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Zalandos neuer Nachhaltigkeitsplan unter der Lupe

Von Weixin Zha

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Business |AKTUALISIERT

Zalando, einer der größten Online-Modehändler Europas, baut sein Geschäft mit grüner Bekleidung aus. Um die 5 Prozent des Sortiments sind nun als “nachhaltig” gekennzeichnet, 2023 sollen diese grünen Artikel bis zu 20 Prozent des Bruttowarenvolumens ausmachen – was einem Wert von 4 Milliarden Euro entspricht. Künftig setzt der Berliner Konzern dabei auf eine nachhaltige Eigenmarke, Second-hand Mode und darauf, dass die Fashionbrands auf seiner Plattform mitziehen.

Zalando will 2020 zu einer führenden Plattform für nachhaltige Mode werden, hieß es bereits im Geschäftsbericht 2017. Jetzt kündigt das Unternehmen weitere Schritte und erstmals Ziele für 2023 an. Eine grüne Werbekampagne startete diese Woche und der passende Anspruch ab sofort klimaneutral zu sein. Ein Überblick über die Fortschritte bei den bereits gesetzten Zielen wird, wie jedes Jahr, erst mit dem Geschäftsbericht im Januar veröffentlicht.

Mindeststandards für Modemarken auf Zalando

Bis 2023 erwartet Zalando, dass bis zu 20 Prozent seines Bruttowarenvolumens von “nachhaltig” gekennzeichneten Artikeln kommen wird, sagte Co-Geschäftsführer Rubin Ritter bei einer Präsentation in Berlin. Diese Kenngröße umfasst die Gesamtausgaben von Kunden auf der Zalando-Plattform - das heißt sowohl Waren aus dem Lagerbestand des Onlinehändlers als auch aus dem Partnerprogramm.

Im Geschäftsjahr 2023/2024 soll das Bruttowarenvolumen 20 Milliarden Euro erreichen - als nachhaltig gekennzeichnete Produkte würden dann bis zu 4 Milliarden Euro davon ausmachen. Dieses Ziel werde auch Produkte der Partnermarken umfassen, betonte Zalandos neue Nachhaltigkeitschefin Kate Heiny. Dabei plant Zalando die Mindeststandards für seine Marken mithilfe eines von der Sustainable Apparel Coalition entwickelten Nachhaltigkeitswerkzeugs zu messen, das auf dem Higgs-Index basiert. "Wir sind vorbereitet und bereiten unsere Partner darauf vor, dass wir dies nutzen werden", sagte sie zu Fashionunited. "Es ist noch nicht fertig, es soll im nächsten Jahr als B2B-Tool zur Bewertung von Markenpartnern eingeführt werden."

Wenn kommerziell erfolgreiche Brands nicht mit den Mindest-Sozialstandards übereinstimmen und Zalando entscheidet diese Partnerschaften zu beenden, dann könne das einen Einfluss auf die Profitabilität haben, sagte Ritter in Berlin. "Bei den Themen, bei denen wir Stellung beziehen - Kohlenstoffdioxid-Emissionen, Kunststoffe, Sozialstandards und Produktion - sind wir auch bereit, kurzfristige Kompromisse bei der Wirtschaftlichkeit einzugehen, weil wir glauben, dass das notwendig ist, um das Unternehmen weiter zu bringen.” Aber langfristig müsse Nachhaltigkeit Teil von Zalando sein, sonst könne die Existenz des Unternehmens gefährdet sein, weil Kunden anderswo einkaufen.

Zur Zeit führt Zalando mehr als 2.000 Marken in seinem Sortiment und hat bereits erste Gespräche geführt und zwei Workshops veranstaltet um die Modemarken vorzubereiten, sagte Sara Diez, Vice President Category Women bei Zalando, auf einem Panel.

Bild: Produkte von Zign mit Nachhaltigkeitslabeln | FashionUnited

Die Eigenmarke Zign wird komplett grün

Zalando will Zign zu einer eigenen nachhaltigen Hauptmarke aufbauen, teilte der Onlinehändler am Mittwoch mit. Das Sortiment der bereits bestehenden Eigenmarke wurde von Schuhen auf Bekleidung erweitert. Ab der Frühjahr/Sommer Kollektion werden alle Produkte von Zign im Onlineshop von Zalando als “nachhaltig” gekennzeichnet werden. Es gibt bereits nachhaltige Artikel der Zalando Eigenmarken, aber Zign ist die erste Marke, wo das bei der gesamten Kollektion der Fall sein wird.

