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Steilmann kein Einzelfall: Viele deutsche Textilhersteller leiden

Von DPA

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Über Deutschlands Textilindustrie ballen sich dunkle Wolken zusammen. Nicht nur die Insolvenz des Modeherstellers Steilmann sorgt für Unruhe in der Branche. Auch bei vielen anderen bekannten Modemarken wie Gerry Weber, Tom Tailor oder Hugo Boss laufen die Geschäfte schlechter als erwartet. Die Folgen: Arbeitsplätze werden abgebaut, Filialen geschlossen.

Die Gründe für diese Entwicklung sind vielfältig. "Das Wegbrechen des Russland-Marktes hat im vergangenen Jahr vielen deutschen Textilherstellern zu schaffen gemacht", berichtet der Branchenkenner Alfred Haar von der Unternehmensberatung Hachmeister. "Und der starke Dollar hat für zusätzlichen Druck gesorgt. Denn die gestiegenen Beschaffungspreise konnten oft nicht an den Handel und den Endverbraucher weitergegeben werden."

Doch auch die sich wandelnden Konsumneigungen der Bundesbürger machen der Branche Probleme. Denn die deutschen Kunden geben ihr Geld immer häufiger lieber für neue Handys und Reisen aus als für neue Garderobe. Und wenn doch noch Geld für Mode ausgegeben wird, landet es immer öfter in den Kassen von internationalen Modeketten wie H&M, der Inditex-Tochter Zara oder Primark, die alle Schritte vom Design bis zum Verkauf selbst in der Hand behalten.

Viele deutsche Textilhersteller leiden

Hinzu kommen aber noch hausgemachte Probleme. Denn einige Hersteller schossen mit Plänen zum Aufbau eigener Ladenketten über das Ziel hinaus und übernahmen auch wenig attraktive Standorte.

Dass nun gerade Steilmann Insolvenzantrag stellen muss, kommt für die Modeindustrie nicht völlig unerwartet. "Die Branche hatte schon seit längerem besorgt nach Bergkamen geschaut", berichtete am Donnerstag das Fachmagazin "Textilwirtschaft". Schließlich war schon der Börsengang des Unternehmens im vergangenen November mehr als holprig verlaufen. Wenig später hatte Steilmann auch noch eine Gewinnwarnung herausgeben müssen.

Doch kämpfen auch andere bekannte Namen der Modewelt mit Gegenwind. So kündigte erst im Februar der westfälische Modekonzern Gerry Weber an, er werde gut jede zehnte seiner rund 7000 Stellen streichen und mehr als 100 der rund 1000 Filialen schließen. "Wir haben das Filialnetz zu schnell ausgebaut", räumte Vorstandschef Ralf Weber ein.

Auch beim Edelschneider Hugo Boss läuft es nicht mehr rund. Nach einer erneuten Gewinnwarnung verließ vor wenigen Wochen der langjährige Unternehmenschef Claus-Dietrich Lahrs das Unternehmen. Der Konzern kämpft derzeit mit Problemen an mehreren Fronten: In China bleiben die Kunden aus. In den USA setzt den Schwaben der harte Preiskampf zu. Auch Hugo Boss will sein Ladennetz überprüfen.

Die Hamburger Modekette Tom Tailor muss ebenfalls den Gürtel enger schnallen. Sie will in diesem Jahr voraussichtlich 80 bis 100 von 1500 Läden schließen, jedoch nur 30 neue Läden eröffnen. In der Firmenzentrale sollen rund 100 Stellen wegfallen. Für Vorstandschef Dieter Holzer steht fest: "Die Textilbranche durchläuft eine rasante Veränderung, getrieben durch die Digitalisierung und die veränderten Einkaufsgewohnheiten der Kunden." (DPA)

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