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MS Mode: Neustart mit altem Eigentümer

Von FashionUnited

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Der insolvente niederländische Bekleidungshändler MS Mode wird mit dem früheren Eigentümer Coolinvestments einen Neustart wagen. GA Europe, ein Spezialist für die Restrukturierung von Einzelhandelsunternehmen, übernimmt vorerst die Aktivitäten, nachdem sich die beiden Insolvenzverwalter Frits Kemp und Cees de Jong mit der Rabobank, GA Europe und Coolinvestments über einen Neuanfang für das Unternehmen geeinigt haben.

Der Unternehmensberater GA Europe, der bereits den niederländischen Schuhfilialisten Schoenenreus restrukturiert hat, arbeitet derzeit an einem Plan, um MS „finanziell und operativ wieder gesund“ zu machen. Die Läden sollen vorläufig offenbleiben, um den Abverkauf der Lagerbestände zu gewährleisten. Nach dieser Phase soll MS Mode seine Geschäfte als Teil der Coolinvestments Group fortsetzen.

Wie die Zukunft von MS Mode letztlich aussehen wird, ist aber noch unklar. Das wird erst in „einigen Wochen“ feststehen. „GA Europe wird jetzt untersuchen, welche Maßnahmen im In- und Ausland für einen soliden Geschäftsbetrieb nötig sind und so schnell wie möglich Klarheit für die Kunden, Mitarbeiter und Partner schaffen“, erklärten Kemp und de Jong in einer Pressemitteilung.

Es war nicht einfach, nach der Insolvenz einen Eigentümer für MS Mode zu finden. Zwar bestand durchaus großes Interesse an dem internationalen Modehändler, aber die Finanzierung eines Neuanfangs erschien so problematisch, dass zahlreiche Interessenten absprangen. Der Betriebsrat von MS Mode hatte sich daher mit einem „dringenden Apell“ an den bestehenden Eigentümer Coolinvestments gewandt, der sich daraufhin doch noch bereiterklärte, in den Neustart zu investieren. „Dieser Neuanfang ist eine sehr gute Nachricht für die vielen Mitarbeiter und die vielen Kunden, denen MS Mode am Herzen liegt“, erklärten die Insolvenzverwalter.

GA Europe soll MS Mode restrukturieren

Es ist eine überraschende Wende, den Roland Kahn und sein Geschäftspartner Jaco Scheffers, die hinter Coolinvestmentes stehen und schon vor dem Konkurs die Eigentümer von MS Mode waren, hatten Anfangs kein Interesse gezeigt, das Unternehmen zu behalten. „Wir sind nicht dabei, ein Angebot vorzubereiten“, hatte Scheffers im August gegenüber dem niederländischen Medienhaus NRC erklärt. Das wäre auch „nicht logisch“, sagte der Geschäftspartner von Kahn damals, nach dem Scheitern sei „ihre Zeit vorbei“ gewesen. Danach soll die R&S Holding an dem insolventen Unternehmen interessiert gewesen sein, was aber nie offiziell bestätigt wurde.

Roland Kahn erklärte Anfang September in einem Interview mit RTL Z, dass er die Kontrolle der Geschäftsführung von MS Mode vernachlässigt habe, weil er mit V&D über eine Übernahme verhandelte. „Diese Gespräche haben unsere Konzentration auf MS Mode beeinträchtigt. Wir hatten großes Vertrauen in das Management, aber es sind Fehler gemacht worden. Die hätten vielleicht verhindert werden können, wenn wir uns weniger mit V&D beschäftigt hätten.“ Trotzdem habe die Hausbank Rabobank das Unternehmen aus seiner Sicht zu Unrecht fallen lassen. Kahn zufolge sei MS Mode „absolut“ überlebensfähig gewesen. Er hätte nur noch anderthalb Jahre benötigt, um die Handelskette zu sanieren. „Wir haben die Bank nicht aufgefordert, mehr Geld nachzuschießen. Sie wollte aber den Kredit auf Null reduzieren“, verriet Kahn. „Als es regnete, hätten wir einen größeren oder zumindest denselben Schirm gebraucht, aber es gab gar keinen Schirm mehr“, sagte er.

MS Mode hatte im August Insolvenz angemeldet

Anfang August hatte MS Mode um Zahlungsaufschub bitten müssen, am 11. August wurde dann Insolvenz angemeldet. Das Unternehmen begründete das mit „enttäuschenden Ergebnissen aufgrund der schlechten Stimmung in der Modebranche“. Auch der milde Winter spielte eine Rolle. Es wurde weniger Winterkleidung verkauft, nur mit hohen Rabatten konnten die Bestände reduziert werden.

So waren kurzfristig sieben Millionen Euro nötig, um die Kette zu retten. Die Rabobank, die bereits Kredite im Volumen von dreißig Millionen Euro an MS Mode vergeben hatte, hielt die Finanzierung für zu riskant. Auch die Anteilseigner waren nicht zu Zahlungen bereit, weil sie befürchteten, dass sieben Millionen Euro nicht ausreichen würden. Dem Unternehmen blieb nichts anderes übrig, als um eine Stundung von Zahlungen zu bitten.

Kurz nach der Insolvenz schlossen die Verwalter zeitweilig alle Filialen, weil sie sich vorerst nicht mit der Rabobank einigen konnten, die Anspruch auf die gesamten Ladeneinnahmen einschließlich der Mehrwertsteuer erhob. Nachdem ein Wochenende verhandelt wurde und beide Parteien eine Übereinkunft erzielen konnten, öffneten sich die Türen am Montag, den 15. August, aber wieder.

Der Damenmodehändler verfügt über fast 400 Filialen in sechs europäischen Ländern

MS Mode ist auf Damenbekleidung in großen Größen spezialisiert und verfügt über fast 400 Filialen in den Niederlanden, Belgien, Luxemburg, Deutschland, Frankreich und Spanien. Das Unternehmen beschäftigt rund 2.300 Mitarbeiter, davon 600 in den 130 niederländischen Läden. Die Modekette wurde 1964 von Max Abram gegründet. Später gehörte sie wie V&D und Bijenkorf zu Maxida. 2010 wurde MS Mode von Excellent Retail Brands, dem Mode-Imperium des Einzelhandelsunternehmers Roland Kahn, übernommen. Zum Konzern gehören auch die Marken Coolcat, Sapph, America Today und Wonder Woman.

Artikel: Anne Buis für Fashionunited.nl. Übersetzt und bearbeitet von Jan Schroder

Fotos: MS Mode via Facebook
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