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Otto Group: Modegeschäft verhagelt Bilanz

Von Reinhold Koehler

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Der Hamburger Handelskonzern Otto konnte im abgelaufenen Geschäftsjahr 2014/15 die starken Vorgaben aus den vergangenen Jahren nicht bestätigen und berichtet nur noch ein marginales Umsatzplus von 0,5 Prozent auf rund zwölf Milliarden Euro. Dabei entwickelte sich das Geschäft auf den deutschen Kernmarkt mit einem Plus von 1,1 Prozent zwar besser als in manch anderen Regionen, blieb aber trotzdem weit hinter den Erwartungen des Managements zurück.

Man habe sich als größter Textileinzelhändler in Deutschland dem rückläufigen Modemarkt nicht ganz entziehen können so Otto-Chef Hans-Otto Schrader. Zwar liege man mit einem Umsatzplus von 1,1 Prozent in Deutschland über dem Durchschnitt des textilen Einzelhandels, bleibe mit diesem Ergebnis aber hinter den eigenen Erwartungen zurück. Zudem habe sich bei den internationalen Aktivitäten sowohl der Umbau der Geschäfte bei der französischen 3SI Group als auch der Rubelverfall in Russland negativ ausgewirkt. Positiv entwickelten sich hingegen die E-Commerce-Umsätze sowie die handelsnahen Dienstleistungen. „Auch wenn wir uns in Deutschland und im Internetgeschäft solide entwickelt haben, sind wir mit dem Ergebnis des zurückliegenden Geschäftsjahres nicht zufrieden“, so Schrader. Für den Vorstandsvorsitzenden der Otto Group haben sich damit die von ihm auf der Bilanzpressekonferenz im Mai vergangenen Jahres geäußerten Befürchtungen bewahrheitet.

Trotz schwacher Zahlen soll weiter investiert werden

Nach vorläufigen Zahlen wuchs das Segment Service, das maßgeblich durch die Hermes Gruppe bestimmt wird, um 14,9 Prozent auf 1,496 Milliarden Euro. Darin sind nur jene Umsätze abgebildet, die mit Kunden außerhalb der Otto Group getätigt worden sind. Das Segment Finanzdienstleistungen, das durch die in 26 Ländern aktive EOS-Gruppe geprägt ist, erwirtschaftete 645 Millionen Euro und damit 5,6 Prozent weniger Umsatz als im Vorjahr. Auch hier belastete wohl die Marktentwicklung in Russland das Geschäft.

Im Geschäftssegment Multichannel-Einzelhandel war der Online-Handel abermals der Wachstumstreiber. Die weltweit mehr als 100 Online-Shops der Otto Group konnten den Umsatz um rund fünf Prozent auf knapp 6,5 Milliarden Euro steigern und damit stärker als laut der im Februar veröffentlichten ersten Schätzung. Damit habe man die Stellung als weltweit zweitgrößter Onlinehändler mit dem Endverbraucher bestätigen können, so Schrader. In Deutschland wuchs die Otto Group im Internet-Handel ebenfalls um rund fünf Prozent auf knapp 4,2 Milliarden Euro und konnte ihre Position als führender Onlinehändler für Mode und Möbel bestätigen.

Das bedeutendste Segment der Otto Group, der Multichannel-Einzelhandel, erreichte jedoch mit einem Umsatz von 9,917 Milliarden Euro ein Prozent weniger als im Vorjahr. Verantwortlich für den Rückgang seien die Umsatzverluste in einigen Auslandsmärkten, die insgesamt 3,6 Prozent betrugen, heißt es. Die größten Effekte hätten dabei die Veränderungen am russischen Markt sowie der voranschreitende Umbau der französischen 3SI Group gehabt.

Recht uneinheitlich zeigte sich im vergangenen Geschäftsjahr auch die Entwicklung der Einzelunternehmen, die unter dem Otto-Dach firmieren. So wuchs Einzelgesellschaft Otto um 2,9 Prozent auf 2,3 Milliarden Euro. Die in 27 Ländern tätige Bonprix-Gruppe legte hingegen nur marginal um 0,6 Prozent auf 1,3 Milliarden Euro zu. Die Witt-Gruppe vermeldete eine Zunahme von 1,4 Prozent auf 726 Millionen Euro. Damit hat es das auf die Generation 50+ spezialisierte Unternehmen geschafft, seit dem Einstieg der Otto Group im Jahre 1987 jedes Jahr ein Umsatzwachstum zu erzielen. Die Baur-Gruppe vermeldete einen Anstieg um 0,7 Prozent auf 674 Millionen Euro. Die Erlöse der Heine Gruppe gingen hingegen leicht um 0,4 Prozent auf 481 Millionen Euro zurück. Die Schwab-Gruppe gab rund neun Prozent auf 232 Millionen Euro nach. Ebenso musste Sportscheck einen Rückgang von 7,2 Prozent auf 296 Millionen Euro vermelden. Die Mytoys-Gruppe hingegen konnte mit ihrem Multishop-Konzept den Umsatz um 10,8 Prozent auf 424 Millionen Euro steigern. Das neue Online-Geschäftskonzept Collins hat eine überplanmäßige Umsatzentwicklung verzeichnet und bereits im ersten Jahr einen zweistelligen Millionenbetrag erwirtschaftet.

Ungeachtet des herausfordernden Geschäftsumfeldes hat die Otto Group im Geschäftsjahr 2014/15 weiterhin hohe Investitionen getätigt. Schwerpunkte waren die IT, die logistische Infrastruktur sowie bestehende und neue Geschäftsmodelle. So floss ein dreistelliger Millionenbetrag in neue Geschäftsmodelle wie Collins und Yapital. Ähnlich hoch waren die Investitionen in die dezentrale IT diverser Unternehmen der Otto Group. Mit einem zweistelligen Millionenbetrag wurde die Logistikinfrastruktur ausgebaut. Über ihre Corporate Venture Gesellschaften e.ventures und Project A hat die Otto Group zudem einen deutlich dreistelligen Millionenbetrag in über 100 junge Unternehmen der Digitalwirtschaft in mehr als zehn Ländern investiert.

„Das sind Zukunftsinvestitionen, an denen wir festhalten, auch wenn sie das Ergebnis in diesem Jahr empfindlich geschmälert haben“, macht Schrader klar. „Und auch im laufenden Geschäftsjahr 2015/16 wird die Otto Group Investitionen in ähnlicher Größenordnung stemmen“. Schwerpunkte seien abermals IT, neue Geschäftsmodelle sowie Logistik. Zudem will das Unternehmen die digitale Transformation des Kerngeschäftes weiter vorantreiben und neue, insbesondere E-Commerce-bezogene Geschäftsmodelle im Handel und im Dienstleistungsbereich ausbauen. Schrader abschließend: „Wir sind finanzstark und mit ausreichend liquiden Mitteln ausgestattet. Die eingeleiteten Maßnahmen bei einzelnen Konzernunternehmen werden die Umsatz- und Ertragssituation im Konzern verbessern“.

Foto: Otto Group

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