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Warum Richemont die Begierde von LVMH-Chef Arnault weckt

Von AFP

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Cartier-Store Bild: Unsplash, Simon Launay

Der Luxusgigant Richemont, Eigentümer des Hauses Cartier, steht regelmäßig im Zentrum von Gerüchten. Diese dementiert der 74-jährige südafrikanische Milliardär und Gründer Johann Rupert schnell und verkündet lautstark seinen Willen zur Unabhängigkeit.

Jüngst erwarb Bernard Arnault, Präsident des Luxuskonzerns LVMH, Anteile an Richemont. Dieser Schritt des Mannes hinter der weltweiten Nummer Eins der Branche hat viele Fragen aufgeworfen, die bisher unbeantwortet blieben. Aber warum ist der Schweizer Konzern so begehrt? Die Antwort in Zahlen.

König der Juweliere

Richemont erzielte im abgelaufenen Geschäftsjahr 2023/2024 einen Umsatz von 20,6 Milliarden Euro. Je nach Entwicklung seines Jahresumsatzes wird der Genfer Konzern mal als weltweite Nummer zwei der Branche, mal als Nummer drei eingestuft, gleichauf mit dem französischen Luxuskonzern und Gucci-Eigner Kering.

Das Schmucksegment trägt dank der Vorzeigemarke Cartier zu 69 Prozent zum Umsatz von Richemont bei. Die Marke wird wegen ihrer Beziehungen zu gekrönten Häuptern als „Juwelier der Könige und König der Juweliere“ bezeichnet. Für ihre Hochzeit trug Kate Middleton, die Prinzessin von Wales, ein Diadem von Cartier, das ihr Königin Elisabeth II. geliehen hatte.

Der Konzern gibt seine Umsätze nicht nach Marken bekannt, aber nach Schätzungen von Jean-Philippe Bertschy, Analyst bei Vontobel, lag der Jahresumsatz von Cartier im vergangenen Geschäftsjahr bei etwa 11 Milliarden Euro.

Richemont ist außerdem Eigentümer der französischen Marke Van Cleef & Arpels, die in den letzten Jahren eine „außergewöhnliche“ Entwicklung erlebt hat, betont Bertschy. Diese Verankerung in der Schmuckbranche, die als seine Stärke gilt, verleiht dem Konzern eine größere Widerstandsfähigkeit als Mode oder Lederwaren im Falle eines wirtschaftlichen Abschwungs. Die Haute Joaillerie richtet sich an eine Kundschaft, die deutlich weniger anfällig für Konjunkturschwankungen ist.

Der Konzern hat sich in dieser Hinsicht noch aufgerüstet, indem er sich 2019 das italienische Haus Buccellati für 230 Millionen Euro einverleibte. Im Mai 2024 kündigte er die Übernahme des italienischen Juweliers Vhernier an, ohne die Kaufsumme bekannt zu geben.

Uhren, Mode und Schreibgeräte

Richemont ist Eigentümer von acht Uhrenmarken, die 18,2 Prozent zu seinem Umsatz beitragen. Zum Portfolio gehören unter anderem Baume & Mercier, IWC Schaffhausen, Panerai, Piaget und Roger Dubuis.

Nach Schätzungen der amerikanischen Bank Morgan Stanley und des Schweizer Beratungsunternehmens LuxeConsult erreichten die Verkäufe seiner größten Uhrenmarke, Vacheron Constantin, im Jahr 2023 1,09 Milliarden Schweizer Franken (1,12 Milliarden Euro) und stiegen damit zum ersten Mal in der Geschichte in den Club der acht Schweizer Marken auf, deren Umsatz die Milliardengrenze überschreitet.

1997 betrat auch die hauseigene Schreibgerätemarke Montblanc den Markt für Uhren. Sie wird jedoch weiterhin in die Sparte eingeordnet, die ein Dutzend Marken für Accessoires, Mode und anderes umfasst.

Diese Sparte ist laut vielen Analyst:innen diejenige, in der sich die Schwachstellen des Konzerns konzentrieren, mit „mehreren Marken, die seit Jahren unterdurchschnittlich abschneiden“, stellt Jean-Philippe Bertschy fest.

2018 verkaufte Richemont aus dieser Sparte unter anderem den Handtaschenanbiert Lancel an den italienischen Lederwarenhersteller Piquadro. Diese Sparte macht auch nur 12,6 Prozent des Jahresumsatzes aus.

10 Prozent der Anteile, 51 Prozent der Stimmrechte

Richemont wurde 1988 von Johann Rupert gegründet, um die internationalen Vermögenswerte des südafrikanischen Konzerns Rembrandt zu bündeln, darunter Tabakaktivitäten, mit denen sein Vater Anton ein Vermögen gemacht hatte.

Der Konzern trennte sich nach und nach vom Tabak – aber auch von einer Beteiligung am französischen Fernsehsender Canal+, die 1999 an den französischen Konzern Vivendi verkauft wurde. Durch Übernahmen konzentrierte sich Richemont fortan auf den Luxus, darunter die Übernahme von LMH im Jahr 2000, die auch der Konzern von Bernard Arnault begehrte.

Der südafrikanische Milliardär, der seine Karriere bei der Investmentbank Lazard in New York begann, hält 10 Prozent des Kapitals, aber 51 Prozent der Stimmrechte über eine duale Struktur mit Aktien der Klassen A und B.

Diese Struktur bietet Schutz vor unaufgeforderten Angeboten, half ihm aber auch 2022, den Versuch eines aktivistischen Fonds zu vereiteln, Änderungen im Verwaltungsrat durchzusetzen.

Dieser Schutz verstärkt nur die Fragen zu den Absichten von Bernard Arnault. Ende Juni enthüllte die Nachrichtenagentur Bloomberg, dass er eine Beteiligung an Richemont erworben hatte, deren Höhe derzeit noch nicht bekannt ist. (AFP)

Dieser übersetzte Beitrag erschien zuvor auf FashionUnited.fr.

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