Vier spannende Technologien für den Modeeinzelhandel
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Der Einzelhandel wird immer technikaffiner, da die sich schnell entwickelnde Branche versucht, mit der wachsenden Nachfrage der Verbraucher:innen nach bequemeren, ansprechenderen und reibungsloseren Einkaufsmöglichkeiten Schritt zu halten.
Der stationäre Handel nutzt zunehmend innovative Technologien, um Bereiche wie Zahlungs- und Kassenlösungen, Datenanalyse und kund:innenorientiertes Marketing zu verbessern.
Einige der spannendsten Technologien wurden auf der Messe für den Einzelhandel EuroCIS vorgestellt, die vom 31. Mai bis 2. Juni zum ersten Mal seit Beginn der Pandemie wieder in Düsseldorf stattfand.
Wovon genau waren die Aussteller:innen so begeistert? FashionUnited besuchte die lebhafte Messe und hat in diesem Artikel eine Liste von vier spannenden technischen Lösungen zusammengestellt, die den Mode-Einzelhandel verbessern sollen.
Smart Tags
Vorbei sind die Zeiten, in denen auf den Etiketten lediglich der Preis und die Größe eines Kleidungsstücks angegeben waren. Neue intelligente Etiketten werden in der Modebranche immer beliebter, um Kundschaft und Einzelhandelsunternehmen gleichermaßen zu unterstützen. „Ein RFID-Chip ist im Grunde ein Nummernschild für ein Kleidungsstück“, sagt Stefan Linz, Senior Sales Manager Northern Europe bei der ITL Group.
Linz erklärt, dass der Hauptvorteil von RFID-Etiketten nach wie vor darin besteht, dass sie eine genauere und schnellere Bestandszählung ermöglichen, aber auch eine breite Palette anderer Leistungen, wie zum Beispiel intelligente Umkleidekabinen, die sofortige Überprüfung der Produktverfügbarkeit in den Geschäften und diskrete Sicherheitssysteme.
Und auch für Kund:innen sind Smart Tags wertvoll, denn sie können damit sofort und mühelos auf eine Fülle von Informationen über eine bestimmte Marke oder ein bestimmtes Produkt zugreifen, was laut Linz für Marken immer wichtiger wird. „Mit der Entwicklung der Modebranche in Richtung Nachhaltigkeit und Rückverfolgbarkeit sehen wir, dass immer mehr Kund:innen nach QR-Codes oder NFC-Tags fragen“, bestätigt er.
NFC-Tags (die ein Antippen des Telefons erfordern, um auf Informationen zuzugreifen) und QR-Codes (die mit einer Kamera gescannt werden müssen) können beide verwendet werden, um die Geschichte eines Kleidungsstücks und seine Nachhaltigkeitsnachweise zu zeigen und Informationen bereitzustellen und zirkuläre Dienstleistungen wie Authentifizierung, Reparatur und Wiederverkauf zu erleichtern. Während es sich bei NFC-Tags um kleine Chips aus Metall handelt, sind QR-Codes lediglich ein kleiner Aufdruck, der häufig mit Tinte aufgebracht wird, weshalb verschiedene Unternehmen auf der EuroCIS anmerkten, dass QR-Codes nach wie vor die nachhaltigere Option darstellen.
Roboter im Geschäft
Eine weitere interessante Technologie, die sich in den kommenden Jahren im Modeeinzelhandel wahrscheinlich weiter verbreiten wird, ist der Einsatz automatisierter Roboter, die die kostspielige und zeitaufwändige Aufgabe des Zählens des Warenbestands übernehmen können und dem Ladenpersonal mehr Zeit für andere Aufgaben geben, wie zum Beipspiel der Betreuung der Kundschaft.
Ein Unternehmen, das an einem solchen Roboter arbeitet, ist MetraLabs. Der Hersteller von Robotiklösungen hat einen Roboter namens Tory gebaut, der mithilfe der RFID-Technologie (Radiofrequenz-Identifikation) eine Inventur durchführt und in Geschäften nach Ladenschluss oder sogar tagsüber eingesetzt werden kann, wenn Kund:innen im Laden sind.
