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Ökodesign-Verordnung: BSI und Südwesttextil fordern Einbindung der Industrie

Von Regina Henkel

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AI-generiertes Bild zur Illustration. Credits: FashionUnited

In einem gemeinsamen Positionspapier fordern die Verbände Südwesttextil und der Bundesverband der Deutschen Sportartikel-Industrie e.V. (BSI) mehr Beteiligung der Industrie bei der inhaltlichen Ausgestaltung der Ökodesign-Verordnung. Die Sorge: zu komplexe und überfrachtete Vorgaben, die in der Praxis nicht wirtschaftlich umsetzbar sind.

Die Ökodesign-Verordnung soll als Bestandteil des Green Deals der EU den CO2-Verbrauch von Produkten entlang des Lebenszyklus deutlich verbessern. Dafür müssen Hersteller textiler Erzeugnisse ihre Produkte im Hinblick auf Langlebigkeit, Reparierbarkeit, Wiederverwendbarkeit und Recycling verbessern. Südwesttextil und der Bundesverband der Deutschen Sportartikel-Industrie e.V. (BSI) haben anhand von zwei relevanten Studien des Joints Research Centers und des Ökoinstituts zur Maßnahmenentwicklung dargestellt, dass es noch Verbesserungsbedarf gibt.

Zweifel an „faserneutralem“ Ansatz für die Bewertung der Haltbarkeit

Die Gegenüberstellung zeige, dass zwar umfangreiche Vorschläge zur Förderung von Langlebigkeit, Reparierbarkeit, Wiederverwendbarkeit und Recycling vorliegen, aber die gründliche Prüfung der tatsächlichen CO₂-Einsparungen sowie ökonomische und ökologische Wechselwirkungen vernachlässigt würden. Dies werde in den Details der Ausarbeitungen sichtbar, wenn beide Forschungsvorhaben einen „faserneutralen“ Ansatz für die Bewertung der Haltbarkeit von allen Produkten zugrunde legen. So würden für Naturfasern und synthetische Fasern die gleichen Anforderungen und Materialprüfungen vorgeschlagen. Beispielsweise werde die Knötchenbildung „Pilling“ als Indiz für die Haltbarkeit definiert, obwohl diese bei kürzeren Naturfasern regelmäßig schneller auftritt als bei endlosen synthetischen Fasern. Solche Unterschieden müssten berücksichtigt werden.

Auch auf wesentliche Unterschiede innerhalb von Produktgruppen weisen die Verbände hin: Eine leichte Sommerjacke mit einfachen Knöpfen könne man nicht mit einer Outdoorjacke mit hohem Performance-Anspruch hinsichtlich der Kriterien Haltbarkeit oder Reparierbarkeit vergleichen.

Zielkonflikt Haltbarkeit und Recycling

Zudem machen die Verbände darauf aufmerksam, dass die verschiedenen Aspekte des Ökodesigns miteinander konkurrieren – beispielsweise bei den Themen Langlebigkeit und Recycling. „Wird der Recyclinganteil des Materials erhöht, entstehen oft Einbußen bei den Merkmalen der Haltbarkeit, weil sich durch mechanisches Recycling die Fasern verkürzen“, so das Positionspapier.

Um die Bürokratie nicht zu überfrachten, sprechen sich die Verbände dafür aus, bewährte material- und produktgruppenspezifische Standardtestverfahren zur Überprüfung dieser Kriterien zu nutzen, wie beispielsweise die REACH-Verordnung für die Bewertung von Chemikalien und die Bewertung von Ökobilanzen in internationalen ISO-Standards. Verpflichtende Rezyklatquoten sollten nach Ansicht der Verbände grundsätzlich erst dann eingeführt werden, wenn eine zuverlässige Verifizierung und damit Marktüberwachung gewährleistet werden könne.

Darüber hinaus betonen die Verbände die Notwendigkeit, die Wirtschaftlichkeit der Vorschläge nicht aus den Augen zu verlieren. So stehe beispielsweise beim Thema Reparierbarkeit eine zehnjährige Vorhaltepflicht von Ersatzteilen aus Sicht der Verbände „in keiner Relation zum Nutzen für das Gesamtziel der Verordnung – die Eindämmung von Fast Fashion und Ressourceneinsparung.“

Die Verbände fordern, die Kriterien der Ökodesign-Verordnung in enger Abstimmung mit der Industrie zu entwickeln, damit sowohl eine praktikable Umsetzbarkeit wie auch die tatsächliche Erreichung der angestrebten Umweltziele sichergestellt werden könne. „Für ein erfolgreiches Ökodesign müssen innovative und wirtschaftlich tragfähige Lösungen entwickelt werden, die dazu beitragen, sowohl Umwelt- als auch Wettbewerbsziele zu erreichen. Dafür ist die Einbindung der Industrie von Beginn an unerlässlich“, so Südwesttextil-Hauptgeschäftsführerin Edina Brenner.

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