Was ist los bei Eterna? Ein Q&A mit Geschäftsführer Henning Gerbaulet
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Der Hemdenhersteller Eterna muss sich von einem großen Teil seiner Schulden trennen, um das operative Geschäft zu schützen. Wie ernst die Lage ist, versucht das folgende Q&A mithilfe von Eterna-Geschäftsführer Henning Gerbaulet aufzuschlüsseln.
Was ist bei Eterna passiert?
Eterna muss sich sanieren. Im Zuge der Restrukturierung will die Eterna Mode Holding GmbH die Gläubiger der 2017 begebenen Anleihe mit Laufzeit bis 2024 bitten, auf 90 Prozent ihres Geldes zu verzichten. Für die restlichen 10 Prozent will der Hauptgesellschafter der Eterna Holding, ein Fonds des Frankfurter Mittelstandsinvestors Quadriga Capital aufkommen. Im gleichen Zug verzichtet der Fonds vollständig auf seine Forderungen an Eterna aus dem Gesellschafterdarlehen in Höhe von insgesamt 32,3 Millionen Euro.
Im Juni bat Eterna seine Anleihegläubiger lediglich um eine Stundung der Zinsen. Warum muss das Passauer Unternehmen sie nun dazu auffordern, auf den Großteil ihrer Forderungen zu verzichten?
Der Schuldenschnitt ist Teil eines Sanierungsplans nach dem seit Anfang des Jahres geltenden Unternehmensstabilisierungsgesetz (StaRUG), der laut einem externen Sanierungsgutachten nötig geworden ist. Das Gutachten stellte unter anderem fest, dass Eterna seine Verschuldung abbauen muss, um optimal für die veränderten Bedingungen im Modemarkt aufgestellt zu sein. Als Hemden-Anbieter muss Eterna sich weiter auf Trends wie Homeoffice und die resultierende geringere Nachfrage nach Hemden umstellen.
„Das Gutachten sagt, dass unsere Strategie richtig ist und wir eine sehr starke Marke haben. Aber die Veränderung des Marktes erfordert eben mehr und dass wir eine vernünftige Finanzierung für die Bewältigung der Pandemiefolgen und das operative Geschäft benötigen. Und das ist bei dem Verschuldungsgrad so nicht gegeben – deswegen die Notwendigkeit der Sanierung, die einen Schuldenschnitt vorsieht”, erklärte Gerbaulet telefonisch am Dienstag.
Wieso brauchte Eterna ein Sanierungsgutachten?
Das IDW-S6-Gutachten zeigt, ob ein Unternehmen sanierungsfähig ist. Eterna musste das Gutachten erstellen lassen nachdem der Hemdenhersteller die mit seinen Schuldschein-Gläubigern vereinbarte Verschuldungsquote überschritten hatte. Durch den zweiten Lockdown in Deutschland erlitt Eterna im laufenden Geschäftsjahr Umsatz- und Ergebnisrückgänge. Dadurch erhöhte sich auch die Verschuldungsquote, die den Anteil der Schulden an den Ergebnissen bemisst. Die genaue Berechnung dieser Kennzahl hat Eterna bisher nicht kommentiert.
Mit dem Überschreiten dieser Kennzahl hat Eterna allerdings eine Vertragsbedingung mit den Schuldschein-Gläubigern gebrochen. Das heißt, die Gläubiger könnten kündigen und damit ihr Geld sofort zurückfordern. Eterna konnte sich aber mit den Gläubigern einigen, dass sie ihr Kündigungsrecht unter Bedingungen nicht ausüben. Zu den Bedingungen gehören das IDW-S6-Gutachten, dass sich die Hauptgesellschafter von Eterna sich mit frischem Eigenkapital beteiligen und dass aus dem operativen Geschäft kein Geld mehr an die Holding fließt.
Warum schlägt Eterna einen Schuldenschnitt für seine Anleihe-Gläubiger vor, aber nicht für die Schuldschein-Gläubiger?
Der Schuldschein in Höhe von 25 Millionen Euro wurde von der Eterna Mode GmbH ausgegeben und ist mit den Vermögenswerten des Unternehmens besichert. Eine Kündigung könnte sich damit sofort auf das operative Geschäft auswirken; das will die Geschäftsführung von Eterna verhindern.
Deshalb kommt sie den Forderungen der Schuldschein-Gläubiger nach, keine Erträge mehr von der Eterna Mode Gmbh an die Eterna Mode Holding GmbH abzuführen. Die Eterna Mode GmbH gehört zu 100 Prozent der Eterna Mode Holding Gmbh und aus ihren Erträgen wurden auch die von der Holding begebene nachrangige Anleihe mit Fälligkeit 2024 bedient. Aufgrund der Bedingungen der Schuldschein-Gläubiger bat die Eterna Holding auch seine Anleihe-Gläubiger um eine Zinsstundung im Juni und jetzt um einen Schuldenschnitt.
