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Unmade: Was wäre, wenn alle Produkte Made-to-Order wären?

Von Marjorie van Elven

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Business |INTERVIEW

Vergangenen Monat geriet Burberry unter Beschuss, nachdem der Jahresbericht ergab, dass das Unternehmen im Jahr 2017 unverkaufte Waren im Wert von 28,6 Millionen Pfund (28,6 Millionen US-Dollar) verbrannt hatte - eine verzweifelte Maßnahme zur Vermeidung von Reduzierungen, die dem Image und der Exklusivität der Marke schaden würden. Aber das britische Luxuslabel ist bei weitem nicht das einzige, das seine unverkauften Aktien so drastisch vom Markt nimmt. Im vergangenen Jahr wurde der Fast-Fashion-Riese H&M von einer dänischen TV-Show beschuldigt, jährlich rund zwölf Tonnen unverkaufte Kleidungsstücke zu verbrennen. Die Wahrheit ist, dass Modemarken aller Segmente oft mehr Kleidungsstücke herstellen, als sie verkaufen können.

Das britische Softwareunternehmen Unmade will dieses Problem nun angehen. Das Unternehmen wurde 2014 von Hal Watts, Ben Alun-Jones und Kirsty Emery gegründet und bietet eine Software, die der Modeindustrie helfen kann, sich auf ein On-Demand-Lieferkettenmodell zu konzentrieren. Ihr Tool ermöglicht es Kunden, die von ihnen gekauften Artikel innerhalb der von der Marke vorgegebenen Parameter anzupassen. Dann wird die Bestellung direkt an die Fabrik gesendet. Einzel- und Kleinauflagen werden somit in die bestehende Produktion integriert, so dass sie mit den gleichen Kosten und Geschwindigkeiten wie Massenware produziert werden können.

Die Software sammelt auch Daten über die Präferenzen und Design-Entscheidungen der Kunden und verwendet sie dann, um die Herstellungs- und Lieferkette daran auszurichten. So einfach kann es gehen: keine Überproduktion mehr, keine Artikel, die mit Rabattierungen verkauft werden müssen.

Mit diesem Konzept hat sich Unmade in dieser Woche vier Millionen US-Dollar in einer neuen Investmentrunde gesichert, angeführt von Felix Capital, an dem Connect Ventures, LocalGlobe, Carmen Busquets, Backed VC und C4 Ventures beteiligt waren. "Es gibt einen klaren und wachsenden Bedarf für das Unmade-Geschäft. In einer Zeit, in der Trend-Life-Cycles immer schneller werden, ist der Wunsch nach einer maßgeschneidertem Kundenengagement-Lösung auf einem Höchststand und Marken suchen eine diversifizierte Produktion, gepaart mit einer starken, loyalen Gemeinschaft ", sagte Frederic Court, Gründer und CEO Managing Partner von Felix Capital, in einer Erklärung. Insgesamt hat Unmade 6,7 Millionen US-Dollar an Investitionen eingesammelt.

Das Unternehmen hatte als Strickwarenlabel mit dem Namen Knyttan begonnen, und 2015 seinen Fokus von B2C auf B2B verlagert, nachdem die Gründer erkannt hatten, dass sie in der Modeindustrie mehr Wirkung erzielen würden, wenn sie ihr Werkzeug anderen Unternehmen anbieten würden. Jetzt wird das Verfahren auch auf T-Shirts, Taschen und Schuhen angewendet.

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FashionUnited sprach mit Hal Watts, Mitbegründer und CEO, über das Unternehmen und seine Pläne für die Zukunft.

Wie ist die Idee zu Unmade entstanden?

Wir drei trafen uns am Royal College of Art in London. Ben und ich sind Ingenieure und Kirsty ist Modedesignerin. Wir erkannten, dass die Bekleidungsindustrie sehr ineffizient und eine der umweltschädlichsten Industrien der Welt war. Zehn Prozent aller produzirten Kleidungsstücke gehen direkt auf Mülldeponien, weil sie nicht verkauft werden.

Sie haben als B2C-Unternehmen angefangen und sind später auf ein B2B-Modell umgestiegen. Warum?

Da Kirsty Modedesignerin ist, hatten wir das Gefühl, dass das Strickwarenlabel ein starkes Angebot hatte. Aber um wirklich Nachhaltigkeit zu fördern, machte es keinen Sinn, nur eine Nischenmarke zu sein. Wir haben etwas Wertvolles für die gesamte Branche geschaffen und ich bin mir nicht sicher, ob die Welt eine weitere Modemarke braucht.

