Unbefristeter Streik: H&M-Beschäftigte setzen Protest gegen Textilkonzern fort
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Seit April befinden sich die Mitarbeiter:innen des Kund:innenservice-Centers von H&M in Barcelona in einem unbefristeten Streik. Mit dem Protest versuchen die Angestellten den schwedischen Modekonzern zu zwingen, ihre Arbeitsbedingungen zu verbessern. Diese seien durch die „aggressive Digitalisierung“ des Unternehmens stark beeinträchtigt worden, heißt es von den Protestierenden.
Die spanische Gewerkschaft Confederación General del Trabajo (CGT) als gewerkschaftliche Mehrheitsvertretung hat innerhalb des Betriebsrates des Kund:innendienstzentrums des H&M-Onlineshops zu einem Streik ausgerufen. Dabei erhielt die Gewerkschaft Unterstützung der Arbeitnehmer:innenversammlungen.
Ein Großteil der 190 Beschäftigten des Kund:innendienstzentrums in Barcelona hat sich dem Streik angeschlossen. Das Dienstleistungs-Center dient dem Online-Support des Bekleidunganbieters und ist für acht Märkte verantwortlich, darunter Spanien, Italien, Frankreich, Griechenland, Zypern, Portugal, Finnland und Norwegen. Der anhaltende Streik beeinträchtigt den Kundenservice von H&M massiv. CGT will den Streik solange fortsetzen bis die Geschäftsführung des schwedischen Konzerns die Entwicklung der „aggressiven Digitalisierung“ einstellt. Diese Maßnahme würde es dem Unternehmen ermöglichen, seine Kosten zu optimieren und zu senken, hat jedoch eine höhere Arbeitsbelastung der Arbeitnehmer:innen zufolge.
„Die Belegschaft kämpft gegen die Folgen des aggressiven Digitalisierungsprozesses, den die schwedische Marke auf globaler Ebene eingeleitet hat „der im Kundendienst zahlreiche Entlassungen und Arbeitsplatzwechsel zur Folge hatte”, sagt die CGT-Leitung. Auch die Einführung von Computerprogrammen und algorithmisch gesteuerten Zeit-Kontrollsystemen hätte zu schwerwiegenden Problemen geführt, so die Gewerkschaft. „Diese Änderungen bringen H&M zwar Gewinne, beeinträchtigen aber die Gesundheit der Mitarbeiter:innen an den Kundentelefonen, die sich auf die Lösung von Problemen konzentrieren”.
Diese Summe an Problemen tritt nicht nur bei H&M auf, sondern skizziert eine neue Realität, die auch bei anderen Großunternehmen zu finden ist. Die spanische Gewerkschaft ist international bereits mit anderen Gewerkschaftsorganisationen in Kontakt und nimmt mit Vertreter:innen verschiedener Unternehmen wie Inditex, Ikea und Primark das Vorgehen gegen die „aggressive Digitalisierung der großen Unternehmen im Textilsektor” in Angriff.
Unbefristeter Streik seit April
Im konkreten Fall des Centers in Barcelona riefen die Mitarbeiter:innen schon im Sommer 2022 als Reaktion auf die Umstrukturierungen zu verschiedenen Demonstrationen auf. Die Digitalisierung der Dienstleistungen von H&M schlug sich in zahlreichen Entlassungen nieder und so schrumpfte die Belegschaft in Barcelona von 250 auf 190 Mitarbeitende. Mit den Demonstrationen wollten die Angestellten „gegen die Entmenschlichung und Entprofessionalisierung“ der Teams protestieren. Von November 2023 bis Januar 2024 folgten weitere sieben Streiktage, an denen sich Angaben der CGT zufolge, 60 Prozent der Beschäftigten beteiligten.
Während dieses Zeitraums habe die Geschäftsführung von H&M kein akzeptables Angebot vorgelegt um die Stimmung der Belegschaft zu beschwichtigen, so die Gewerkschaft. Nachdem H&M ein endgültiges Angebot mit „einer Reihe spezifischer Maßnahmen, die von der CGT als unzureichend angesehen werden“, vorgelegt und ihren Vorschlag, einen Verhandlungstisch innerhalb des Betriebsrats zu eröffnen, abgelehnt hatte, stimmten die Angestellten einer „Eskalation des Konflikts“ zu und riefen am 25. April 2024 einen unbefristeten Streik aus.
Das endgültige Angebot von H&M umfasste eine Lohnerhöhung von einem Prozent ab Januar 2025 und wurde von Versammlungen der Belegschaft im Vorfeld des unbefristeten Streiks abgelehnt. Die Gewerkschaftsorganisation argumentiert, dass „H&M seine soziale Verantwortungslosigkeit unter Beweis stellt, indem es nicht auf die Forderungen der Belegschaft eingeht, die die Folgen des missbräuchlichen Digitalisierungsprozesses, in dem sie sich befindet, nach wie vor entschieden ablehnt“. Infolge der Digitaliserungsprozesse wurden weltweit 20.000 Arbeitsplätze abgebaut. In Spanien wurde zudem ein Verfahren der Beschäftigungsregulierung angekündigt, von dem „28 Geschäfte und mehr als 600 Beschäftigte betroffen sind”.
In Anbetracht dessen fordern die Beschäftigten des Kund:innendienstzentrums „die Rückgewinnung der Kaufkraft, eine Vergütung für die neuen Aufgaben, die durch die Umstrukturierung übernommen wurden, eine bessere Vereinbarkeit von Beruf und Familie und eine qualitativ hochwertige Einstellung“ .
Letzte Woche haben sich Mitglieder von CGT der Inditex Europe Platform „aus Solidarität“ den Protesten vor den Türen des H&M-Flagship-Stores in Barcelona angeschlossen.
Dieser übersetzte Beitrag erschien zuvor auf FashionUnited.es. Übersetzung und Bearbeitung: Pia Schulz