Neue Strategie: Hugo Boss setzt auf Effizienz und Damenmode
Der Metzinger Modekonzern Hugo Boss AG treibt seine Reformbemühungen weiter voran. Am Dienstagabend kündigte das Unternehmen ein neues, mittelfristig angelegtes Programm namens „Claim 5 Touchdown“ an.
Es schreibt die Strategie „Claim 5“ fort, die CEO Daniel Grieder nach seinem Amtsantritt im Sommer 2021 lanciert hatte. „Claim 5 war eine Wachstumsstrategie. Es ging darum, die Marke aufzufrischen und wieder auf die Bühne zu bringen, und wir haben alle diese Ziele erreicht“, betonte Grieder während einer Telefonkonferenz am Mittwoch. „Wir wollen nun in eine zweite Phase gehen, in der wir uns auf die Profitabilität und das Ergebnis konzentrieren.“
Das neue Konzept, das am Dienstag vom Vorstand und Aufsichtsrat beschlossen wurde, gilt für die Jahre bis 2028. „Die Umsetzung wird sich auf drei zentrale Bereiche konzentrieren: Marke, Vertrieb und Operations“, erklärt das Unternehmen in einer Mitteilung. Diese Prioritäten würden „die Effizienz steigern und die Voraussetzungen für langfristiges, profitables Wachstum schaffen“.
Mit den Maßnahmen will der Konzern zudem „die Free-Cashflow-Generierung deutlich beschleunigen“. Ziel sei es, „ab 2026 durchschnittliche jährliche Free Cashflows von rund 300 Millionen Euro zu erzielen“.
Hugo Boss schafft „eigenständiges Powerhouse“ für Damenmode
Großes Potenzial für profitables Wachstum sieht das Unternehmen insbesondere im Damenmode-Bereich. Um dieses zu nutzen, ist eine Strukturreform geplant. Geschaffen werden „zwei eigenständige Powerhouses für Menswear und Womenswear“, die Synergien zwischen den beiden Konzernmarken Boss und Hugo erschließen sollen.
Im Zuge der Reform werden alle Damenmode-Aktivitäten unter einem Dach zusammengeführt. Ziel sei es eine „klare DNA“ für das Womenswear-Sortiment herauszuarbeiten und eine übergreifende Markenaussage zu formulieren. Neben den Bekleidungskollektionen soll diese auch Kategorien wie Schuhe, Accessoires und Handtaschen umfassen.
Das Unternehmen verkündete, für die Leitung dieses Bereichs bereits eine Führungskraft von einer namhaften internationalen Damenmode-Marke verpflichtet zu haben, die im Januar ihren neuen Posten antreten wird.
Im Bereich Boss Menswear setzt das Management darauf, die „starke Positionierung als 24/7-Lifestyle-Marke“ weiter auszubauen. Das Label Hugo werde „seine Identität mit einer geschärften Positionierung und einer zugänglicheren Produktpalette weiterentwickeln und sich noch stärker auf Contemporary Tailoring konzentrieren“.
Das Management setzt auf Effizienzsteigerungen, plant aber keine Entlassungen
Der Konzern kündigte zudem an, das eigene Storeportfolio weiter zu optimieren, um „das Kundenerlebnis kontinuierlich zu verbessern und gleichzeitig die Flächenproduktivität und die Effizienz im eigenen Einzelhandel zu steigern“. Im Großhandelsgeschäft werde der Bekleidungsanbieter „strategische Partnerschaften ausbauen, einen selektiveren Sortimentsansatz verfolgen und sein Franchisegeschäft ausweiten“. Zudem sollen die digitalen Vertriebskanäle weiter gestärkt werden.
Ansonsten setzt das Unternehmen auf Optimierungen „entlang der gesamten Wertschöpfungskette“, um seine Ziele zu erreichen. „Zu den wichtigsten Prioritäten gehören weitere Effizienzsteigerungen im Bereich Beschaffung durch die kontinuierliche Optimierung des Lieferantennetzwerks, eine Bevorzugung von Seefracht und kürzere Lieferzeiten“, heißt es in einer Mitteilung. Darüber hinaus sollen durch den verstärkten Einsatz von neuen Technologien und Künstlicher Intelligenz (KI) in den Planungsprozessen „schnellere und intelligentere Entscheidungen“ ermöglicht werden. Entlassungen sind zum gegenwärtigen Zeitpunkt aber nicht vorgesehen.
„Jahr der Anpassung“: Für 2026 werden Umsatzeinbußen und ein geringeres Betriebsergebnis prognostiziert
Die vorgestellten Maßnahmen sollen mittelfristig Früchte tragen, erst einmal nimmt der Bekleidungsanbieter aber Einbußen in Kauf. „2026 wird ein Jahr der Anpassung sein, in dem das Geschäft durch die Straffung von Prozessen, die Überarbeitung des Sortiments und die Optimierung des Vertriebsnetzwerks gestärkt wird“, teilte das Unternehmen mit. „Vor dem Hintergrund einer bewussten Refokussierung der Marken und Vertriebskanäle wird für 2026 ein währungsbereinigter Umsatzrückgang im mittleren bis hohen einstelligen Bereich erwartet, bevor 2027 eine Rückkehr zu Wachstum erfolgt, das sich 2028 beschleunigen soll.“
Für das kommende Geschäftsjahr erwartet das Management bereits eine Verbesserung der Bruttomarge, die „durch Effizienzsteigerungen bei der Beschaffung, selektive Preisanpassungen und einen höheren Durchverkauf zum vollen Preis unterstützt wird“.
Konkret prognostiziert das Unternehmen für 2026 aber, dass das Ergebnis vor Zinsen und Steuern (EBIT) auf 300 bis 350 Millionen Euro sinken wird. Für das laufende Jahr rechnet der Konzern mit einem EBIT am „unteren Ende“ des Zielkorridors von 380 bis 440 Millionen Euro. 2027 soll sich die Profitabilität dann allerdings verbessern.
Nach Unstimmigkeiten: CEO Grieder sieht „gute Partnerschaft“ mit Frasers Group
Mit Blick auf die jüngsten Unstimmigkeiten mit dem größten Einzelaktionär, der britischen Frasers Group, hielten sich die Vorstände in der Telefonkonferenz bedeckt. Der britische Handelskonzern, der derzeit 25 Prozent der Anteile an Hugo Boss hält und über Finanzinstrumente sogar Zugriff auf mehr als 30 Prozent der Aktien hat, hatte in der vergangenen Woche in einem Schreiben mitgeteilt, dem Aufsichtsratsvorsitzenden Stephan Sturm die Unterstützung zu entziehen.
Grieder erklärte nun, Hugo Boss pflege weiterhin eine „gute Partnerschaft“ mit seinem Großaktionär. Spekulationen über eine mögliche Übernahme des Unternehmens durch die Frasers Group mochte er nicht kommentieren.
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