Es war jedoch eine große Herausforderung, von B2C zu B2B zu wechseln. Die Entscheidung scheint sich im Nachhinein nur logisch, aber zu der Zeit waren wir nicht sicher, ob es der richtige Schritt war. Wir dachten: "OK, wir werden diese Marke töten, die wir eineinhalb Jahre lang gebaut haben". Wir mussten auch den 15 Mitarbeitern, die wir damals hatten, sagen, dass sich viele Dinge ändern würden und keiner von uns konnte Managementerfahrung aufweisen.

Aber es war definitiv die richtige Entscheidung, denn Unmade hat gerade 4 Millionen Dollar an Investitionen eingesammelt. Was sind Eure Pläne für die Zukunft?

Mit diesem Geld wollen wir das Unternehmen ausbauen. Wir haben derzeit ein Büro in Großbritannien, und wir wollen bald ein weiteres Büro in den USA eröffnen. Wir haben uns bereits von Strickwaren auf Druckprodukte erweitert und werden in den kommenden zwölf Monaten mit Stickerei und Laserschneiden arbeiten.

Gibt es neue Kooperationen mit Modelabels?

Wir werden nächstes Jahr mit vier oder fünf großen Marken zusammenarbeiten. Aber leider kann ich ihre Namen noch nicht sagen. Der einzige, den ich jetzt enthüllen kann, ist Rapha [eine britische Fahrradbekleidungs und -accessoires-Marke].

Wo wir gerade von Kooperationen sprechen: Unmade hat ein beeindruckendes Portfolio für ein so junges Unternehmen. Eure Liste der Partnerschaften umfasst Christopher Raeburn, Farfetch, Opening Ceremony, Studio Moniker ... Sind die auf Euch zugekommen?

Nachdem wir uns auf dem Markt etabliert haben, kamen uns Marken entgegen, weil sie den Wert der Personalisierung und die Notwendigkeit, ihre Lieferkette zu verbessern, selbst sehen. Aber wir waren diejenigen, die sich am Anfang den Marken näherten. Wir suchen im Grunde nach Partnern, die die gleichen Werte teilen, es muss eine Synergie ergeben. Opening Ceremony zum Beispiel versteht wirklich, wie sich die Beziehung zwischen Marken und ihren Kunden entwickelt. Modedesigner erzählten den Leuten "das ist das, was du anziehen solltest". Dank der sozialen Medien hat sich diese Beziehung verändert.

Das Programm, mit dem Käufer Artikel anpassen können, sieht wirklich beeindruckend aus. Die Bilder sehen wie echte Fotos aus, obwohl der Gegenstand noch nicht hergestellt wurde.

Dies war eine Schlüsselfrage für uns, und wir haben mehrere Patente für diese Programm. Wir wollten wirklich, dass es so realistisch wie möglich aussieht. Dinge sehen wirklich "blob" aus, wenn Sie ein 3D-Modell in einem weißen Hintergrund verwenden. Es fühlt sich irgendwie unreal an, irgendwie unwirklich und das schreckt die Leute ab. So wollen die Leute nicht einkaufen.

Personalisierung ist ein Trend unter Luxusmarken. Unmade schlägt Personalisierung als Normalzustand vor, nicht als Ausnahme. Wenn jeder personalisierte Artikel haben kann, denken Sie nicht, dass die Leute das Interesse an ihnen verlieren würden?

Nun, wenn wir uns den historischen Kontext anschauen, waren alle Kleidungsstücke vor der Konfektionierung einzigartig - und deshalb hatten wir nicht diese ganze Verschwendung. Wir schlagen also nichts Neues vor. Wir wollen einfach zu etwas zurückkehren, das wir ohnehin hatten. Der Unterschied besteht nun darin, dass wir einige Elemente der Massenproduktion nutzen und den Kunden niedrigere Preise anbieten können. Personalisierung wird heute als besonderer Luxus gesehen, weil es noch nicht genug technische Lösungen dafür gibt.

Aber wir sollten uns fragen, wie tiefgreifend die Individualisierung sein kann. Reicht es, das Hinzufügen Ihrer Initialen zu einer Handtasche anzubieten? Ist das alles, was wir in Bezug auf die Individualisierung von Produkten bieten können? Wir streben nach einer tieferen Beziehung zwischen Mensch und Produkt.

Fotos: Unmade

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