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Neue Stoffe für weniger Mikroplastik

Von Regina Henkel

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Kunstfasern stehen in dem Verdacht, maßgeblich zur Verschmutzung unserer Umwelt mit Mikroplastik beizutragen. Jetzt haben die Stoffhersteller reagiert und bringen eine Reihe neuer Lösungen auf den Markt.

Als Mikroplastik werden feste und unlösliche synthetische Polymere – also Kunststoffe - bezeichnet, die kleiner als fünf Millimeter sind. Sie sind mit bloßem Auge kaum zu erkennen und bedrohen dennoch unsere Umwelt. Der winzige Kunststoffmüll wurde in Seen, Flüssen und Meeren gefunden, in den Sedimenten am Boden von Gewässern, sogar in der Tiefsee und in abgelegenen Meeresregionen wie der Arktis. Laut Greenpeace gibt es kaum ein Gewässer mehr auf der Welt, das nicht „plastikverseucht“ ist. Das Problem ist klar: Die winzigen Plastikteilchen sind wasserunlöslich und schwer abbaubar, und sie gelangen über die Nahrungskette schließlich in den menschlichen Organismus. Welche Kunststoffe genau die Probleme verursachen und wie sie in die Umwelt gelangen wird gerade erforscht. Gleichzeitig arbeiten Textilunternehmen daran, neue Lösungen zu entwickeln.

Polartec: fünfmal weniger Faserverlust

Mit dem Launch von Polartec Power Air präsentiert der größte Fleeceproduzent der Welt einen Stoff, der mit weiterhin hervorragenden funktionellen Eigenschaften einen fünfmal geringeren Faserverlust verspricht als andere Premium Midlayer Textilien. Die flauschigen Fleece waren deshalb lange so beliebt, weil die hochflorige Strickkonstruktion prima dazu geeignet ist, Wärme zu speichern. Die langen, freiliegenden Fasern können sich beim Tragen oder Waschen jedoch herauslösen. Mit Polartec Power Air wurde nun eine neue, revolutionäre Strickkonstruktion entwickelt, die Fasern einschließt, in dem zwei Oberflächen individuelle Lufttaschen bilden, die auch gleichzeitig Wärme speichern. Gerade wurde Polartec Power Air vom World Textile Information Network mit dem Future Textile Award als beste Innovation in der Kategorie „Nachhaltige Textilien“ prämiert.

Pontetorto: biologisch abbaubare Zellulosefasern

Der italienische Stoff-Produzent Pontetorto hat im letzten Jahr den weltweit ersten Fleece-Stoff mit einer angerauten Innenseite vorgestellt, deren Fasern biologisch abbaubar sind, auch im Meerwasser. Biopile ist damit der erste Fleece-Stoff, des­sen Faserflor kein gefährliches Mikroplastik absondert, weil der Faserflor zu 100 Prozent aus der Holz-Zellulosefaser Ten­cel der Firma Lenzing stammt. Tencel ist biolo­gisch abbaubar undzersetzt sich in jeder Umgebung in rund 90 Tagen rück­standsfrei. Auf der glatten Außen­seite des Stoffes wird jedoch (recyceltes) Polyester verwendet.

Der Stoff wurde gemeinsam mit dem Outdoor-Unternehmen Vaude entwickelt und von der Textil-Fachmesse Performance Days mit dem Eco Performance Award ausgezeichnet.

Primaloft Bio: Zersetzung durch Bakterien

PrimaLoft, Inc., einer der führenden Anbieter von Isolationsfasern, präsentiert mit PrimaLoft Bio die erste synthetische Isolation komplett aus recycelten und biologisch abbaubaren Fasern. Biologisch abbaubar bedeutet hier, dass sich die Faser unter den Bedingungen einer Mülldeponie nach etwas mehr als einem Jahr fast vollständig zersetzt hat. Konventionelle Polyester-Fasern benötigen dazu viele Jahrzehnte. Ab Herbst 2020 soll die neue Faser auf dem Markt sein.

Möglich wurde die neue Biofaser durch eine spezielle Behandlung, die sie attraktiver für natürlich vorkommende Mikroben auf Mülldeponien oder im Ozean macht. Diese Mikroben verdauen die Fasern schneller und sorgen dafür, dass die Faser zersetzt wird und so ihren Weg zurück in die Natur findet. Der biologische Abbauprozess lässt nur Wasser, Methan, CO2 und Biomasse (tote Organismen, organische Rückstände) zurück.

Fotos: Polartec & Vaude

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