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Wirecard verliert Partner - Hilfe für Bank?

Von DPA

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Der unter Manipulationsverdacht stehende Dax-Konzern Wirecard verliert wegen seines Bilanzskandals den wichtigsten Partner für große Zukunftsprojekte. Der japanische Softbank-Konzern beendet die Kooperation mit dem am Abgrund stehenden Bezahldienstleister aus dem Münchner Vorort Aschheim, wie es am Donnerstag in informierten Kreisen hieß. Die im April 2019 verkündete Partnerschaft hatte zwei wesentliche Bestandteile: Ein dreistellige Millioneninvestition der Japaner und die Vermittlung neuer Geschäftsmöglichkeiten, -partner sowie Kunden an Wirecard. Eine offizielle Stellungnahme von Softbank gab es nicht.

Und in Deutschland fährt Aldi Süd seine Geschäftsbeziehungen zu Wirecard zurück: Kreditkartenzahlungen an den Kassen der Supermarktkette wickelt nun der Konkurrent Payone ab, wie das Unternehmen in Mülheim an der Ruhr bestätigte. Darüber berichtete zuerst das Portal "Finanzszene". Nur noch die Aldi Geschenkkarten laufen demnach weiter über die Wirecard Bank.

Hilfsbereit zeigt sich die Deutsche Bank, die der zu Wirecard gehörenden Bank möglicherweise finanziell unter die Arme greifen will. "Wir können uns grundsätzlich vorstellen, im Rahmen der Fortführung der Geschäftsaktivitäten diese Unterstützung zu gewähren, sofern es erforderlich werden sollte", sagte ein Deutsche-Bank-Sprecher am Donnerstag. Der Konzern sei dazu in Abstimmung mit der Finanzaufsicht Bafin, dem vorläufigen Insolvenzverwalter von Wirecard und der Wirecard Bank selbst. Die Einzelheiten sind unklar. Wie die Nachrichtenagentur Bloomberg berichtet, könnte die Deutsche Bank die Wirecard Bank ganz übernehmen.

Der nicht mehr kooperationswillige japanische Softbank-Konzern dagegen ist keine Bank, sondern eine Holding, die sich unter Regie ihres Chefs Matayoshi Son rund um den Globus an Start-ups und Zukunftstechnologien beteiligt. Softbank wollte Wirecard unter anderem beim Markteinstieg in Japan und Südkorea behilflich sein.

Darüber hinaus waren Geschäftspartnerschaften von Wirecard mit mindestens sechs Firmen angedacht, in die Softbank investiert hat: der südostasiatische Fahrdienst Grab, der US-Mobilfunkanbieter Sprint, der ebenfalls in den USA ansässige Mobilfunkdienstleister Brightstar, die Autohandelsplattform Auto1 und die Tourismusplattform GetYourGuide, beide in Deutschland ansässig, sowie die indische Hotelkette Oyo. Grab, Auto1 und GetYourGuide bestätigen auf Anfrage, dass keine Zusammenarbeit mit Wirecard mehr geplant ist, die drei anderen Unternehmen ließen Anfragen unbeantwortet.

Softbank wollte außerdem 900 Millionen Euro in Wirecard investieren, mit der Option, in fünf Jahren wichtiger Aktionär zu werden. In dem japanischen Unternehmen kamen jedoch kurze Zeit später Bedenken auf, nachdem die britische "Financial Times" mehrfach über Bilanzfälschungsverdacht bei Wirecard berichtet hatte. Softbank hatte die angekündigten 900 Millionen Investition in Wirecard daher nicht mehr mit Geld des hauseigenen Vision Fund finanziert, sondern mit Hilfe externer Geldgeber. Von daher drohen Softbank nach den Angaben auch keine finanziellen Verluste.

Neben der Muttergesellschaft Wirecard AG mit ihren 250 Mitarbeitern haben am Heimatstandort Aschheim mittlerweile auch sechs Tochterfirmen mit 1270 Beschäftigten Insolvenz angemeldet, darunter die Vertriebs- und Marketinggesellschaft Wirecard Global Sales.

Der vorläufige Insolvenzverwalter Michael Jaffé hat nun die Vorfinanzierung des Insolvenzgelds für diese Mitarbeiter vorbereitet, wie der Anwalt mitteilte. Insolvenzgeld können Mitarbeiter bei der Bundesagentur beantragen, wenn der Arbeitgeber die Gehälter nicht mehr zahlt. Doch da vom Insolvenzantrag über die Einsetzung des vorläufigen Insolvenzverwalters bis zum Beginn des regulären Insolvenzverfahrens Monate vergehen können, ist oft eine Vorfinanzierung notwendig, damit die Arbeitnehmer nicht völlig ohne Einkommen dastehen. Jaffé schloss weitere Insolvenzanträge nicht aus.

Wirecard hatte Anfang vergangener Woche mutmaßliche Luftbuchungen in Höhe von 1,9 Milliarden Euro eingeräumt, wenige Tage später folgte der Insolvenzantrag. Die Münchner Staatsanwaltschaft ermittelt gegen den zunächst zurückgetretenen und später vom Aufsichtsrat nachträglich fristlos gefeuerten Vorstandschef Markus Braun und andere Manager. Im Bundestag forderten alle Fraktionen eine Reform der Finanzaufsicht. (dpa)

Foto: Christof STACHE / AFP

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