Warum begleicht Eterna nicht die Forderungen aus dem Schuldschein, um der Schulden-Kaskade und dem Sanierungsverfahren zu entgehen?
„Das wäre aus dem frei verfügbaren Kassenbestand nicht möglich und würde zur Zahlungsunfähigkeit führen”, sagte Gerbaulet über eine potentielle Begleichung der Schuldschein-Verbindlichkeiten. „Deswegen wollen wir mit dem Sanierungsverfahren unter StaRUG die Holding finanziell sanieren und erreichen damit, dass das operative Geschäft nicht beschädigt wird.”
Laut dem Geschäftsführer stünden ebenfalls nicht genügend Mittel für die Forderungen der Anleihegläubiger zur Verfügung. „Wir haben den Plan entwickelt, das über eine Sanierung zu machen, weil aus eigener Kraft, aus dem Unternehmen heraus, keine Finanzierungsalternativen mehr zur Verfügung stehen und wir darauf angewiesen sind, dass die Anleihegläubiger einen Beitrag leisten, damit das operative Geschäft schadlos gehalten werden kann”, sagte Gerbaulet.
Was bedeuten die Finanzierungsprobleme für das operative Geschäft und die Liquidität von Eterna?
„Wir haben eine stabile Liquiditätslage für das operative Geschäft”, betont Gerbaulet. Er unterstrich ebenfalls den Umstand, dass Eterna vor der Pandemie jährlich steigende Umsätze und eine zweistellige Ebitda-Rate präsentieren konnte.
Nach Angaben des Geschäftsführers bekommt die Eterna Mode GmbH zudem einen mittleren siebenstelligen Betrag von dem Hauptgesellschafter. Im Zuge des Sanierungsverfahrens hatte sich der Fonds des Investors Quadriga Capital verpflichtet, zusätzliches Eigenkapital zur Verfügung zu stellen. Das soll neben der Zahlungen an die Anleihe-Gläubiger auch das operative Geschäfts finanzieren.
Eterna hat sich auch bei den Schuldschein-Gläubigern versichert, dass die Sanierung der Eterna Mode Holding GmbH keine Kündigungsgründe unter dem Schuldscheindarlehen auslösen. Die Schuldschein-Gläubiger hätten darüber hinaus zu erkennen gegeben, dass sie grundsätzlich weiterhin bereit sind, die Eterna Mode GmbH als Finanzierungspartner zu begleiten.
Hat Eterna zu viel Schulden aufgenommen?
Nicht wenn man die Unternehmenslage vor der Pandemie betrachtet, findet Gerbaulet. Er sieht vor allem die Auswirkungen der langanhaltenden Lockdowns in Deutschland für stationäre Modehändler kritisch, die zu den Ergebnisrückgängen und damit zum Bruch der Vertragsbedingungen des Schuldscheins (Financial Covenants) geführt hätten:
„Diese Financial Covenants waren ja natürlich nicht auf Corona abgestimmt, die wurden davor ausgemacht und die konnten wir nicht mehr einhalten. 2020 waren wir noch in der Lage die Finanzkennzahlen zu stemmen, aber das war dann nicht mehr möglich. Es gab keine positive Vororder mehr, kein NOS-Geschäft und Nachorder, es gab keine Retail-Umsätze mehr und fast nur noch online.”
Wie geht es weiter?
Eterna stellt seinen Gerichtsantrag auf das Sanierungsverfahren am heutigen Freitag. Danach müssen 75 Prozent der Anleihegläubiger den Sanierungsplan mit Schuldenschnitt annehmen, mit dem sie auf 90 Prozent ihrer Forderungen verzichten. Die verstreuten Anleihegläubiger haben laut Gerbaulet mittlerweile einen Vertreter, der sie zu 100 Prozent repräsentiert. Das könnte zumindest die Abstimmung organisatorisch erleichtern.
Eterna hofft seinen Sanierungsplan bis Mitte September umzusetzen. „Wir gehen davon aus, dass das zweite Halbjahr besser ist, als das erste Halbjahr. In der Summe bekommen wir vielleicht ein ausgeglichenes operatives Ergebnis hin”, sagte Gerbaulet. Fragt man den Geschäftsführer, wann Eterna zu dem Umsätzen vor dem Pandemie-Jahr 2020 zurückkehren könnte, gibt er sich vorsichtig optimistisch: „Es wird ein paar Jahre dauern, um wieder auf das Ertragsniveau zu kommen.”