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MS Mode: "Finanzielle Fehler" führten zum Konkurs

Von Anne Buis

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Ursache für den Konkurs des niederländischen Bekleidungshändlers MS Mode war eine riskante Finanzierungsstruktur, die viel zu lange beibehalten wurde. Das geht aus einem Bericht der beiden Insolvenzverwalter Frits Kemp und Cees de Jong hervor.

Seit der Übernahme im Jahr 2011 lieh die niederländische Rabobank dem Modehändler Geld. Das reichte aber nicht aus, um kurzfristige finanzielle Belastungen zu kompensieren. Zweimal jährlich ergaben sich Defizite in Höhe von 15 Millionen Euro. Die wurden durch eine besondere Konstruktion aufgefangen: Die Rabobank gab kurzfristige Kredite an Cool Investments, ein Unternehmen von Roland Kahn und Jaco Scheffers, den Eigentümern von MS Mode, Coolcats und America Today. Diese millionenschweren Kredite, die unter anderem dazu dienten, neue Kollektion zu finanzieren, wurden monatlich zurückgezahlt.

Anfangs funktionierte dieses Konstrukt, weil MS Mode gute Geschäfte machte und Zuwächse verbuchen konnte. Daher wurde die Kreditvereinbarung, die auf die Situation nach der Übernahme zugeschnitten gewesen war, im Jahr 2015 zu verbesserten Konditionen verlängert.

Kurzfristige Kredite brachten MS Mode in Schwierigkeiten

Ende 2015 traten allerdings erste Probleme auf: Aufgrund des warmen Herbstes litten die Umsätze und verfehlten die Vorgaben der Rabobank. Im Frühjahr 2016 verlegte die Bank MS Mode in die Abteilung für „besondere Kredite“ und suchte das Gespräch mit dem Modehändler: Sie kündigte an, keine weiteren Mittel zur Verfügung zu stellen, und forderte die Rückzahlung der ausstehenden Kredite über dreißig Millionen Euro bis zum 1. Juli 2016. Zudem erhob die Bank Anspruch auf Pfandrechte an nahezu allen Vermögenswerten von MS Mode. Die Aktionäre des Modehändlers erklärten sich bereit, die Finanzierung bei entsprechenden Sicherheiten selbst zu übernehmen, was die Rabobank ablehnte.

Mitte Mai präsentierte MS Mode der Bank einen Sanierungsplan. Die Restrukturierung sollte auf der Basis einer Ende März vorgelegten Umsatzprognose vollzogen werden. Im zweiten Quartal sanken die Erlöse allerdings weiter, die Erwartungen konnten nicht erfüllt werden. Im Juni stellte die Muttergesellschaft Cool Investments die Vergabe von kurzfristigen Krediten an MS Mode ein.

In der dritten Juliwoche wurde der Verkaufsprozess für MS Mode eingeleitet. Fünfzig potenzielle Interessenten wurden kontaktiert, alle zogen sich aber aufgrund des engen Zeitrahmens und der großen Probleme zurück. Am 4. August stellte die Rabobank den Kredit fällig, bereits am Vortag hatte MS Mode um die Aussetzung der Zahlungen gebeten, die am 5. August bestätigt wurde. Am 11. August wurde der Aufschub in eine Insolvenz umgewandelt.

Riskante Finanzierungskonstrukte führten zur Insolvenz

Die Insolvenzverwalter führten verschiedene Gründe für die Liquiditätslücke an, die den Bankrott verursachte. Sie verwiesen auf den Kursanstieg des US-Dollar seit dem Juli 2015 und die insgesamt rückläufige Nachfrage nach Damenmode im Einzelhandel. Zudem seien die Erlöse der französischen Tochtergesellschaft von MS Mode aufgrund enttäuschender Kollektionen und der Auswirkungen von Terroranschlägen und Streiks hinter den Erwartungen zurückgeblieben. Auch das Sortiment stimmte nicht: Die Einkäufer konzentrierten sich auf das „smarte“ Teile, die Kundinnen hätten ein legeres Angebot bevorzugt. Darüber hinaus trugen veraltete Shops, zu geringe Investitionen, der warme Winter sowie schwache Margen bei Mänteln und Outerwear dazu bei, dass die Zahlen abrutschten. „Es gibt auch die Ansicht, dass im Plus-Size-Segment eine Modernisierung vonstatten geht, auf die MS Mode nicht hinreichend vorbereitet war,“ erklärten die Insolvenzverwalter in ihrem Bericht.

