Modeunternehmen zahlen fast 1,5 Millionen US-Dollar Entschädigung an Bekleidungsarbeiter:innen
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Gleich vier Modeunternehmen haben sich zu Beginn des neuen Jahres bereiterklärt, Bekleidungsarbeiter:innen für Missstände am Arbeitsplatz zu entschädigen: der kalifornische Zulieferer Good Cash wird über eine Million US-Dollar an 165 Arbeiter:innen für Lohnrückstände und als Entschädigung zahlen, und drei große Modeunternehmen - Tommy Hilfiger-Mutterkonzern PVH, YogaJeans-Mutter Second Clothing und die britische Traditionsmarke Barbour, haben sich bereit erklärt, Entschädigungen in Höhe von fast 420.600 US-Dollar (rund 384.140) an Bekleidungsarbeiter:innen in Mauritius zu zahlen.
Freiwillig tun dies die Unternehmen nicht - in beiden Fällen gingen Ermittlungen voraus, die Missstände in den Herstellungsbetrieben feststellten. In Kalifornien war es das Arbeitsministerium selbst, das herausfand, dass das Unternehmen Good Cash LLC samt der Tochterbetriebe Good Cash Inc., Premium Quality Apparel LLC und Premium Quality Apparel Inc. es „vorsätzlich versäumte, Mitarbeiter:innen, die durchschnittlich 52 Stunden pro Woche arbeiteten, Überstundenzuschläge für mehr als 40 Stunden pro Woche zu zahlen“. Außerdem stellte das Ministerium fest, dass „Lohnunterlagen gefälscht und gefälschte Schecks ausgestellt“ wurden, um illegalen Lohnpraktiken zu verschleiern.
Unvergütete Überstunden, Zwangsarbeit und gefälschte Unterlagen
Wanderarbeitskräfte bei R.E.A.L Garments Ltd in Mauritius, das Bekleidung für Marken wie Diesel und Armani herstellt, sollen nach der Veröffentlichung einer Untersuchung von Transparentem, einer US-amerikanischen Non-Profit-Organisation, die sich mit der Untersuchung von Arbeitsrechten befasst, von PVH, Barbour und Second Clothing eine Rückerstattung der Vermittlungsgebühren und der damit verbundenen Kosten erhalten.
Im ostafrikanischen Staat, der normalerweise für seine Strände und Korallenriffe bekannt ist, entdeckte die US-amerikanische Non-Profit-Organisation auch zahlreiche Indikatoren für Zwangsarbeit bei R.E.A.L. Ebenso deckte die Organisation, die sich der Untersuchung von Arbeitsrechten widmet, mehrere Menschenrechtsverletzungen auf, einschließlich unrechtmäßiger Anwerbegebühren, die von den Arbeitnehmer:innen gezahlt werden mussten, betrügerische Praktiken, Einschüchterung und schlechte Lebensbedingungen, wie Mangel an sauberem Trinkwasser sowie Kakerlaken und Bettwanzen.
Dies ergab sich aus Interviews mit 83 Beschäftigten von fünf Bekleidungsfabriken in den Jahren 2022 und 2023. Transparentem veröffentlichte seine Erkenntnisse in dem Bericht „I Came Here with So Many Dreams”: Labor Rights Abuses & the Need for Change in Mauritius’ Apparel Factories“ und wandte sich an 18 Einkäufer:innen, darunter Unternehmen wie Asos, Armani, Boden, PVH, Diesel und die Foschini Group, die Muttergesellschaft der britischen Marken Whistles und Hobbs.
Nonprofit Transparentem wendet sich an Modeunternehmen
PVH, Second Clothing und Barbour verpflichteten sich daraufhin, die Arbeiter:innen von R.E.A.L. Garments für die illegalen Vermittlungsgebühren zu entschädigen, die ihnen nach der Durchführung unabhängiger Bewertungen der Fabrikbedingungen entstanden waren. PVH verpflichtete sich zur Rückzahlung von rund 390.000 US-Dollar (gut 356.000 Euro), während Barbour rund 19.500 US-Dollar (rund 17.800 Euro) und Second Clothing etwa 10.600 US-Dollar (knapp 9.700 Euro) übernahm.
Sieben der von Transparentem kontaktierten Marken - Armani, Asos, Boardriders, Foxcroft/The Apparel Group, John Lewis Partnership, Kontoor Brands und Western Glove Works, lehnten eine Beteiligung ab, einige mit der Begründung, keine Ware mehr von R.E.A.L. zu beziehen; keines der Unternehmen leugnete jedoch, dessen Dienste zuvor in Anspruch genommen zu haben.
„Die Wanderarbeiter:innen haben großen Mut bewiesen, indem sie durch Transparentem Zeugnis abgelegten. Bislang haben nur drei Marken durch ihr Handeln gezeigt, dass sie ihnen wirklich zugehört haben. Die Kosten einer Reform sind hoch. Aber die Kosten einer unterlassenen Reform sind noch höher“, kommentierte Transparentem-Präsident Ben Skinner gegenüber dem Guardian.
„Die Beschäftigten in der Bekleidungsindustrie unterliegen häufig strengen Produktionsanforderungen und erhalten einige der niedrigsten Löhne im Lande. Das Beschäftigungsmodell in der Bekleidungsindustrie umfasst mehrere Schichten von Auftragnehmenden und Unterauftragnehmenden und macht die Beschäftigten anfällig für Lohndiebstahl und Ausbeutung. Dieser Fall zeigt, dass die für Löhne und Arbeitsstunden zuständige Abteilung die Arbeitgeber:innen entlang der gesamten Lieferkette zur Rechenschaft ziehen wird, um sicherzustellen, dass die Arbeitnehmer:innen den Lohn erhalten, den sie verdient haben, und die Rechte, die ihnen gesetzlich zustehen“, sagte die für die Lohn- und Arbeitsbedingungen des kalifornischen Arbeitsministerium zuständige Beamtin Jessica Looman.
Die Einigung gilt als der bisher größte Ausgleich für die kalifornischen Bekleidungsarbeiter:innen.