 35 Prozent und diese Entwicklung wird noch weitergehen. „Hier sehen wir in acht Monaten ein Wachstum, für das bisher sechs Jahre nötig waren”, sagte Berg. Mehr als 70 Prozent der befragten Modemanager gehen davon aus, dass ihr Onlinegeschäft 2020 um 20 Prozent zunehmen wird.
Die Marktanteile könnten sich auch weiter zwischen den Modeunternehmen verschieben, erwarten 45 Prozent der befragten Führungskräfte aus der Branche. Bereits vor der Pandemie verteilte sich die Wertschöpfung auf einige führende Unternehmen während die restlichen Unternehmen es schwer hatten. Diese Kluft ist noch weiter gewachsen und es könnte vermehrt zu Übernahmen kommen, wenn Unternehmen versuchen Marktanteile zu steigern, so die McKinsey-Studie.
Modemanager aus Europa blicken pessimistisch auf 2021
Covid-19 könnte die wichtigste Herausforderung der Branche 2021 bleiben, erwarten 45 Prozent der Umfrageteilnehmer. Das Wirtschaftswachstum und die Kauflaune bleiben wohl weiterhin unter dem Niveau vor der Pandemie. Auch 2021 werden die Umsätze der Modeindustrie wahrscheinlich 15 Prozent unter dem Wert von 2019 bleiben.
Die Auswirkungen von Covid-19 treffen die Unternehmen auch je nach Modesegment und Kontinent anders, zeigen die Umfrageergebnisse von McKinsey. Im mittleren Marktsegment erwarten 55 Prozent der befragten Mode-Manager, dass 2021 schlimmer wird als 2020. Das denken nur 39 Prozent der ihrer Kollegen aus dem Luxussektor und 41 Prozent aus dem preisgünstigen Segment. Ganze 44 Prozent der befragten Modemanager aus Asien erwarten, dass das kommende Jahr besser laufen wird, so denken hingegen nur 24 Prozent ihrer Kollegen aus Nordamerika und 30 Prozent aus Europa.
„Wir glauben, dass das Jahr 2021 weitere Chancen sowohl im preiswerten als auch im Luxus-Segment bringen wird, in denen erstere davon profitieren, dass die Verbraucher in unsicheren Zeiten weniger ausgeben, und letztere von einer starken Erholung in Märkten wie China”, prognostiziert McKinsey.
Bild: Shopping with facemasks | David Visnjic | Andolu Agency via AFP