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Neue Generation: Warum diese Kinder das Modegeschäft ihrer Eltern übernehmen

Von Susan Zijp

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Die neue Generation an der Spitze von Arma. Bild: Arma

Familienunternehmen stehen in der Modebranche seit Jahren aufgrund von Herausforderungen wie dem Online-Wettbewerb und steigenden Kosten unter Druck. In den letzten Jahren mussten mehrere Modeunternehmen ihre Türen schließen, weil sie keine Nachfolge finden konnten. FashionUnited hat mit vier Kindern von Modeunternehmer:innen der ersten Generation gesprochen, die sich entschieden haben, das Geschäft ihrer Eltern zu übernehmen. Was motiviert sie, dies in diesen schwierigen Zeiten zu tun, und wie sichern sie das Unternehmen für die Zukunft?

Von klein auf vorbereitet

Maral und Arden Aykaz sagen, sie hätten schon früh gewusst, dass sie die Ledermarke ihres Vaters und Onkels übernehmen wollten. „Arma gibt es seit 1985 mit dem Ziel, ein Lederspezialist zu werden. Für uns war es selbstverständlich, das Geschäft zu übernehmen. Darauf haben wir schon in jungen Jahren hingearbeitet“, erklärt Arden.

„Während andere Studierende in einem Supermarkt jobbten, arbeiteten wir neben dem Studium im Büro und engagierten uns mehr und mehr für Arma. Schließlich haben wir das Management übernommen“, fügt Maral hinzu. Arden hat einen Abschluss in Betriebswirtschaft, während Maral, die auch Marketingmanagerin, Designchefin und CMO ist, einen Abschluss in Kommunikation hat. Sie haben das Unternehmen im Juli übernommen.

Auch Fabienne Tran, Inhaberin und Geschäftsführerin des Mehrmarkengeschäfts Divali Alkmaar, wusste schon früh, dass sie das Geschäft ihrer Eltern übernehmen wollte. „Ich war damals etwa acht Jahre alt und liebte es“, erinnert sich Tran. Ihre Eltern, die aus Vietnam in die Niederlande geflüchtet waren, gründeten das Modeunternehmen 2004 ohne jegliche modische oder unternehmerische Erfahrung. „Von klein auf habe ich meine Eltern beim Einkaufen begleitet“, erzählt Tran.

Während ihres Studiums der Internationalen Betriebswirtschaft begann Tran als Social Media Managerin im elterlichen Modegeschäft zu arbeiten, eine Tätigkeit, die sie gut mit ihrem Studium verbinden konnte. Im November 2020 wurde Tran Mitinhaberin von Divali Alkmaar und im Juni übernahm sie das Geschäft vollständig.

Fabienne Tran von Divali Alkmaar. Bild: Fabienne Tran

Jeroen Bezu, der zusammen mit seiner Schwester Pascal die Kette Joy House of Brands mit sieben Filialen betreibt, sagt, dass auch er seine Hochschullaufbahn den Erfordernissen der Arbeit im elterlichen Betrieb angepasst habe. „Schon bald hatte ich das Ziel, das Geschäft meiner Eltern zu übernehmen. Bei meiner Schwester sah das anders aus. Sie war sich da nicht so sicher“, erzählt er.

Ein Familienunternehmen zukunftssicher machen

Für Kinder, die das Modegeschäft ihrer Eltern übernehmen, ist es wichtig, die Tradition des Unternehmens zu bewahren und gleichzeitig durch Innovationen seine Zukunft zu sichern. Bezu erzählt, dass sein Studium an der Utrechter Fashion Business School TMO ihm geholfen habe, Gleichgesinnte in der Modewelt kennenzulernen; Menschen, die sich wie er auf die höheren, schöneren Segmente der Mode konzentrieren. „Ich möchte mich weiterentwickeln und den Laden immer schöner machen“, erklärt er. „Nicht nur der Laden selbst, sondern auch das Erlebnis für die Kund:innen und die Produkte, die wir verkaufen, sollen immer einen Schritt voraus sein.“

„Zurzeit stellen wir Veränderungen auf dem Markt fest. Der Wettbewerb ist vor allem in den unteren Segmenten intensiv. Die wachsenden Leerstände der Innenstädte und der Rückgang kleiner unabhängiger Geschäfte stehen im Gegensatz zum Wachstum der großen Ketten“, fügt Bezu hinzu. Im kommenden Dezember wird die neue Generation von Bezu ein neu gestaltetes Multilabelgeschäft in Roden in der Nähe von Groningen eröffnen. „Das Joy-Geschäft wird von 2.500 auf 3.000 Quadratmeter wachsen und komplett neu gestaltet werden“, verrät Bezu. 

Die neue Generation an der Spitze von Arma erzählt, dass sie eine neue Marke für den kommerziellen Markt ins Leben gerufen habe: Studio AR. „Gleichzeitig konzentrieren wir Arma, unsere ursprüngliche Marke, mehr auf das Premiumsegment“, so Arden. „Wir wachsen online und richten uns hauptsächlich an den B2B-Markt. Wir glauben fest an die Zusammenarbeit mit unseren Einzelhandelspartner:innen. Wir organisieren zum Beispiel viele Veranstaltungen in unseren Geschäften, die wir dann auf unseren Social-Media-Kanälen veröffentlichen. Wir expandieren auch international und werden bald in den US-Markt eintreten“, fügt Maral hinzu.

