Modehändler Erlebe Wigner: Wünschen uns Chancengleichheit und eine unterstützende Politik
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Der Concept-Store Erlebe Wigner in Zirndorf bei Nürnberg setzt auf Kontinuität und eine authentische Ansprache seiner multigenerationalen Kundschaftsstruktur, um auch in einer sich stetig verändernden Handelslandschaft erfolgreich zu sein. Das Gespräch mit dem Betreiberehepaar Ellen und Eberhard Wigner offenbart eine gelebte Philosophie, die Handel und Customer Experience harmonisch miteinander verbindet.
Wo sind Sie ansässig und wie haben Sie den Standort ausgewählt?
Eberhard Wigner: Das Modehaus Wigner gab es schon seit vielen Jahren in der Innenstadt von Zirndorf. 2001 haben wir den Schritt von der Innenstadt an die Rothenburger Straße zwischen Zirndorf und Oberasbach vollzogen. Der Umzug ermöglichte uns nicht nur eine verbesserte Erreichbarkeit, sondern eröffnete uns auch einen größeren Einzugsbereich sowie genügend eigene Parkplätze für unsere Kundschaft. Wir sind nach wie vor sehr glücklich mit diesem Schritt, auch wenn es ein großes Investment war.
Wie gestaltet sich Ihr Sortiment?
Ellen Wigner: Unser Sortiment umfasst Damen- und Herrenbekleidung, Schuhe, eine umfangreiche Buchabteilung, Geschenke, Feinkost, ein Restaurant und eine Kulturbühne. Unser Ziel ist es, einen einladenden Ort zu schaffen, in dem sich Menschen unterschiedlicher Generationen wohlfühlen.
Welche Strategien setzen Sie ein, um Kundschaft zu Fans zu machen?
Ellen Wigner: Wir setzen auf Vielfalt und Begegnung. Mit 120 jährlichen Workshops und Abendveranstaltungen, darunter Musik, Lesungen und Comedy, möchten wir unsere Kund:innen und Gäste begeistern. Unser Ziel ist es, das Mode- und Lifestylehaus als Ort der Inspiration zu etablieren und eine echte Beziehung zu unserer Kundschaft herzustellen. Wir wollen aus diesem Ort einen Wohlfühlort machen. Alle Touchpoints mit der Kundschaft liegen in unserer Hand. Wir kümmern uns inhouse um das Marketing, das Kundenmagazin und die Website.
Eberhard Wigner: Dass uns die Kund:innenbindung ganz gut gelungen ist, haben wir während Corona gesehen, als wir selbst nicht wussten, ob wir da durchkommen. Da gab es einen hohen Zuspruch. Viele unserer Kund:innen haben ins Blaue hinein zum Teil richtig hohe Gutscheine gekauft. Das haben wir ihnen bis heute nicht vergessen. Daran sieht man auch, dass das eine ganz besondere Beziehung ist.
Wie kam Ihnen die Idee, diesen besonderen Mix aus Mode, Kultur und Gastronomie anzubieten?
Ellen Wigner: ‘Erlebe Wigner‘ war von Anfang an als ‘Lebensraum‘ angedacht, als ein sozialer Raum, in dem Menschen verschiedener Generationen sich treffen und austauschen können. Unsere Gäste sollen sich wohlfühlen und das Haus als Ort der Begegnung erleben. Die Kund:innen kommen teilweise zum Frühstück ins Restaurant und gehen um 18:00 Uhr, wenn der Laden schließt. Sie kommen mit der ganzen Familie.
Kann stationärer Handel überhaupt noch funktionieren?
Eberhard Wigner: Ja, natürlich kann stationärer Handel noch funktionieren, wenn man Handel anders denkt! Der stationäre Handel kann erfolgreich sein, wenn er die grundlegenden Bedürfnisse der Menschen anspricht. Da ändert sich auch die nächsten 20.000 Jahre nichts, technologischem Fortschritt und Künstlicher Intelligenz zum Trotz. Das Bedürfnis nach menschlichem Austausch, Sicherheit und Tradition bleibt.
Immer mehr Händler:innen hören aus unterschiedlichen Gründen auf, sind insolvent, oder sparen an der falschen Stelle. Denn gerade in Zeiten wie diesen müssen sie Haltung nicht nur zeigen, sondern sie müssen Haltung haben!
Ellen Wigner: Essentiell ist auch das Team. Wir trainieren unsere Mitarbeitenden jede Woche zu unterschiedlichen Themen. Denn es sind die Menschen, die die Marke formen. Auch Fachwissen allein reicht nicht, ich muss mich auch auf das Gegenüber einstellen können. Ich muss wissen, welche Art von Kund:in steht vor mir und was die Person sucht. Kommt jemand, der Vertrauen und Geborgenheit sucht oder kommt jemand, der genau weiß, was er oder sie will. Daran muss ich meine Beratung anpassen. Gute Einkäufer:innen für alle Bereiche sind entscheidend. Unser Ziel ist es, für verschiedene Zielgruppen einzukaufen und gleichzeitig eine konsistente Modeerfahrung zu bieten.
Wie gestaltet sich Ihr Ansatz für den Einkauf und die Ansprache unterschiedlicher Zielgruppen?
Eberhard Wigner: Wir setzen auf einen einheitlichen Modegrad im gesamten Sortiment. Bei den Damen beginnt die Einstiegspreislage bei Only. Only ist eine junge, modische Marke, aber die kann ich genauso gut mit einem Blazer von Marc Cain kombinieren. Vielleicht legt die Person wert auf den schicken, wertigen Blazer, dann kauft sie ihn bei Marc Cain, Riani oder Marc Aurel. Aber sie nimmt dann vielleicht noch drei Tops, die farblich dazu passen, von Only mit. Das passt gut und ergänzt sich, denn beides ist Fashion und keine Bekleidung. Bekleidung heißt für uns: wenn es draußen regnet, habe ich einen Regenschirm und einen Regenmantel. Aber wir möchten Mode verkaufen. In Mode sollen sich die Kund:innen wohlfühlen, schick sein. Mode ziehen sie an, was sie etwas Besonderes machen, mal schön Essen gehen, vielleicht ins Theater.
Was würden Sie sich von der Politik wünschen?
Eberhard Wigner: Stabilität und Planbarkeit sind uns wichtig. Die Erhöhung der Mehrwertsteuer in der Gastronomie, die dauerhaft bei sieben Prozent versprochen wurde, sehen wir sehr kritisch. Auch die Ladenöffnungszeiten in Bayern sehen wir als einen Wettbewerbsnachteil gegenüber dem Onlinehandel. Wir wünschen uns Chancengleichheit und eine unterstützende Politik, um den Herausforderungen des Marktes gerecht zu werden.
Wann würden Sie gerne öffnen?
Eberhard Wigner: Unsere Traumöffnungszeit hieße, dann da zu sein, wenn die Kund:innen auch da sind. Ein Beispiel: Wenn wir eine Abendveranstaltung haben, kann diese auch einmal bis 23 oder 0 Uhr gehen, dann möchten wir auch da auch noch etwas verkaufen können.