Tom Tailor: Die Krise als Chance
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Das Modeunternehmen Tom Tailor leidet weiterhin unter der modischen Konsumflaute und stellt sich auf eine lang anhaltende, ökonomische Dürreperiode ein. Mithilfe eines umfangreichen Restrukturierungsprogramms will sich das Hamburger Unternehmen für die wirtschaftlichen Herausforderungen der Zukunft rüsten und schnellstmöglich wieder profitabel werden. Die aktuellen zahlen geben hingegen nur Grund zu sehr vorsichtigem Optimismus.
So konnte Tom Tailor seinen Konzernumsatz in den vergangenen neuen Monaten um 0,8 Prozent gegenüber dem Vorjahr auf 695 Millionen Euro steigern, das bereinigte EBITDA lag bei jedoch mit 31,7 Millionen Euro um 13,1 Prozent unterhalb der Vorgaben aus 2015.
Dass es wenigstens umsatzseitig ein wenig bergauf ging, hat das Unternehmen vor allem seiner Dachmarke Tom Tailor zu verdanken, die den Umsatz im Berichtszeitraum um 8,4 Prozent auf 211,3 Millionen Euro steigern konnte. Dabei konnte die Marke jedoch nur aufgrund von bereits 2015 vollzogenen Neueröffnungen wachsen. Auf vergleichbarer Fläche war der Umsatz hingegen um 1,7 Prozent gesunken.
Die Marke Bonita, seit jeher das Sorgenkind des Konzerns, konnte auch im ersten Dreivierteljahr 2016 nicht überzeugen uns setzte rund 22 Millionen Euro weniger um als im vergangenen Jahr. Im dritten Quartal sank der Umsatz noch einmal um satte 19,7 Prozent. Eine Entwicklung, die sich auch in der Anzahl der Filialen widerspiegelt: Während Tom Tailor sein Store-Portfolio seit Jahresbeginn um lediglich zwei Standorte reduzierte, mussten im selben Zeitraum 41 Bonita-Filialen schließen – und weitere sollen folgen.
Kapitalerhöhung von zehn Millionen Euro geplant
Mit dieser Entwicklung geht es Tom Tailor zwar tendenziell noch immer besser als vielen seiner Mitbewerber, ein ein überzeugendes Zukunftsmodell bietet die aktuelle Geschäftstätigkeit jedoch nicht. Der Konzernvorstand hat daher bereits am 20. Oktober dieses Jahres ein ein umfassendes Maßnahmenprogramm verabschiedet, das den Konzern mittelfristig wieder in die Gewinnzone führen soll.
Es zielt darauf ab, die Komplexität der internen Prozesse zu reduzieren und das Unternehmen auf sein Kerngeschäft mit den Marken Tom Tailor und Bonita auszurichten. Außerdem will das Management um Interims-Chef Heiko Schäfer die digitale Vertriebsinfrastruktur durch gezielte Investitionen in den E-Commerce weiter ausbauen. Im Gegenzug sollen verlustbringende Aktivitäten konsequent eingestellt werden. Dazu zählen Konzernangaben zufolge verlustträchtige Geschäftsbereiche, Auslandstöchter, Sub-Linien, Stores und Altlasten. Ziel sei es, die Ertragskraft nachhaltig zu steigern und die Profitabilität dauerhaft zu verbessern.
Zunächst muss der Vorstand jedoch seine Prognose für das laufende Geschäftsjahr ordentlich nach unten korrigieren, da allein die Investitionen in sein Restrukturierungs-Paket 75 Millionen Eurokosten werden. Statt des zunächst prognostizierten Jahres-EBITDA von 76 Millionen Euro sollen es nur noch zehn bis 20 Millionen werden. Darüber hinaus geht der Vorstand für 2016 von einem „deutlich negativen Periodenergebnis“ aus.
Um nicht zutief ins Minus zu rutschen, planen die Verantwortlichen nun eine Kapitalerhöhung von „mindestens zehn Millionen Euro“. Dabei soll der Ankeraktionär Fosun eine zentrale Rolle spielen. Das frische Geld soll dafür genutzt werden, um Kosten, die im Rahmen der anstehenden operativen Restrukturierungsmaßnahmen anfallen, zumindest teilweise zu decken.
Foto: Tom Tailor