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Mexx für 21 Millionen Euro verkauft

Von Simone Preuss

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Das türkische Unternehmen Eroglu Holding hat Berichten zufolge insgesamt nur 21 Millionen Euro für das neugestartete niederländische Modelabel Mexx bezahlt, einen Bruchteil der Summe, die Gründer Rattan Chadha von US-Unternehmen Liz Claiborne erhielt - 430 Millionen US-Dollar. Das türkische Textil- und Einzelhandelsunternehmen wurde Ende Januar als neuer Eigentümer von Mexx bekannt gegeben und als Teil der Neueinführung wurde mindestens 160 Mitarbeitern ein Vertrag mit der neuen Muttergesellschaft angeboten.

Obwohl die Untersuchung über die Gründe für Mexx' Absturz in den Bankrott offiziell noch im Gange ist, stellte Frits Kemp, der vom Gericht bestimmte Insolvenzverwalter, in einem ersten Bericht bereits fest, dass die "beunruhigend hohe Anzahl von Vorstandswechseln" ein Auslöser für Mexx' Probleme gewesen sein könnte. Er fügte hinzu, dass der Vorstand von Mexx auch hauptsächlich durch die Angst vor möglichen persönlichen Konsequenzen eines Bankrotts angetrieben war und nicht von dem Wunsch, die Leitung des Unternehmens zu bewahren.

Kemp ist der Ansicht, dass Mexx' Probleme mit seinen Kollektionen anfingen. Dabei schien noch bis Anfang der 90er Jahre alles prima zu laufen beim niederländischen Modelabel, doch dann fiel Mexx in die Hände von Liz Claiborne. Die Marke eröffnete eine Reihe von Geschäften in den USA, darunter einen Flagshipstore auf der berühmten New Yorker Fifth Avenue sowie einen repräsentativen Firmensitz in der Nähe der Autobahn A4 zwischen Amsterdam und dem Flughafen Schiphol. Das Bürogebäude, das sich über mehr als 12.000 Quadratmeter und sechs Etagen erstreckte, kostete Mexx pro Jahr allein 2,25 Millionen Euro.

Mexx wurde Opfer von langweiligen Kollektionen und schlechter Leitung

Im Jahr 2011 wurde Mexx dann von Liz Claiborne an ein anderes US-Unternehmen verkauft, die Gores Group. Zu der Zeit wurde die Marke bereits durch eine Reihe von Rückschlägen geplagt: Die Kunden empfanden die Kollektionen als langweilig und die zunehmende Konkurrenz durch Fast-Fashion-Labels wie Zara und H&M trafen Mexx hart. Die Marke hatte es schwer, irgendwo zwischen günstigeren Modelabels und gehobenen Marken ihre Marktposition zu finden. Der Mangel an einer klar definierten Position machte es Mexx schwer, ein unverwechselbares Image herauszubilden, meint Kemp.

Nach der Übernahme durch die Gores Group wurde eine Reihe von Plänen entwickelt und umgesetzt, um ihre Präsenz durch spezielle Marketingstrategien zu stärken. Dazu gehörte die Einstellung der niederländischen Schauspielerin Carice van Houten als Gesicht der Marke. Die Bemühungen scheiterten jedoch und erzielten nicht die gewünschte Wirkung. 2012 verzeichnete die Gruppe einen Verlust von 86 Millionen Euro und im Jahr 2013 82 Millionen Euro gegenüber einem Umsatz von 452 Millionen Euro.

Das Label ernannte 2013 einen neuen Designer, von dem viele erwarteten, dass er das Image der Marke verändern könne. Aber Kemp glaubt, dass die Änderung der Design-Richtung der Kollektionen wegen der anhaltenden internen Umstrukturierungen nicht ausreichend unterstützt wurde. Während und nach der Übernahme durch die Gores Group litt die interne Organisation von Mexx an Personalmangel und schwachem Management, so die damals Beteiligten. Es gab keine klare und konsistente Zukunftsvision, nach der die Mitarbeiter streben konnten, und aufgrund der schnellen Personalwechsel gab es keine solide Basis für Kontinuität, wodurch Zuständigkeiten falsch verteilt waren, findet Kemp.

Mexx schloss Anfang 2014 seinen Online-Shop und kündigte an, seine Kollektioen würden frisch und innovativ, mit einem erneuerten Fokus auf Amsterdam, dem Entstehungsort der Marke. Die neu gestalteten Kollektionen kamen Ende August 2014 in die Geschäfte, aber laut Kemp war dies zu wenig und zu spät, was letztlich dazu führte, dass die Gores Group, die finanzielle Entscheidungen allein traf, Mexx den Geldhahn zudrehte.

Der Mexx-Vorstand offenbarte Kemp, dass die US-Muttergesellschaft in der Vergangenheit immer neue finanzielle Mittel bereitgestellt hatte, wenn dies nötig war, aber im November 2014 stellte sich heraus, dass sie zum ersten Mal nicht mehr bereit war, mit den Finanzinfusionen weiterzumachen. Ein paar vergebliche Gespräche wurden geführt, aber weil der Vorstand sich nicht traute, neue Aufgaben zu übernehmen, musste das Label bald Konkurs anmelden.

Kemp fügte hinzu, dass die Nachricht des bevorstehenden Bankrotts durch die Medien die Mitarbeiter und Einzelhändler überraschend traf und in Panik versetzte, da niemand davon gewusst hatte. Laut Kemp wurde er von Anfragen durch Einzel-und Großhandelskunden überschwemmt, mehr als hundert Lieferanten, Geldgebern, Vermietern und Eigentümern. Niederlassungen im Ausland und ihre gut 2000 Mitarbeiter verlangten ebenfalls nach mehr Informationen.

Acht der insgesamt 19 Geschäfte in den Niederlanden werden Teil der Neueinführung von Mexx sein, darunter Standorte in Amersfoort, dem Amsterdam Schiphol Plaza, Den Bosch, Den Haag, Maastricht, Nijmegen und Roermond, sowie 32 Shop-in-Shops im niederländischen Kaufhaus V & D.

Text: Yasmine Esser, Übersetzung: Simone Preuss
Mexx