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Schlechte Zeiten für Prada: Gewinneinbruch im dritten Quartal 2014/15

Von Jan Schroder

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Gleich mehrere Pfeiler, auf denen das Geschäft des italienischen Luxusmodekonzerns Prada ruht, wackelten in den vergangenen Monaten bedenklich: In Fernost und in Europa, den wichtigsten Absatzmärkten, sanken die Erlöse, Lederwaren, mit denen Prada einen Großteil seines Umsatzes erwirtschaftet, verkauften sich deutlich schlechter als vor einem Jahr.

Die Ursachen waren teilweise vorübergehender Natur – aber perspektivisch muss Prada neue Wege gehen. Denn nicht nur die aktuellen wirtschaftlichen und politischen Rahmenbedingungen bereiten der Unternehmensleitung Kopfzerbrechen: „Der Luxusgütermarkt erlebt derzeit eine gewisse Neuausrichtung, deren Ausmaß noch nicht völlig absehbar ist“, sagte CEO Patrizio Bertelli. Er sei sich der „steigenden Komplexität“ in diesem Segment bewusst.

Im dritten Quartal, das am 31. Oktober endete, belief sich der Konzernumsatz auf 800,7 Millionen Euro. Im Vergleich zum Vorjahreszeitraum schrumpfte er damit um 5,6 Prozent, währungsbereinigt sogar um acht Prozent. Im eigenen Einzelhandel, in dem Prada rund 92 Prozent seines Gesamtumsatzes erwirtschaftet, gingen die Erlöse um 4,0 Prozent auf 729,5 Millionen Euro zurück, im Geschäft mit Großhandels- und Franchisepartnern sanken sie um 21,6 Prozent auf 62,7 Millionen Euro.

Höhere Investitionen, die langfristig Erfolge bescheren sollen, belasteten das aktuelle Ergebnis zusätzlich: Der operative Gewinn (EBIT) sackte daher von 219,5 auf 123,3 Millionen Euro ab, der Quartalsüberschuss nach Minderheitenanteilen erreichte nur noch 74,5 Millionen Euro und lag damit um 43,8 Prozent unter dem Vorjahresniveau.

Die Gründe für die schwachen Zahlen sind vielfältig. Einer davon liegt in Fernost: In der umsatzstärksten Region des Unternehmens, die Asien ohne Japan umfasst, sanken die Retail-Erlöse trotz zahlreicher im Laufe des Jahres eröffneter neuer Stores um neun Prozent (währungsbereinigt -13 Prozent) auf 287,6 Millionen Euro. Prada litt dort nicht nur unter der allgemein abflauenden Nachfrage nach Luxusartikeln, sondern zuletzt auch unter den innenpolitischen Spannungen in Hongkong. Aufgrund der Großdemonstrationen im Zentrum der chinesischen Wirtschaftsmetropole mussten die Boutiquen zeitweilig geschlossen bleiben.

In Europa liefen die Geschäfte ebenfalls schlecht: Der Umsatz im eigenen Einzelhandel sank dort um vier Prozent auf 279,1 Millionen Euro. Das Unternehmen machte widrige ökonomische und politische Rahmenbedingungen für die schwachen Zahlen verantwortlich: Einheimische würden vielerorts weniger ausgeben, weil die Folgen der Finanz- und Wirtschaftskrise nach wie vor die Kaufkraft belasteten, und das Geschäft mit zahlungskräftigen Touristen – eine wichtige Einnahmequelle europäischer Luxusunternehmen – leide aktuell unter politischen Spannungen in deren Heimatländern sowie ungünstigen Wechselkursentwicklungen.

Bezeichnenderweise gingen weltweit die Umsätze mit Handtaschen und sonstige Lederaccessoires zurück – klassischen Statussymbolen also, an denen sich die gebremste Kauflaune am ehesten ablesen lässt. Prada trifft das besonders hart, erwirtschaftet das Unternehmen mit solchen Produkten doch fast zwei Drittel seines Gesamtumsatzes. Insgesamt sanken die Erlöse in diesem Segment im abgelaufenen Quartal um 9,1 Prozent auf 504,0 Millionen Euro.

Prada muss sich "grundlegenden Veränderungen" innerhalb des Luxusgütermarktes stellen - und investiert in mittelfristig angelegte Maßnahmen

Dass die Italiener gerade im besonders hochpreisigen – und gewinnträchtigen - Segment unter dem zunehmend zurückhaltenden Verbraucherverhalten leiden, manifestiert sich in der gegenläufigen Umsatzentwicklung der wichtigsten Konzernmarken: Während die Erlöse der Topmarke Prada von den schwierigen Bedingungen in Asien besonders stark betroffen waren und um 7,5 Prozent auf 651,8 Millionen Euro zurückgingen, konnte sich die erschwinglichere Zeitlinie Miu Miu um 4,8 Prozent auf 117,5 Millionen Euro verbessern.

Den aktuellen Herausforderungen und grundlegenden Veränderungen im Luxusgütermarkt will der Konzern mit mittelfristig angelegten Maßnahmen und entsprechenden Investitionen begegnen. So soll die Zweitlinie Miu Miu weiter gestärkt werden. Bei der Hauptmarke Prada will das Management das Angebot erweitern: Dort sollen „alle strategischen Preissegmente“ abgedeckt werden – also auch günstigere Produkte ins Sortiment genommen werden. Auch im Menswear-Bereich sieht die Konzernleitung noch Potenzial.

Außerdem hat Prada Nachholbedarf bei der digitalen Präsenz. Hier haben Konkurrenten wie der innovationsfreudige britische Konzern Burberry in den vergangenen Jahren bahnbrechende Fortschritte gemacht und neue Präsentations- und Kommunikationsformen entwickelt. Für Prada gibt es einiges aufzuholen, was nun mit gezielten Investitionen auch geschehen soll.

Konzernweit werde außerdem eine „Anpassung der Organisationsstrukturen“ vorgenommen, erklärte das Unternehmen. Diese hätten sich in einer Phase starken Wachstums entwickelt und müssten nun den zunehmend komplexen und wechselhaften Marktbedingungen angepasst werden. Konzernchef Bertelli hofft angesichts der ernüchternden Gegenwart darauf, dass die eingeleiteten Veränderungen in absehbarer Zukunft Früchte tragen werden: „Wir sind weiterhin davon überzeugt, dass unsere Entscheidung richtig war, der mittelfristigen Entwicklung der Gruppe Vorrang einzuräumen und entsprechend zu investieren“, sagte er.

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