Doch nach Ansicht der Administratoren trugen die finanziellen Vereinbarungen mit der Rabobank einen ebenso großen Teil zum Niedergang bei. „Die Finanzierung des Unternehmens war seit 2011 nicht hinreichend geregelt, weil sie zu sehr auf kurzfristigen Krediten basierte,“ erklärten sie. So lange ein positives EBITDA erzielt wurde, sei das kein Problem gewesen. Das habe sich geändert, als das EBITDA 2016 negativ ausfiel. „Hinzu kommt, dass das Unternehmen über zu geringe Reserven verfügte, um Rückschläge wie zwei enttäuschende Saisons und Fehler in der Beschaffung verkraften zu können,“ erklärten Kemp und De Jong.

Gegenüber dem niederländischen Wirtschaftsblatt FD erklärten sie, dass „Gespräche über die kurzfristigen Kredite“ bereits 2013 nötig gewesen wären – zu einer Zeit also, „als es MS Mode noch gut ging“. „Jemand hat geschlafen und die Situation so lange weiterlaufen lassen,“ sagte Cees de Jong der Zeitung. Warum MS Mode und die Rabobank nichts geändert hätten, sei nicht erklärbar. Beide Insolvenzverwalter hielten das Finanzierungsmodell für einen Fehler. Nach Aussage von Kemp habe die Konstruktion MS Mode „äußerst verwundbar gemacht, weil die Margen gering waren und ein Rückschlag jederzeit kommen konnte“.

MS Mode hatte mit massiven Liquiditätsproblemen zu kämpfen

Nach Berechnungen des FD dürfte der Bankrott die Rabobank etwa zwanzig Millionen Euro kosten. Einen Teil davon – annähernd 13 Millionen Euro – wird die Bank durch den Verkauf von Lagerbeständen ausgleichen können. Der Verkauf der Läden brachte 8,1 Millionen Euro ein. Roland Kahn verlor durch die Insolvenz 4,5 Millionen Euro, bekommt aber durch den Neustart der Firma eine weitere Chance.

Nach Ansicht der Kuratoren hat Roland Kahn zusammen mit GA Europe das offene Bieterverfahren zu seinem Vorteil genutzt. Wie viel die Übernahme tatsächlich gekostet hat, ist aber nicht bekannt. Auch wenn eine Million Euro für Goodwill und Inventar gezahlt wurde, steckte der größte Wert in den Warenbeständen. Die brachten der FD zufolge zwölf Millionen Euro ein. Trotzdem wird es nach Meinung von Experten „mehrere zehn Millionen“ kosten, MS Mode wieder zum Leben zu erwecken. Es ist fraglich, ob es eine Bank gibt, die bereit ist, dabei mitzuhelfen.

Mindestens neunzig der 134 niederländischen Filialen von MS Mode sollen beim Neustart erhalten bleiben, viele mit der alten Belegschaft. „Auch die Shops im Ausland werden weiterbetrieben,“ erklärten die Insolvenzverwalter Kemp und De Jong. Neben jungen Mitarbeitern würden auch ältere weiterbeschäftigt, allerdings zu geringeren Löhnen, sagte Kemp in der FD. Die bisherige Bezahlung sei „überdurchschnittlich hoch“ gewesen. 2015 beliefen sich die Personalkosten bei einem Gesamtumsatz von 235 Millionen Euro auf 59 Millionen Euro. Das neue Konzept von MS Mode soll nach dem Ausverkauf im Januar eingeführt werden.

Der Originalartikel von Anne Buis ist auf Fashionunited.nl erschienen. Aus dem Niederländischen übersetzt und bearbeitet von Jan Schroder

Fotos: MS Mode, FashionUnited
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