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Wo wird Hermes im Jahr 2020 sein?

Von Vivian Hendriksz

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Trotz einiger turbulenter Zeiten in der Presse gedeiht das französische Luxushaus Hermès weiterhin. Etwaige Bedenken einiger Aktionäre, dass negative Presse Hermès' Image oder die Umsätze beeinflussen könnte, brauchen keine Sorgen bereiten, da das Luxus-Modehaus auch weiterhin dem Trend der sinkenden Einnahmen trotzt, der so vielen Konkurrenten zu schaffen macht. Stattdessen meldete Hermès im ersten Halbjahr des Jahres 2015 einen Umsatz von 2,3 Milliarden Euro; ein Anstieg von 1,9 Milliarden Euro im gleichen Zeitraum im Jahr 2014.

Während das Modelabel weiter wächst, wird es zunehmend zu einem attraktiven Eroberungsobjekt nicht nur für Investoren, sondern besonders für den Luxuskonzern LVMH, einem Anteilseigner, dessen Übernahmeversuch im letzten Jahr scheiterte. Obwohl LVMH, Dior und Groups Arnault alle zugesagt haben, in den nächsten fünf Jahren keine weiteren Anteile an Hermès zu erwerben, fragt sich FashionUnited, wie die Hermès-Familie das Wachstum des Unternehmens in den nächsten fünf Jahren bewältigen und gleichzeitig bis 2020 die Kontrolle behalten will?

Hermès ist siebtgrößtes Modeunternehmen der Welt

Mit einem Marktwert von 36,2 Milliarden Euro überrascht es wenig, dass Hermès derzeit das siebtgrößte Modeunternehmen der Welt und damit nur etwa halb so klein wie ihr 10,3-prozentiger Anteilshaber LVMH ist. Das allein ist schon eine Leistung für Hermès als einzelne Marke gegen einen Luxuskonzern, zu dem über 70 Luxus-Labels in vielen Bereichen gehören - eine Leistung, die sich auch in seinem Markenwert widerspiegelt. Und mit einem Nettowert von 6,3 Milliarden Euro ist Hermès derzeit die fünftwertvollste Modemarke der Welt. Dies ist vor allem seiner starken Geschichte und Kult-Produkten wie dem Birkin-Bag und dem Birkin-Seidenschal zu verdanken.

In den letzten vier Jahre konnte Hermès seinen Gesamtumsatz um 70 Prozent steigern, von 2,4 Milliarden Euro im Jahr 2010 auf 4,1 Milliarden Euro im Jahr 2014. Das französische Luxus-Label verzeichnete in den letzten fünf Jahren ein durchschnittliches Wachstum von 118 Prozent, wobei der Gesamtumsatz für 2015 bei rund 5 Milliarden Euro liegen soll. Hermès hat in den letzten fünf Jahre ein stabiles Umsatzwachstum gezeigt und wird dies voraussichtlich auch weiterhin tun, so lange es weiter in seine begehrtesten Produkte wie den Birkin-Bag investiert, der trotz anhaltender Proteste der Tierrechtsorganisation PETA nach wie vor gefragt ist.

45 Prozent des Umsatzes von Hermès stammen aus dem Verkauf von Leder- und Sattlereiwaren und daher ist es wenig überraschend, dass die Aktionäre angesichts der Ergebnisse von PETAs verdeckter Ermittlung betroffen waren, deren Schwerpunkt auf der Aufdeckung von Tierquälerei auf Krokodilfarmen lag - schließlich können Handtaschen, die aus dem Leder exotischer Tiere gemacht werden, bis zu 50.000 US-Dollar einbringen. Trotz der schlechten Presse stieg der Umsatzanteil von Hermès-Lederwaren im ersten Halbjahr 2015 jedoch tatsächlich um ein Prozent auf 46 Prozent des Gesamtumsatzes an. Daher kann man sagen, dass sich dieser Geschäftsbereich von Hermes auf einem sicheren Weg befindet und wahrscheinlich die Antriebskraft des anhaltenden Wachstums der Marke bleiben wird.

Was wird die Zukunft für Hermès bringen?

