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Trumps Wirtschaftspläne: Gewinner und Verlierer der Modebranche

Von Angela Gonzalez-Rodriguez

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Business|ANALYSE

Nur noch wenige Wochen ist es hin, bis Donald Trump die Präsidentschaft der Vereingten Staaten von Amerika antritt – für den 20. Januar ist sein Amtsantritt geplant. FashionUnited hat sich zu diesem Anlass die Modeunternehmen näher angesehen, die von diesem 45. Präsidenten profitieren könnten und jene, die darunter eher leiden werden: Die Gewinner und die Verlierer der Wirtschaftspläne Donald Trumps.

Unabhängig seiner politischen Präferenzen hat der Handel den Verlauf der Präsidentschaftswahlen mit besonderem Interesse verfolgt. Trumps zentrale Wahlversprechen, wenn sie umgesetzt werden, werden direkte Auswirkungen auf die Geschäfte haben. Dazu gehört die Fortsetzung oder der Abbruch internationaler Handelsbeziehungen, verschiedene Zölle und Steuern sowie spezielle Tarife, welche aller Voraussicht nach die Importmärkte und Preise von Rohmaterialien beeinflussen werden.

Eine der besorgniserregendsten Wahlversprechen, das die Bekleidungs-, Luxusgüter- und Modeindustrie bewegt, ist die von Trump angekündigte höhere Besteuerung von Gütern aus Ländern wie China und Mexiko.

Die vom FashionUnited Business Intelligence Unit untersuchten Daten weisen darauf hin, dass diese angekündigten Maßnahmen zu einem Verkaufs-Boom in der Vorweihnachtszeit geführt haben könnten, weil Konsumenten diese Waren noch schnell erwerben wollten, bevor dies zum aktuellen Preis nicht mehr möglich ist. Andererseits könnten die zukünftigen Auswirkungen einer solchen Strategie auch negative Auswirkungen auf den Modesektor haben, die dieser bald zu spüren bekommen könnte.

Gewinner – Von Ralph Lauren bis Canada Goose

Brands mit Sitz in den USA, wie beispielsweise Ralph Lauren, Michael Kors und Tommy Hilfiger werden wohl künftig ihre Rohstoffe aus anderen Ländern beziehen, als bisher, und ihre Produktion entweder auf heimischem oder möglicherweise auf kanadischen Boden verlegen. Diese Bewegung könnte dazu führen, dass die inneramerikanische Bekleidungsindustrie gestärkt und heimische Produktionsstätten wieder in Betrieb genommen werden könnten. Insbesondere kleinere amerikanische Brands und Mode Start-Ups könnten davon profitieren und werden wohl ihre Fertigungsbestrebungen erhöhen.

Kleinere Labels werden aus dem ‚Made in USA’-Label Kapital schlagen können, da ihre Produkte im Vergleich zu nicht-amerikanischen Waren preislich an Attraktivität gewinnen werden. Das FashionUnited Business Intelligence-Team deutet an, dass dies zu einer Umorientierung weg von Fast Fashion Brands hin zu eher mittelständischen Marken aus den Vereinigten Staaten führen könnte.

Ralph Lauren

Ralph Lauren könnte als Marke besonders von der Trump-Präsidentschaft profitieren. Die preppy Modemarke hat mehrere Produktionsstätten und für sie wäre es besonders einfach, die Produktion und andere Businesssparten nach Hause in die USA zu holen.

Canada Goose

Trotz Trumps Plänen für Mexiko dürfte der Handel mit dem Nachbarn an der nördlichen Grenze unter dem neuen Präsidenten florieren. Der kanadische Hersteller von Luxusgänsedaunenjacken wurde im Oktober anlässlich seiner Börsengangsspekulationen auf einen Wert von zwei Millarden Dollar geschätzt. Die benutzen Daunen sind ein Nebenprodukt der Lebensmittelindustrie und werden von lokalen Hutterer-Bauern bezogen, die freilaufende Gänse in den kanadischen Prärien züchten. Viele andere Zutaten der Jacken werden allerdings international beschafft, so das ‚Wall Street Journal’.

Levi's

Die ikonische Denimbrand bezieht ihre Baumwolle – die 95 Prozent ihrer Rohstoffe ausmacht - aus den USA, China und Indien. Insbesondere seit Levi’s Strauss Co. Sich aktiv für nachhaltige Produktion einsetzt, hat die Marke an Beliebtheit, insbesondere bei umweltbewussten Millenials, gewonnen.

