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Modehandel hofft auf das Weihnachtsgeschäft

Von Lisa Dartmann

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Einzelhandel

Weniger Frequenz und massive Umsatzrückgänge. Fast alle Weihnachtsmärkte fallen aus und Bars und Restaurants bleiben geschlossen. Kurz vor dem Start ins Weihnachtsgeschäft liegen die Nerven blank. Der Lockdown light trifft den Einzelhandel ausgerechnet in der umsatzstärksten Zeit des Jahres. Trotz katastrophaler Prognosen hilft nur ein optimistischer Blick nach vorn. Mit Kerzenschein, Tannengrün und Lametta will der Einzelhandel festliche Stimmung auf die Flächen bringen und zum Konsum verführen: Einkaufen ist das neue Ausgehen.

Alle Jahre wieder kommt das Christkind. Der Breuninger Flagshipstore in Düsseldorf hat im Eingangsbereich eine Weihnachtswelt dekoriert, in der es Geschenkartikel zu kaufen gibt. Im ganzen Haus verteilt hängen dicke goldene Kugeln von der Decke und festlich geschmückte Tannen und grüne Girlanden schmücken die Einkaufswelten. Auf der eleganten Königsallee hat die Interessengemeinschaft Königallee 24.000 Birnen in die Bäume an der Kö gehängt und ein Lichterdom prunkt mittendrin. So wie in Düsseldorf sieht es in vielen deutschen Städten aus. Trotz Maske und Abstand ist die Frequenz gleich gefühlt höher und die stimmungsvollen Dekorationen zaubern den Menschen ein Lächeln ins Gesicht. Für kurze Zeit die Pandemie, Frequenz- und Umsatzrückgänge vergessen. Die Hoffnung ist groß und die Anstrengungen im Einzelhandel für die umsatzstärkste Zeit des Jahres sind gewaltig.

Die Prognosen verbreiten keine Festtagsstimmung

Fast 80 Prozent der Weihnachtsmärkte in Deutschland fallen in diesem Jahr aus. Das wird sich negativ auf die Handelsumsätze in den Innenstädten auswirken, befürchtet der Handelsverband Deutschland (HDE), denn die Weihnachtsmärkte sind ein wichtiger Frequenzbringer. „Wenn diese Anlässe jetzt beinahe flächendeckend wegbrechen“, bedeutet das erneut einen schweren Schlag für den ohnehin schon gebeutelten Handel“, bringt HDE-Hauptgeschäftsführer Stefan Genth die Lage auf den Punkt. Fast zwei Drittel der Befragten erwarten, dass sich das Weihnachtsgeschäft verschlechtern wird. Die Aussichten sind düster und vor allem viel Bekleidungshändler seien durch diese Krise hart getroffen. Die Umsatzverluste seien hoch und viele Einzelhändler auf staatliche Nothilfen angewiesen, so das Szenario des HDE. Frequenzrückgänge bis zu 60 Prozent sind keine Seltenheit.

Fotos: L+T (links), Modeerlebnis Warendorf (rechts)

Ein klarer Wachstumstreiber ist das Online-Geschäft. Die Weihnachtsumsätze werden voraussichtlich um 19 Prozent auf über 17 Milliarden Euro zulegen, so die Prognose vom HDE. Insgesamt wird der Online-Handel um 15 Prozent auf 68 Milliarden Euro steigen. „Die Kunden kaufen auch in der Corona-Krise Geschenke, aber sie shoppen deutlich mehr online und gehen seltener in die Innenstädte“, so Genth. Das zeigen auch die Daten des HDE-Konsumbarometers: Demnach wollen 44 Prozent der Verbraucher ihre Einkäufe verstärkt online erledigen“. Die Ausgangslage ist für den Bekleidungshandel nicht so prickelnd. Sie alle bauen das Online-Geschäft über Plattformen aus, aber viele eigene Shops sind noch nicht so funktionsfähig und die Renditen bei E-Commerce sind lausig. Die Situation erfordert von ihnen, dass sie zweigleisig fahren, aber wo keine Kunden sind, wird auch kein Geschäft laufen. Jede schlechte Nachricht wirkt sich negativ auf die Frequenz aus. Das Weihnachtsgeschäft muss es bringen und die Läden und Städte mit Leben füllen. Mit Optimismus und Tatendrang gehen die Einzelhandel in den Jahresendspurt. Immer mehr Kunden hätten ein Bewusstsein für ´local shopping` bekommen und wer einmal im Geschäft ist, kauft auch ein, so die Erfahrung vieler Einzelhändler, die jetzt auf mehr Lustkäufe hoffen. Gesucht werden vor allem funktionelle Mode für draußen, Geschenkartikel und Wohnaccessoires. Wenn die Leute schon nicht ausgehen können, dann möchten sie doch wenigstens Shoppen gehen. In der Anfangszeit des Lockdowns waren viele Konsumenten verunsichert und trauten sich nicht in die Stadt. Aber jetzt bekommen sie wieder Lust und möchten sich mit schönen Dingen beschäftigen. Oft treffen sich die Leute beim Shoppen. Das merkt auch Christoph Berger, Inhaber Modehaus Ebbers „Modeerlebnis“ in Warendorf: „Wir sind hier Treffpunkt für soziale Kontakte. Oft kommen zwei bis drei junge Frauen – so viel Kontakte wie erlaubt sind – und tauschen sich aus.“ Jetzt im Weihnachtsgeschäft ist der Bedarf noch größer. Für die umsatzstarken Wochen vor den Feiertagen haben Christoph Berger und sein Team alles aufgefahren, was sie an Weihnachtsdekoration im Lager zur Verfügung haben und diese kreativ auf die Flächen integriert. Jede Etage hat ihr eigenes Motto und die Kunden können im Haus auf Entdeckungsreise gehen: Opulent mit Gold und Glitzer, Weihnachtskugeln und Lametta, traditionell mit grüner Tanne, roten und goldenen Schleifen oder in einer Schneelandschaft verweilen. Ob die heimelige Atmosphäre in den Läden was bringt? Die Frequenz könnte vor Weihachten steigen, hofft der Modehandel.