Zalando hat 2016 erstmals damit begonnen Kinderprodukte als nachhaltig zu kennzeichnen. Diese Kennzeichnung wurde in den folgenden Jahren für weitere Produktgruppen eingeführt. Mittlerweile tragen 20,000 Artikel aus dem Sortiment von Zalando ein grünes Label. Bei mehr als 400,000 angebotenen Artikeln wären das um die 5 Prozent des gesamten Sortiments. Damit liegt Zalando über dem Marktdurchschnitt. Eine aktuelle Erhebung des Beratungsunternehmens McKinsey mit dem Datenanbieter Edited zeigte, dass nur 1 Prozent der Artikel von 235 Onlineshops in Deutschland, Frankreich, den USA und Großbritannien in der ersten Jahreshälfte als nachhaltig gekennzeichnet waren.

Zalando weitet nachhaltige Kennzeichnungen im Onlineshop aus

Um eine nachhaltige Kennzeichnung zu erhalten, muss ein Artikel mindestens einem von 14 Standards entsprechen. Dazu gehören etablierte Gütesiegel wie Fairtrade Cotton oder Global Organic Textile Standard, und die Liste der möglichen Zertifizierungen wurde auch jüngst um sieben neue erweitert. Zu den neuen Siegeln gehören beispielsweise der Responsible Down Standard oder auch von Zalando selbst definierte Standards wie “Eco Material”. Die Produkte von Zign werden unterschiedliche Zertifizierungen der 14 festgelegten Standards erfüllen. Für das kommende Jahr will Zalando in seinem eigenen Produktionsprozess komplett auf den Einsatz von kritischen Schwermetallen verzichten, hierzu gab es in der Mitteilung zu den neuen Zielen beispielsweise noch keinen Fortschrittsbericht.

Mode-Resale Plattform Wardrobe soll weiter wachsen

Als Teil seines verstärkten Fokus auf grüne Themen will der Berliner Konzern auch seine Wiederverkaufsplattform Wardrobe ausbauen. Über die App können Kunden ihre gebrauchte Kleidung an andere Konsumenten weiterverkaufen oder an Zalando abgeben und erhalten im Gegenzug einen Einkaufsgutschein im Onlineshop. Dabei können nicht nur bei Zalando gekaufte Waren eingereicht werden, sondern auch die von anderen Modehändlern - wie Asos oder Zara.

Die im Juli 2018 eingeführte Handy-App scheint viel Anklang gefunden zu haben: Die Anzahl der Produkte, deren Lebensdauer durch Wardrobe “verlängert” wird, soll 2023 auf 50 Millionen ansteigen. Im laufenden Jahr sollen es schon 1 Millionen Artikel sein. Diese Zahl umfasst alle von Zalando über Wardrobe eingesammelten Kleidungstücke, der größte Anteil dieser Produkte ging an Drittunternehmen und ein Teil wurde auch testweise über Zircle verkauft. In dieser Woche endet der Pilot-Pop-Up Store im Berliner Einkaufszentrum Alexa. Wie und ob der eigene Verkauf von Second-Hand Mode fortgesetzt wird, steht noch nicht fest.

Zalando verpflichtet sich zu Klimaneutralität

Der Onlinehändler hat sich außerdem ab Mittwoch für sein eigenes Geschäft, Lieferungen und Retouren zu Klimaneutralität verpflichtet. In diesem Jahr wurden 90 Prozent der Stromversorgung von Unternehmensstandorten auf erneuerbare Energien umgestellt. Diese sind allerdings nur für 3 Prozent der gesamten Kohlenstoffdioxid-Ausstöße verantwortlich. Der Großteil der CO2-Emissionen stammt zu 80 Prozent aus Bestellungen und 17 Prozent kommen von Verpackungen. Durch das Geschäftswachstum und den damit steigenden Bestellungen sind die Treibhausgas-Emissionen von Zalando von 2017 auf 2018 um 29 Prozent auf 287.161 metrische Tonnen CO2 Äquivalente gestiegen.

Obwohl Zalando das Ziel verfolgt seine Kohlenstoffdioxid-Emissionen pro Bestellung bis 2020 um 10 Prozent im Vergleich zu 2017 zu senken, bedeutet das nicht automatisch die Reduzierung der Gesamtausstöße. Alle CO2-Emissionen, die nicht durch operative Maßnahmen beseitigt werden können, werden vorerst kompensiert, um wie angekündigt klimaneutral zu werden. Dafür arbeitet Zalando nach eigenen Angaben vor allem mit einem Aufforstungsprojekt im äthiopischen Sodo zusammen. Das heißt also Bäume pflanzen für die Emissionen, die noch nicht reduziert werden können.

Bis 2023 will Zalando die Abfälle bei seinen Verpackungen minimieren und wiederverwertbare Materialien einsetzen. Hier hatte sich der Onlinehändler bereits im Geschäftsbericht 2018 vorgenommen, 2020 nur noch nachhaltige Materialien zu verwenden. Zur Zeit bestehen Zalando-Kartons zu 100 Prozent aus recycelten Materialien, Versandtaschen zu 80 Prozent aus recyceltem Plastik.

FashionUnited hat den Nachhaltigkeitstag auf Einladung von Zalando besucht.

Bild: Zalando | FashionUnited

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