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Pariser Modewoche SS24: Asiatische Talente, Strategienwechsel & die bevorstehenden Olympischen Spiele

Von Florence Julienne

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Die Pariser Modewoche im September 2023. Empty Behavior Bild: Florence Julienne

Die Pariser Modewoche bekräftigt den im Juni zum Ausdruck gebrachten Aufschwung mit einer beeindruckenden Anzahl kreativer Designs für Frühjahr/Sommer 2024, der geballten Macht des Celebrity Business und der Rückkehr asiatischer Akteur:innen, insbesondere Chines:innen, die eine Brücke zum europäischen Markt schlagen wollen. Damit ist der Stellenwert von Paris als internationale Hauptstadt des Modebusiness durchaus berechtigt.

Während der offizielle Kalender der Paris Fashion Week 108 Marken umfasste, präsentierten sich vom 28. September bis zum 4.Oktober insgesamt um die 1080 weitere Marken in Showrooms, auf Messen und in privat organisierten Schauen. Damit ist der Stellenwert von Paris als internationale Hauptstadt des Modebusiness durchaus berechtigt.

Die Pariser Modewoche im September 2023. Bild: Florence Julienne

Die viel besuchten Pariser Modenschauen sind für einige Branchenvertreter:innen mittlerweile recht unzugänglich geworden. Nach den Journalist:innen werden nun auch die Einkäufer:innen in die zweite oder sogar dritte Reihe verbannt, um stattdessen der Prominenz, Berühmtheiten oder Influencer:innen, Platz zu machen. Eine Strategie, die in der Formel "celebrities are the new business" (zu Deutsch: Prominente sind das neue Geschäft) zum Ausdruck kommt.

Ein weiterer Faktor für den Marketing-Buzz der Frühjahr/Sommer-Kollektionen 2024 sind namhafte Modeschöpfer:innen, die bei den großen Modehäusern an Bord gehen. Nach der Low-Profile-Welle, die in den vergangenen Saisons zu beobachten war, sorgt nun die Ankunft von Louise Trotter bei Carven für Begeisterung bei den Einkäufer:innen.

Allerdings kommt diese Modewoche spät. „Die Zeiträume Juni und Januar (normalerweise für die Prêt-à-porter-Kollektionen für Männer reserviert, Anm. d. Red.) sind wegen der Präsentation der Pre-Collections viel dynamischer. Viele Einkäufer bedauern, dass sie wegen der höheren Preise (Transport, Unterkunft usw.) nicht mehr in der Lage sind, in derselben Saison "zweimal anzureisen“, so Chaco Abou-Jaoude, Manager des Showrooms Romeo.

Die Pariser Modewoche im September 2023. Showroom Likewise Bild: Florence Julienne

Pariser Modewoche begrüßt die Rückkehr asiatischer Gäste

Ein Gefühl, das Cindy Gout, die Mitbegründerin des Likewise Showrooms, teilt: „Fast 80 % der Kaufentscheidung wird während der Vorkollektionen im Juni getroffen. Asiatische Einkäufer:innen verweilen aufgrund der hohen Reisekosten nicht so lange. Mit Ausnahme von Asien ist der Weltmarkt jedoch kompliziert“.

Likewise wurde vor einem Jahr gegründet und befriedigt die gestiegene Nachfrage nach aufstrebenden Designer:innen - in dieser Saison 8on8 aus China und Yomi, eine belgische Designerin, die in London lebt - sowie etablierteren Designerinnen wie Germanier und Valentine Gauthier. „Südkorea, Japan, China sind die wichtigsten Märkte für Luxusgüter“, so Gout. „Wir sehen, dass japanische Einkäufer:innen wieder nach Paris kommen. Sie haben ihre zurückhaltende Covid-Phase hinter sich gelassen und sind wieder auf der Suche nach kreativen und anspruchsvollen Produkten. Sie arbeiten viel mit Einkaufsbüros in Paris, kommen aber zu zweit oder zu dritt, um sich die neuen Kollektionen anzusehen.“

Die Pariser Modewoche im September 2023. Tranoï Bild: Florence Julienne

Französisch-chinesische Beziehungen

Diejenigen, die die Saison der Frühjahr-Sommer-Kollektionen 2024 geprägt haben, waren jedoch die chinesischen Besucher:innen. Nicht nur die Einkäufer:innen, sondern auch die Institutionen: sei es die Stadt Guangzhou oder die China Fashion Association, die mit sechs Aussteller:innen auf der Partnermesse der Paris Fashion Week, Tranoï, hervorgehoben wurde. Bei der Pressevorstellung erklärte Robin Fang, General Manager von Shenzhen Oriental Fashion, einem strategischen Drehkreuz für High-End-Mode, gegenüber FashionUnited, dass er Beziehungen zwischen Frankreich und China aufbauen möchte.