Foto: Königsallee Düsseldorf

„Die Kunden sehnen sich nach Behaglichkeit und Gemütlichkeit und freuen sich auf Weihnachten“, sagt Stefanie Wendlinger, Teamleitung Marketing, PR und Events, im Mode- und Sporthaus L+T in Osnabrück, das mit 20.000 Quadratmetern Verkaufsfläche das größte inhabergeführte Modehaus Norddeutschlands ist. Das ganze Haus wurde weihnachtlich geschmückt und im Lichthof steht wie in jedem Jahr ein 17 Meter hoher Weihnachtsbaum. Das Waffelbacken in der eigenen Gastronomie Etage fällt leider aus. Dafür hat L+T Weihnachtshütten aufgebaut, in denen es Liebesäpfel, Schokoladenfrüchte und andere Leckereien in der Tüte zu kaufen gibt. Damit es im Dezember richtig brummt, haben die 125.000 VIP Kunden ein Adventskalender Mailing bekommen. Das 19.000 Quadratmeter große Modehaus Hagemeyer in Minden ist ein Platzhirsch und eine renommierte Einkaufsadresse. Rund 80.000 Kundenkarten-Inhaber wurden für eine Coupon- und Rabatt-Aktion angeschrieben. Da die Gastronomie im Modehaus geschlossen ist, können sie in der Weihnachtszeit mit den verschiedenen Coupons zum Beispiel ein Gänsemenü „to go“, Christstollen oder andere festliche Leckereien erwerben. Das komplette Haus wurde weihnachtlich geschmückt und die Schaufenster entsprechend dekoriert. Attraktionspunkt ist ein Weihnachtshäuschen, in dem ein Marionettentheater installiert ist. Betreiber sind Schausteller, die sonst auf dem Weihnachtsmarkt ausstellen. Die Figuren bewegen sich und die Kunden bleiben stehen. Wir möchten trotz Maske und Abstand Gefühle und Emotionen vermitteln, das kommt gut an“, freut sich Iris Westermann, Marketing CRM über die erste Resonanz.

Besonders gelitten unter den Frequenzrückgängen haben die Einkaufszentren. Umso wichtiger ist für sie der Dezember. Marcus Remark, Center Manager Centro Oberhausen: „In Zeiten der Pandemie ist es unsere Aufgabe, Shoppingerlebnis und Sicherheit von den Besuchern und Mitarbeitern in Einklang zu bringen.“ Er möchte das Besucheraufkommen verteilen und mit stimmungsvollen Weihnachtsdekorationen und Sonderverkaufsflächen für Weihnachtsprodukte Flair in das Einkaufszentrum bringen. An den Adventssonntagen hat das Centro zwischen 13 und 18 Uhr geöffnet und vom 3. Bis 13. Dezember jeden Donnerstag bis Samstag bis 22 Uhr geöffnet und ab dem 14. Dezember können die Besucher montags bis samstags bis 22 Uhr shoppen. Mehr Service geht kaum. Trotzdem möchte der Center Manager keine Prognose abgeben: „Die dynamische Pandemielage lässt eine seriöse Einschätzung nicht zu.“

Titelbild:Modeerlebnis Warendorf (links), Centro Marketing, Oberhausen (rechts)

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