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Wie geht digitale Kollaboration in der Lieferkette? Ein Pilotprojekt von PB Accessoires und Marc Cain

Von Weixin Zha

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Bild: Ksenia Chernaya von Pexels

Die Pandemie hat die Digitalisierung in der Lieferkette der deutschen Modeindustrie beschleunigt. An einem gemeinsamen Pilotprojekt zeigen das Modeunternehmen Marc Cain und der Accessoires-Hersteller Peter Büdel GmbH beim jüngsten Re’aD Summit des Deutschen Mode-Instituts, wie sie ihre Supply Chain digitaler und effizienter aufstellen.

Der Knopf ist immer noch der alte, aber im Vergleich zur Vergangenheit hängt ein riesiger Satz an Daten dran, so beschreibt Christian Büdel die Zukunft der Mode-Lieferkette.

Sein Unternehmen PB Accessoires beliefert Modeunternehmen wie Hugo Boss oder Marc Cain mit Produkten wie Bändern, Verschlüssen oder Druckknöpfen. In den vergangenen Jahren hat der Accessoires-Hersteller seine Produktinformationen auf verschiedenen Plattformen zur Verfügung gestellt, darunter in der digitalen Bibliothek der DMIx Cloud des Kölner Unternehmens ColorDigital oder auf der eigenen Website.

Produktdaten werden überall verfügbar

Noch lassen sich bestimmte Produkte besser über die eigene Seite darstellen, andere wie Bänder besser über die DMIx Cloud, wo Nutzer über Farben nach Einzelteilen für ihre Kollektionen suchen können. Das Unternehmen arbeitet bereits daran die entsprechenden Funktionen auf seiner eigenen Website und bei DMIx einzufügen. In der Zukunft rechnet Geschäftsführer Christian Büdel damit, dass die Produkt-Kommunikation über alle möglichen Kanälen laufen wird.

Der Accessoires-Hersteller standardisiert die Produktdaten auf der eigenen Webseite, um sie in Zukunft leichter im Internet verteilen zu können – wie beispielsweise auf Webseiten von hybriden Messen oder Sourcing-Plattformen, erklärt Büdel, der gemeinsam mit seinem Bruder Andreas Büdel das Familienunternehmen mit Sitz in Laufach bei Aschaffenburg leitet.

Die Zukunft könnte etwa so aussehen: Potenzielle Kunden entdecken ein Produkt über eine externe Website und können es mit einem Klick in das eigene unternehmensinterne IT-System und die Plannungssoftware aufnehmen. Ziel muss es sein, dass der Datenfluss nicht auf dem Bildschirm der Kunden endet, sondern in deren interne Systeme durchgeleitet wird, so Büdel. So können Kunden fortlaufend über Aktualisierungen zu Preisen und Zertifikaten informiert werden.

Mehr Daten, schnellere Entscheidungen

Das Produkt nicht mehr real sehen zu müssen, und alle Informationen digital verfügbar zu haben, beschleunigt Arbeitsprozesse – gerade in einem Sektor wie der Modebranche, wo mehrere Unternehmen aus verschiedenen Ländern an einem Endprodukt zusammenarbeiten. Vorentscheidungen können ohne physische Muster getroffen werden, wenn Produkte digital dargestellt werden. Das spart Zeit wie Kosten und schont die Umwelt.

So begleitete der Accessoires-Hersteller Peter Büdel ein Start-up in sechs Monaten bis zum Markenlaunch – von der Skizze bis zur Produktreife – „ohne dass wir uns ein einziges Mal persönlich gesehen hätten”, erzählt Geschäftsführer Andreas Büdel während des Re‘aD Summits online.

Für langjährige Kunden wie Hugo Boss hat PB Accessoires sogar eine eigene Bibliothek mit den für das Metzinger Unternehmen entwickelten Produkten bereitgestellt. Von dort kann der Kunde jederzeit die 3D-Modelle seines Lieferanten in Echtzeit abrufen und mit ihnen in seinen Design-Programmen weiterarbeiten.

Marc Cain und Peter Büdel starten Pilotprojekt

Am Beispiel eines Pilotprojekts von Marc Cain und Büdel Accessoires zeigt sich auch eindrücklich, welche Vorteile sich durch das digitale kollaborative Arbeiten ergeben.

Bei Marc Cain gibt es zwei Beschaffungskanäle – die passive Lohnveredelung und den Vollkauf. Wie viele Bekleidungshersteller ist das Unternehmen aus Bodelshausen global mit seinem Sourcing aufgestellt. Und gerade beim Zukauf von Handelsware aus dem Ausland ergibt sich sehr viel Koordinationsbedarf.

Bild: Screenshot Re'aD Summit / Peter Büdel GmbH

Mit den ersten Hochrechnungen zum Handelswaren-Bedarf für die kommende Saison fragt Marc Cain bei seinen Zulieferern Angebote für die Herstellung von Artikeln wie Blusen oder Kleider ab. Die Nähereien holen für diese Angebote dann wiederum Informationen von ihren Stoff- und Zutaten-Lieferanten ein, erklärte Marc Ruoff, Teamleiter PLV-Beschaffung bei Marc Cain, während des Re’aD Summits online.

Effizienter kommunizieren und produzieren

Über die laufende Ordersaison bleiben die benötigte Anzahl an Artikeln und viele weitere Faktoren volatil. Das heißt ,viele Informationen müssen fortlaufend für die Handelswaren-Lieferanten aktualisiert werden. Mit der Zunahme des Vollkaufs und der weltweit verzweigten Lieferketten stieg auch der Kommunikationsbedarf zwischen Lieferanten und Bekleidungsherstellern enorm an.

„Der Kommunikationsaufwand ist bei uns explodiert und hat uns an die Grenzen unserer Leistungsfähigkeit gebracht”, sagte Christian Büdel über die Entwicklung der vergangenen Jahre. Denn immer mehr Zulieferer fragten an, um Modeunternehmen wie Marc Cain Angebote machen zu können.

Um all diese Anfragen bearbeiten zu können, werden diese bei Peter Büdel nun zu einem Webportal weitergeleitet. Dort gibt es einen freigegebenen Bereich, wo nur die von Produkte für Marc Cain angezeigt werden. Hier sehen die Lieferanten Preise und Lieferzeiten und bekommen so Informationen für ihr Angebot, das sie Marc Cain zusenden können.

Im Pilotprojekt mit Marc Cain versucht PB Accessoires auch die Produktionsanfragen aus der passiven Lohnveredlung und dem Vollkauf zusammen zu tragen.

„Über eine gesammelte Auskunft der Bedarfsdaten werden wir künftig in der Lage sein, nicht nur 1-zu-1-Produktion darzustellen, sondern Bedarfe kumuliert zusammenzuführen in Produktionen”, sagt Christian Büdel. Im besten Fall wären beispielsweise nur noch drei Produktionen pro Saison für 20 Auslieferungen nötig. Das würde die Lieferzeiten, Prozess- und Produktkosten für alle Beteiligten senken, weil es dann auch keine Mindermengen-Zuschläge mehr gibt.

Das Automatisieren der Datenströme werde “sicherlich” auch noch Verbesserungen mit Arbeitsablauf mit sich bringen, denn viele Stammdaten werden aktuell noch manuell eingetippt, so Ruoff. „Die Daten werden teilweise per E-Mail hin und her transferiert, wenn so etwas automatisch ablaufen kann, erleichtert das natürlich die tägliche Arbeit.”

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