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Worldly Customer Forum: Neues Tool ermöglicht Messung von Scope-3 Emissionen auf Produktebene

Von Regina Henkel

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Worldly Customer Forum 2024 Credits: Wordly

„Do it faster and bigger!“ Mit dieser Botschaft präsentierte das US-amerikanische Technologie-Unternehmen Worldly auf dem Worldly Customer Forum in München letzte Woche ihr neues Tool: Der „Product Impact Calculator“ (PIC). Mit ihm sollen Bekleidungsunternehmen in wenigen Minuten produktbasierte Scope-3-Emissionen berechnen können.

Scope 3 Emissionen haben den größten Fußabdruck

Worldly gehört zu den weltweit größten und umfassendsten Plattformen für Nachhaltigkeitsdaten aus dem Bekleidungssektor und darüber hinaus. 2019 als gemeinnütziges Technologieunternehmen gegründet, war es ursprünglich als Datenplattform für den Higg Index der Sustainable Apparel Coalition, die seit diesem Jahr Cascale heißt, entwickelt worden. Der Higg Index basiert auf einer gemeinsamen Initiative von Walmart und Patagonia und ist eines der ersten digitalen Tools überhaupt, das die Umweltauswirkungen innerhalb der Bekleidungsproduktion methodisch sammelte und bewertete. Viele Unternehmen der globalen Bekleidungs- und Schuhindustrie arbeiten seither nach dem Higg Index und über die Plattform von Worldly. Worldly zählt nach eigenen Angaben über 40.000 Marken, Einzelhändler:innen und Hersteller:innen aus den Bereichen Mode, Outdoor, Haushaltswaren, Spielzeug zu seinen Kunden. Dieses Knowhow nutzt das Unternehmen jetzt, um endlich im Bereich der Scope 3 Emissionen voranzukommen.

Schaubild zu den Produktauswirkungen im PIC. Credits: Worldly

„Scope 3 ist am Wichtigsten. Wir wissen alle, dass hier 70 bis 90 Prozent der Emissionen entstehen“, erklärt Kevin Vranes, Chief Product Officer von Worldly während der Konferenz. Zu Scope 3 zählen die Emissionen innerhalb der gesamten Wertschöpfungskette, die ein Unternehmen nicht direkt verantwortet, wie Lieferkette, Transport, Produktnutzung oder Entsorgung. Während viele Unternehmen derzeit daran arbeiten, die Daten für Scope 1 und 2 zu beschaffen und auszuwerten – Scope 1 umfasst die direkten Emissionen im eigenen Unternehmen, beispielsweise Fuhrpark oder Heizkosten, Scope 2 umfasst die indirekte Freisetzung klimaschädlicher Gase durch Energielieferanten, beispielsweise Stromanbieter –, liegt die Beschäftigung mit Scope 3 bei vielen Unternehmen noch in weiter Ferne.

Anteil der CO2-Äquivalente einzelner Stufen der Lieferketten eines Damen-Sweatshirts Credits: Worldly

„Worldly sammelt Primärdaten aus der gesamten Lieferkette – von Materialien über Fabriken bis hin zu Fertigprodukten und sogar auf Marken- und Einzelhandelsebene – und erfasst dabei wichtige Kennzahlen zu Umweltauswirkungen wie Treibhausgasen, Wasserverbrauch, Abfall und Arbeitsbedingungen“, erklärt CEO Scott Raskin. Dazu führt Worldly mehrere Datensätze zusammen und erspart Nachhaltigkeitsteams viel Arbeit. Die zurückgewonnene Zeit, so der CEO, kann nun dafür verwendet werden, Maßnahmen zur Reduzierung der Umweltauswirkungen zu starten, was ja der eigentliche Sinn des Datensammelns gewesen, bisher aber oft viel zu kurz gekommen ist. „Mit dem PIC können Unternehmen Möglichkeiten zur Reduzierung ihrer Emissionen ermitteln, was für die Einhaltung von Reduktionszielen und bevorstehenden gesetzlichen Anforderungen von entscheidender Bedeutung ist.“

Hinzu kommt ein neues Timing. „Wir wollen Unternehmen unterstützen, ihre Datensammlung zu erweitern und auch die Frequenz der Datenerfassung zu erhöhen. Es reicht nicht, nur einmal im Jahr Daten zu erheben, wenn man schnell handeln und schnelle Fortschritte sehen will“, so Raskin.

Möglichst einfache Verwendung

Um mit dem PIC zu beginnen, benötigen Unternehmen lediglich ihre Bestellunterlagen. Der PIC berechnet die Emissionen der Produkte einer Bestellung – wie T-Shirts, Schlafsäcke oder Gürtel – anhand integrierter Standardmodelle für die Produktauswirkungen.. Die Modelle basieren auf umfangreichen Recherchen, Analysen und Branchenkenntnissen von Worldly und Cascale. Das Data-Science-Team von Worldly analysierte über 130.000 unterschiedliche Produkte und zwölf Millionen verkaufte Units in den USA und Europa. Insgesamt wurden 38 solcher Standardprodukte ermittelt und im PIC hinterlegt. Doch nicht nur die Produkte selbst werden betrachtet, sondern auch Verpackungen und die damit verbundenen vor- und nachgelagerten Transporte, sowie die Nutzungsphase.

Unternehmen können Higg-Index-Daten aus ihren Fabriken hinzufügen, die Umweltbewertungen (Higg FEM) abgeschlossen haben, und diese ihren Bestellunterlagen hinzufügen. Sie können auch benutzerdefinierte Materialien hinzufügen, die sie im Higg Materials Sustainability Index erstellt haben. All dies ist an einem Ort integriert und bringt sowohl Branchendaten als auch Primärdaten nahtlos und skalierbar zusammen.

Hier finden die Daten auf Fabrik-Ebene mit den Produktdaten zusammen. Credits: Worldly

Die Verwendung von Higg-Index Daten ist nicht zwingend erforderlich. Marken, Einzelhändler und Hersteller in der Bekleidungs- und Konsumgüterindustrie können den PIC mit oder ohne Higg-Index-Daten als Eingabe verwenden. Je mehr Daten eine Marke hochlädt, desto präziser werden die Berechnungen der Scope-3-Emissionen. „Dennoch übertrifft das PIC selbst bei minimaler Dateneingabe ausgabenbasierte* Modelle und ist weitaus effizienter als herkömmliche, zeitaufwändige Tools zur Emissionsmessung“, so Raskin.

*Unternehmen verwenden derzeit vor allem ausgabenbasierte Methoden zur Berechnung ihrer Scope-3-Emissionen. Hier werden die Emissionen pauschal berechnet, indem „die für ein eingekauftes Gut ausgegebenen Dollar mit einer branchenüblichen festen Emissionszahl multipliziert werden“, schreibt Worldly in einer Erklärung. Diese Methode ist zwar schnell und einfach, aber auch ungenau. Zudem kreiert sie eine lineare Abhängigkeit zwischen Emissionen und Ausgaben.

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