Da Hermès sich auch weiterhin trotz aller Widrigkeiten gut entwickelt, wäre das Label eine ideale Ergänzung für jedes Holdingunternehmen. In der Tat fand sich Hermès vor etwas mehr als einem Jahr im Rampenlicht wieder, als die Familie darum bemüht war, ihre Anteile zu sichern, nachdem LVMH versuchte, eine Mehrheitsbeteiligung zu gewinnen. Dies wurde als potenzielle Bedrohung für den Besitz und das Stimmrechte der Familie an der Gesellschaft gesehen und endete schließlich mit einer Vereinbarung zwischen Hermes und LVMH, laut der der Luxuskonzern, der derzeit 10,3 Prozent der Anteile besitzt, sich verpflichtete, in den nächsten fünf Jahre keine neuen Aktien zu kaufen. Diese Vereinbarung endet jedoch im September 2019 und dann wird LVMH eine weitere Chance erhalten, mehr Anteile der fünftwertvollsten Modemarke zu erstehen, was ein hohen Risiko für die Hermès-Nachkommen bedeutet.

Dank H51, einer 2011 gegründeten Holdinggesellschaft, die für die nächsten 20 Jahre im Besitz von insgesamt 59 Prozent der Hermès-Aktien sein wird, ist es jedoch unwahrscheinlich, dass die Hermès-Familie je die totale Kontrolle über das Luxus-Label an LVMH verlieren wird. Es könnte LVMH jedoch möglich sein, die restlichen handelbaren Aktien zu erwerben, die 17,8 Prozent aller Hermès-Aktien ausmachen. Wenn ja, würde dies bedeuten, dass LVMH ein 25-prozentiges Stimmrecht an Hermès erwerben würde. Doch trotz dieses Prestigerechts würde die Mehrheitskontrolle des Unternehmens bei der Familie bleiben und LVMH zudem angesichts des aktuelle Aktienkurses rund 5 Milliarden Euro kosten. Dennoch besaß LVMH zuvor einen 22,3-prozentigen Anteil an Hermès, bevor es einen großen Teil seiner Aktien als Teil der Vereinbarung im vergangenen Jahr an die eigenen Aktionäre verkaufte. Sobald sich das Abkommen aber dem Ende zuneigt, könnte LVMH in der Lage sein, die Hermes-Aktien, die es an seine Aktionäre abtrat, zurückzuhandeln oder zu kaufen, was das Unternehmen näher an den Besitz einer Stimmrechtsbeteiligung heranbringen würde.

FashionUnited sagt voraus, dass die Hermès-Familie höchstwahrscheinlich 72,3 Prozent der Unternehmensanteile besitzen wird, wobei weitere 20 Prozent im Besitz von LVMH und seiner Aktionäre sein werden und 7,7 Prozent entweder auf Streubesitz oder eigene Aktien entfallen. Das bedeutet, dass Hermès bis zum Jahr 2020 immer noch in den Händen der Gründerfamilie sein wird, aber es bleibt abzuwarten, ob LVMH bis dahin alle anderen Aktien an sich gerissen hat. Da das Unternehmen und sein Umsatz jedoch weiter wachsen, wird auch der Aktienpreis nicht billiger werden und es für die Familie unmöglich machen, ihre eigenen Aktien zurückzukaufen.

Laut den Berechnungen von FashionUnited wird Hermès stetig weiter wachsen und sein Marktwert bis 2020 auf 51,8 Milliarden Euro ansteigen, wenn das Unternehmen auch weiterhin seinen klassischen Kultprodukten treu bleibt. Bedenkt man, dass das Label in Asien besonders gut und in Europa besonders schnell wächst, erwartet FashionUnited, dass das Wachstum des Gesamtumsatzes ab 2018 weiterhin bei 10,1-Prozent liegen und er bis 2010 8,5 Milliarden Euro erreichen wird. Darüberhinaus wird der Bereich Lederwaren und Sattlereiprodukte bis 2020 50 Prozent des Gesamtumsatzes erwirtschaften und sich von 1,8 Milliarden Euro im Jahr 2014 auf 4,25 Milliarden Euro im Jahr 2020 steigern. Mit anderen Worten, die Lederwaren-Umsätze im Jahr 2020 werden 1,3 Millionen Victoria II-Taschen von Hermes oder fast 50.000 handgefertigten Birkin-Bags entsprechen.

Also wird Hermès' hervorragendes Wachstum auch weiterhin die Mehrheitskontrolle der Familie gewährleisten, solange sie der Tradition der Marke treu bleibt.

Dies ist der achte Teil einer neuen Serie basierend auf spezifischen Business-Einblicken von FashionUniteds Top 100 Index. In der nächsten Woche geht es um Net-a-Porter.

Geschrieben für FashionUnited UK von Vivian Hendriksz; übersetzt von Simone Preuss.


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