Schott NYC und Tiffany’s sind weitere Unternehmen, die von dem neuen Handelsklima profitieren dürften.

Verlierer – Michael Kors, Louis Vuitton, Prada…und Ivanka Trump

Die Steuerreform der Trump-Administration könnte großen Modehändlern einen Strich durch die Rechnung machen, weil Zölle so gut wie alle ihre Produkte beeinträchtigen. Dies verriet der Handelsanalyst Jan Rogers Kniffen im Interview mit dem Businessnews-Fernsehsender CNBC. "Sie machen sich Sorgen um jeden, der seine Güter importiert. Raten Sie mal. Jeder importiert Güter im Einzelhandel," so der CEO des Finanzberatungsunternehmens J. Rogers Kniffen Worldwide Enterprises.

„Aus unserer Sicht ist der Zoll von 35 Prozent besorgniserregend“, sagte auch Hun Quach, Vizepräsident des internationalen Handels bei der Retail Industry Leaders Association. „Zuallererst liegt unsere Verantwortung bei den Konsumenten, unseren Konsumenten. Wir wollen sicherstellen, dass unsere Konsumenten Güter zu dem Preis bekommen, den sie zu zahlen bereit sind.“

Daten der American Apparel and Footwear Association (AAFA) zeigen, dass unabhängig vom Wachstum 97 Prozent der Kleidung und 98 Prozent aller Schuhe in den USA heute noch importiert werden. Selbst Modehändler, die nicht vom Import leben, sind betroffen: „Glauben Sie wirklich, nur weil Sie nur 20 Prozent direkt importieren, dass Sie fein raus sind? Nicht wirklich, denn wenn Ralph Lauren importiert oder PVH, und an Sie verkauft, dann müssen diese Unternehmen ihre Preise anpassen und die Zölle weitergeben“, so der Experte.

Michael Kors

Analystin Dana Telsey sagte gegenüber CNBC’s Squawk Box auch, dass die Grenzzölle besonders die Modeindustrie treffen werden: „Unsere Retailer, ganz besonders die Bekleidungshersteller, produzieren viel in Asien. Sie können den Konsumenten nicht einen Anstieg von 30 bis 35 Prozent vorsetzen. Wir haben Konkurrenz von internationalen Fast Fashion Modeketten, deren Preise konkurrenzfähig sind, wir müssen ebenfalls konkurrenzfähig sein.“

Aus diesem Grund kann es sein, dass Michael Kors besonders unter den von trum angekündigten Veränderungen leiden könnte. Die Marke sitzt zwar in den USA, seine Produkte sind aber alle ‚Made in China’.

Zara und H&M

Ähnlich könnte es auch Zara und H&M treffen. Die Modeketten bereiten sich jetzt auf die Auswirkungen der von Donald Trump angekündigten Einfuhrzölle vor.

Louis Vuitton, Prada und andere Luxushäuser

Neil Saunders, ein Anlyst bei Conlumino, sagte: „Trumps Versprechen könnten ziemlich weitreichende Folgen haben. Insbesondere der Arbeitsmarkt könnte stark eingeschränkt werden und Produkte werden durch Einfuhrzölle wohl deutlich teurer werden. Letzteres ist ein großes Problem, wenn man bedenkt, wie verwoben Versorgungsketten miteinander sind.“

Euromonitor sagt deshalb voraus, dass die von Trump geforderten Maßnahmen einen wirtschaftlichen Rückgang zur Folge hätten, der sich insbesondere bei Konsumartikeln bemerkbar machen werde. Diese soll besonders die Luxuswarenhäuser treffen, deren Sitz meist in Europa ist, und bei denen daher höhere Zölle anfallen.

Ivanka Trump

Zu guter Letzt könnte die Ironie des Schicksals es so wollen, dass eine der größten Verliererinnen der Wirtschaftsmaßnahmen Donald Trumps seine Tochter Ivanka werden könnte. Die ‚New York Times’ berichtete, dass einige der Produkte von Ivankas Modelinie in Übersee produziert werden. Allein im Jahr 2016 gab es laut Angaben einer Prüfung, die von der Zeitung bei der Handelsdatenbank Importgenius in Auftrag gegeben wurde, 193 Lieferungen an importierten Gütern der Marke Ivanka Trump. Darüber hinaus zeigt eine Überprüfung der Etiketten und Finanzdokumente der G-III Apparel Group, dass Ivankas Kleider und Blusen in China, Vietnam und Indonesien hergestellt wurden.

Photo: Donald Trump, von Gage Skidmore via Flickr

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