Er zielt auf den europäischen Markt ab, sucht einen ganzjährigen Showroom, um sich dort niederzulassen, und öffnet die Tür seines Landes weit, um französische Marken aufzunehmen. Jene Marken, denen es an Geschäftsmöglichkeiten mangelt, da sie sich auf den Westen beschränken. Seiner Meinung nach sei die junge Generation der großen Luxusnamen überdrüssig und suche nach Alternativen.

Ein weiteres aufstrebendes Ereignis war das chinesisch-französische Mode- und Kulturfestival. Es wurde im chinesischen Kulturzentrum unter der Schirmherrschaft des chinesischen Staates veranstaltet und brachte nicht nur chinesische Marken zusammen, sondern ermöglichte es auch der jungen französischen Marke Theunissen, eine Modenschau zu veranstalten – ein konkretes Zeichen für die sich entwickelnde Verbindung zwischen den beiden Nationen. Die chinesischen Behörden planen, das Festival zweimal im Jahr während der Pariser Modewochen fortzusetzen.

Die Pariser Modewoche im September 2023. Chinesisch-französisches Mode- und Kulturfestival. Die Marken Theunissen und Raxxy. Bild: Florence Julienne

Der Modemarkt für Frühjahr/Sommer 2024 tendiert zu globalen, konzeptionellen und vermarktbaren Marken

Ein weiteres Phänomen gab den Ton für die Saison Frühjahr/Sommer 2024 an: Die Marken verlassen ihr bevorzugtes Territorium und bieten ein Gesamtangebot an, das sich um verschiedene Artikel gruppiert. Diese neue Tendenz auf dem Modemarkt folgt der Entwicklung von spezialisierten Multimarken hin zu Concept Stores.

Es ist eine riskante Strategie, es sei denn, man legt eine echte stilistische Linie fest, damit die Einkäufer:innen verstehen, was angeboten wird, warnt Coach Patricia Lerat, die CEO von Plc Consulting Paris. Außerdem stellt sie fest, dass das Geschäft auf den Fachmessen zurückkehrt, die sich seit der Pandemie in Bezug auf die Inszenierung und die Interpretation des Angebots neu positioniert haben.

Die Pariser Modewoche im September 2023. Dragon X Universel Crédits: Florence Julienne

Eine Energie, die in einer Zeit aufrechterhalten werden muss, in der sich viele Käufer angesichts der Olympischen Spiele 2024 besorgt zeigen. Die Reisekosten sind bereits jetzt enorm und "die vorherrschende Unsicherheit, die mit einem Trend zu konzeptionellen, kommerziell ausgerichteten Labels einhergeht, die wissen, wie man produziert und pünktlich liefert" bestärkt die Sorgen, so Xavier Latapie & Giulietta Canu, das Duo hinter der B2B-Plattform Moddity, die viele der Veranstaltungen während der Modewoche auflistet.

Dies gilt umso mehr, als die Ende September und Anfang Oktober herrschenden Temperaturen – mindestens 24 Grad in den europäischen Großstädten – den Geschäften entgegen den Erwartungen nicht in die Karten spielen. Die Geschäfte haben bereits die Herbst- und Winterkollektionen aufgestellt, die sich aufgrund der Hitze nicht verkaufen lassen.

In diesem Zusammenhang ist die Rolle der Einkäufer:innen schwieriger denn je. Heute kommen sie mit ihrem Handy, fotografieren die Modelle, die ihnen gefallen, lassen sich das Lookbook schicken und notieren sich zu Hause die Mengenangaben.

Die Pariser Modewoche im September 2023. Lighting Louis Vuitton Bild: Florence Julienne

„Die Einkäufer:innen sind so beschäftigt, dass es ein Wunder ist, wenn sie auf unsere E-Mails antworten, selbst wenn sie Nein sagen“, sagte ein Agent vertraulich. „Wenn es sich um eine bekannte Luxusmarke handelt, sind die Aufträge in zwei Tagen erledigt, aber bei einem unbekannteren Label, das die Produktion aufnehmen muss, können die Verhandlungen Wochen dauern.“ Vor diesem Hintergrund stellt sich die Frage: Wie kann man junge Designer:innen ins Rampenlicht rücken, die nicht im offiziellen Kalender stehen, aber als der Stolz der Modehauptstadt Paris gelten? Wie gibt man ihnen einen festen Platz in der internationalen Geschäftswelt?

Dieser übersetze Beitrag erschien zuvor auf FashionUnited.fr

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