Weihnachtskonsum 2025: Zwischen Nachhaltigkeit, Sparzwang und Billigplattformen
In diesem Jahr standen Verbraucher:innen in Deutschland zu Weihnachten vor einem neuen Dilemma: günstige oder nachhaltige Geschenke? Vielen fiel die Entscheidung offenbar besonders schwer, wie eine am Dienstag veröffentlichte Umfrage des Bundesverbands E-Commerce und Versandhandel Deutschland (bevh) zum Jahresende zeigt.
Rund ein Viertel der Befragten (24,9 Prozent) gab an, zu Weihnachten bewusster nachhaltig eingekauft zu haben als noch vor drei Jahren. Fast ebenso viele (22,0 Prozent) erklärten jedoch, dass in wirtschaftlich schwierigen Zeiten vor allem der Preis wichtiger geworden sei.
„Wir müssen feststellen, dass viele Verbraucher:innen für die Appelle von Handel, Politik und Verbraucher:innenschutz nicht zugänglich sind”, so Alien Mulyk, Geschäftsführerin Public Affairs Europa & International beim bevh. „Wenn wir wirklich wollen, dass sicher und nachhaltig eingekauft wird, muss sich die wirtschaftliche Lage verbessern“.
Jüngere Verbraucher:innen besonders kompromissbereit
Genau davon profitieren Billigplattformen wie Temu oder Shein, die das Einkaufsverhalten der Kund:innen zunehmend prägen. Zum Jahresende entfiel jede 20. Online-Bestellung aus Deutschland (4,9 Prozent) auf diese Anbieter. Die Gründe für den Kauf gaben vier von fünf Befragten (76,8 Prozent) nicht an oder wollten sie nicht nennen. Offen zeigen sich hingegen vor allem jüngere Käufer:innen: 60,7 Prozent der Unter-30-Jährigen kauften hier wegen niedriger Preise, Rabatten oder Angeboten.
Trotz bekannter Qualitäts- und Sicherheitsmängel blieben viele Kund:innen den Plattformen treu: 24,4 Prozent gaben an, aktuell nicht über genügend finanzielle Mittel zu verfügen, um auf diese Billigangebote zu verzichten. 40,2 Prozent glaubten den kritischen Medienberichten nicht, 53,5 Prozent vertrauten auf die eigene Einschätzung der Produktsicherheit, und rund ein Drittel (33 Prozent) nutzte das Rückgaberecht gezielt, um Produkte zu testen und bei Mängeln zurückzusenden.
„Der Spaß an der Schnäppchenjagd tritt in den Hintergrund”, so Daniela Bleimaier, verantwortlich für Nachhaltigkeitsthemen beim bevh. „Immer mehr Menschen sehen aktuell keine andere Wahl, als den Gürtel enger zu schnallen und im Zweifel über Qualität und Image der Plattformen sowie der angebotenen Waren hinwegzusehen.“
Mehr nachhaltige Chancen online
Trotz der Sparneigung boten sich nach Einschätzung der Befragten bessere Möglichkeiten für nachhaltigen Konsum online als stationär. Fast-Fashion-Filialisten und Discount-Ketten prägten vielerorts das Bild der Innenstädte, während nachhaltige Marken und Konzepte zunehmend schwerer auffindbar waren. Laut Umfrage hatten 36,2 Prozent der Befragten online mehr Angebote für nachhaltige Produkte gefunden, im stationären Handel waren es nur 27,6 Prozent.
„Gerade für kleinere Unternehmen mit nachhaltigen Produkten ist es entscheidend, größtmögliche Sichtbarkeit zu bekommen“, so Bleimaier. Innovative Anbieter erreichen ihre Kund:innen zunehmend über Onlinekanäle und soziale Medien, weit über die klassische Einkaufsstraße hinaus.
Für die Umfrage wurden 1.000 Kund:innen in Deutschland befragt, die vor Weihnachten online eingekauft hatten. Der Befragungszeitraum lag zwischen dem 12. und 15. Dezember 2025. Die Ergebnisse sind repräsentativ.
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