Um das Geschäft der Eltern zukunftssicher zu machen, ist es laut Bezu auch wichtig, ein ansprechendes Äußeres auf der Straße zu pflegen. „Als Unternehmer ist es wichtig, Spaß an der Arbeit zu haben und das auch auszustrahlen“, sagt er. „Angesichts verwaisender Läden in den Innenstädten denken wir, dass wir mit unseren Geschäften deutlich unser eigenes Gesicht zeigen sollten.“

Wie Bezu weist auch Tran darauf hin, dass ein angenehmer Service, wie der Aufbau einer persönlichen Beziehung, für den Erfolg eines Familienunternehmens entscheidend ist. „Unser persönlicher Service ist das, wofür Divali bekannt ist. Wenn Sie in den Laden kommen, werden Sie mich regelmäßig dort sehen. Die Kinder können mit uns spielen, bekommen Süßigkeiten und Geschenke. Wir versuchen wirklich, einen unterhaltsamen Tag für alle zu gestalten.“

Die Geschwister Pascal und Jeroen Bezu leiten Joy House of Brands. Bild: Joy House of Brands

Neue Generation, neue Ideen

Die zweite Generation an der Spitze des elterlichen Modeunternehmens übernimmt nicht nur die Fachkenntnis ihrer Eltern, sondern bringt auch ihre eigenen neuen Ideen in das Unternehmen ein.

Nachdem sie Arma übernommen hatten, stellten Arden und Maral neue Mitarbeiter:innen ein. „Das erste, was auffällt, ist, dass wir jetzt eine viel flachere Organisation haben. Das bedeutet, dass wir unseren Kolleg:innen mehr Freiheit und Verantwortung geben, damit sie ihre Aufgaben flexibel erfüllen können“, erklärt Arden. „Das unterscheidet sich von der vorherigen Generation, in der Hierarchie wichtiger war“, fügt Maral hinzu.

Bezu und sein Team haben bewusst einen Richtungswechsel beschlossen. „Wir haben uns entschieden, uns auf schönere Produkte und höhere Qualität zu konzentrieren“, sagt er. Dies hat zu einer deutlichen Verschiebung in der Positionierung ihres Ladens geführt. „Durch diese bewusste Entscheidung sind wir als Unternehmen von einem mittleren in ein höheres Segment gewachsen“, fügt der Modeunternehmer hinzu.

Zeitlose Weisheiten von der ersten Generation

Bezu sagt, er habe großen Respekt vor den Werten seiner Eltern. „Während der Corona-Periode mussten sich meine Eltern verschulden, um ihre Mitarbeiter:innen halten zu können“, erzählt er. Für ihn hat die Art und Weise, wie seine Eltern das Unternehmen während der Corona-Pandemie führten, einen großen Einfluss auf seine eigene Herangehensweise als Unternehmer gehabt. „Es ist wichtig, dass die Mitarbeiter:innen das Gefühl haben, dass sie nicht nur für den Laden arbeiten, sondern dass es auch ihr Laden ist“, sagt er.

Die zweite Generation von Arma hat von ihrem Vater während der Corona-Pandemie eine wichtige Erkenntnis gewonnen: „Unser Vater hat uns angewiesen, auf alle Kund:innen zuzugehen und ihnen zu versichern, dass die Bezahlung der Rechnungen gestundet werden kann. Das wurde sehr geschätzt. Das zeigt, wie wichtig es ist, auch in schwierigen Zeiten mit den Kund:innen mitzudenken“, so Arden.

Die Eltern von Arden und Maral sind nach wie vor am Unternehmen beteiligt: Ihre Mutter arbeitet in der Finanzabteilung und ihr Vater berät in strategischen Fragen. „Der Vater hält uns auf Trab, indem er uns nach den Gründen für unsere Entscheidungen fragt“, sagt Arden. „Obwohl es ihm manchmal schwer fällt, loszulassen, gibt er uns die Freiheit, Fehler zu machen und daraus zu lernen“, fügt Maral hinzu.

Für Kinder, die das Modegeschäft ihrer Eltern übernehmen wollen, gibt Tran folgende Tipps: „Wenn keine Leidenschaft für das Unternehmertum vorhanden ist und es nur um finanziellen Gewinn geht, ist diese Branche vielleicht nicht geeignet. Schließlich ist es harte Arbeit. Ich genieße es, mit meiner Familie zusammenzuarbeiten; ich sehe sie täglich, und das ist meistens sehr angenehm.“

Bezu genießt jeden Tag mit seiner Schwester und dem Team aus engagierten Mitarbeiter:innen und seiner Familie. „Kein Tag ist wie der andere, und das macht die Arbeit so angenehm. Wir haben Mitarbeitende unterschiedlichen Alters, und alle lernen voneinander.“ Seine Eltern sind nach wie vor involviert, aber jetzt auf eine andere Art: „Meine Eltern kümmern sich um meine beiden Kinder, das ist für mich die wichtigste Aufgabe.“

Dieser Artikel erschien ursprünglich auf FashionUnited.nl. Übersetzt und bearbeitet von Simone Preuss.

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