Zalando trotzt anhaltender Konsumflaute mit Effizienzsteigerung
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Das zweite Halbjahr soll auf jeden Fall besser werden - auch wenn die Konsumflaute und die schlechten Aussichten für den Online-Handel weiter anhalten. Denn wie Zalando zuletzt zum Halbjahr erläuterte, verringern sich die Konsumausgaben aufgrund der anhaltenden Inflation weiter. Daraus resultiert eine anhaltende Verschiebung des Kaufverhaltens hin zu den niedrigeren Preisklassen.
Zalando hat es in den vergangenen Monaten trotzdem geschafft, dank Kostenkontrolle operativ wieder mehr zu verdienen. Und zuletzt schlug das Management auch wieder optimistischere Töne an. Für das dritte Quartal äußerte sich Finanzchefin Sandra Dembeck noch im August positiv: Zwar sei es noch sehr früh, aber „der Juli war ein besserer Monat für uns als das zweite Quartal“. Die Vorständin hofft auf eine bessere zweite Jahreshälfte. Allerdings könnte der warme September gebremst haben. Konkurrent:innen hatten hier bereits über eine schwächere Entwicklung berichtet.
Co-Konzernchef Robert Gentz bestätigte im Sommer auch die Mittelfristziele. „Unser Ziel ist es, wieder zu zweistelligen Wachstumsraten zurückzukehren“, sagte er damals in einer Analystenkonferenz. „Die E-Commerce-Rally wird in Zukunft wieder kommen.“ Ob dies im kommenden Jahr oder erst später der Fall sein dürfte, ließ der Manager allerdings offen.
Bereits für das laufende Jahr war die Konzernführung wieder etwas optimistischer für die operative Gewinnentwicklung geworden, wenngleich beim Umsatz kaum Steigerungen zu erwarten sind. So soll das bereinigte Ergebnis vor Zinsen und Steuern (Ebit) 2023 nun 300 bis 350 Millionen Euro erreichen, nachdem das untere Ende der Spanne bisher 280 Millionen Euro gelautet hatte. Damit läge das operative Ergebnis deutlich höher als 2022, aber weiter unter dem Wert vor zwei Jahren. 2022 war der Gewinn nach einem starken Corona-Jahr um mehr als die Hälfte auf 184,6 Millionen Euro eingebrochen.
Infolge der andauernden Konsumflaute rechnet das Management damit, dass nur die untere Hälfte des angepeilten Wachstums des Bruttowarenvolumens (GMV) von 1 bis 7 Prozent erreicht wird. Der Umsatz dürfte gegenüber dem Vorjahr entweder fast stagnieren oder gar leicht rückläufig sein.
Gewinnsteigerungen kann Zalando somit derzeit nur mit Hilfe von weiteren Sparmaßnahmen erzielen. „In einem temporär herausfordernden Umfeld im Einzelhandel wollen wir in den Bereichen Logistik und Marketing nachhaltig die Effizienz steigern“, sagte Finanzchefin Dembeck zum Halbjahr.
Das erwarten die Analyst:innen
Die bei Bloomberg gelisteten Analyst:innen erwarten für das dritte Quartal im Schnitt einen Umsatz von 2,29 Milliarden Euro nach 2,35 Milliarden ein Jahr zuvor. Beim bereinigten operativen Gewinn liegen die Schätzungen bei 18,63 Millionen Euro nach 13,5 Millionen im Vorjahr. Unter dem Strich erwarten Analyst:innen Verluste in Höhe von 7,2 Millionen Euro. Im Vorjahreszeitraum war der Verlust mit mehr als 35 Millionen Euro allerdings deutlich höher.
Yashraj Rajani von der Schweizer Großbank UBS schreibt zwar kurz vor den Quartalszahlen von schwächeren Umsätzen im September. Da diese auf das warme Wetter zurückzuführen seien, sei die Wahrscheinlichkeit einer Prognosesenkung beim Bruttowarenvolumen allerdings niedrig. Konkurrent:innen hätten bereits angedeutet, dass die Kund:innen ihre Einkäufe wahrscheinlich nachholen dürften, sobald es kühler werde.
Der Analyst Benjamin Kohnke von Stifel rechnet damit, dass Zalando seine Prognose für das laufende Jahr bestätigt, wenn auch am unteren Ende der Spanne. Er erwartet keine Trendwende im dritten Quartal. Nach den positiven Aussagen zum dritten Quartal seitens Zalando zum Halbjahr, sei die Entwicklung wohl auch im August weiter besser gewesen, so Kohnke. Das warme Wetter im September könnte die Gewinne aber wieder zunichte gemacht haben. Deshalb geht er auch davon aus, dass das Wachstum für Umsatz und Bruttowarenvolumen im dritten Quartal im negativen Bereich bleiben werde. (dpa)