Der Roboter erkennt und erfasst 99 Prozent aller mit RFID-Etiketten versehenen Artikel, ist 10-mal schneller als eine manuelle Bestandszählung und kann bis zu 18 Stunden laufen, bevor er wieder aufgeladen werden muss, so Christian Reuther, Senior Software Architect bei MetraLabs.
Außerdem kann der Roboter mit einer multimodalen Benutzungsschnittstelle mit Sprach- und Berührungseingabe ausgestattet werden, so dass die Kund:innen ihn fragen können, wo ein bestimmtes Produkt oder eine bestimmte Abteilung zu finden ist. Tory wird derzeit in Hunderten von Geschäften in Europa und Australien eingesetzt, darunter bei Decathlon, Kmart Australia und Adler Modemärkten.
Smart Mirrors
Neue Innovationen halten auch in den Umkleidekabinen Einzug. Intelligente Spiegel werden im Modeeinzelhandel immer beliebter. Sie rationalisieren den Einkaufsprozess und verschmelzen das Physische mit dem Digitalen, um den Verbraucher:innen einfachere Möglichkeiten zu bieten, Mode zu vergleichen, zu stöbern und zu stylen, ohne dass sie mehrmals zwischen Laden und Umkleidekabine hin und her laufen müssen.
Das Unternehmen für digitale Beschilderungen, Scala, war einer der Aussteller, die auf der EuroCIS einen ‘Smart Mirror’ präsentierten. Sensoren in der Scala-Umkleidekabine erkennen mithilfe von RFID-Technologie, welche Produkte Kund:innen in der Hand halten. Das Produkt wird dann auf einem Bildschirm auf dem Spiegel angezeigt, so dass sie ergänzende Produkte sehen, andere Looks aus dem Geschäft ansehen und ihre Verfügbarkeit prüfen können, ohne die Umkleidekabine verlassen zu müssen. Sie können auch ein kurzes Video von sich selbst aufnehmen, wie sie das Produkt tragen, während sie sich um 360 Grad drehen, um zu sehen, wie das Kleidungsstück aus allen Blickwinkeln an ihnen aussieht.
Die H&M-Gruppe ist nur eines der vielen Modeunternehmen, die Smart Mirrors in ihren Geschäften einführen. Die Gruppe kündigte diesen Monat an, dass sie diese in Cos-Geschäften in den USA testen werde.
Tracker der Kund:innenfrequenz
Die Überwachung des Kund:innenverhaltens in den Geschäften ist für den Einzelhandel unglaublich wertvoll. Zu wissen, wie sich Kund:innen im Laden bewegen, zu welchen Artikeln sie gehen und wie lange sie sich dort aufhalten, kann Modeunternehmen helfen, ihren Umsatz zu maximieren. Ein Unternehmen, das sich auf diese Technologie spezialisiert hat, ist das Schweizer Technologieunternehmen Xovis, das 3D-Sensoren und Software entwickelt, produziert und vertreibt. Die Sensoren des Berner Unternehmens können so angebracht werden, dass sie wichtige KPIs messen, zum Beispiel die Passantenfrequenz, die Verweildauer in der Zone, der Weg der Kundschaft und die Umsätze pro Kunde/Kundin und/oder Quadratmeter.
Mithilfe der Tracking-Technologie können Modehändler:innen ihre Produkte effektiver anordnen, um die beliebtesten Artikel in stark frequentierten Bereichen zu platzieren und sicherzustellen, dass die Kund:innen mehr von dem sehen, was sie sehen wollen, und weniger von dem, was sie nicht sehen wollen. Wenn Einzelhändler:innen beispielsweise wissen, in welcher Reihenfolge die Kundschaft in den Geschäften gerne stöbern, können sie ihre Produkte oder das Layout des Geschäfts selbst so anordnen, dass die Wahrscheinlichkeit eines Kaufs am größten ist. Nach eigenen Angaben konnte Xovis bei einem deutschen Partner mit seiner Technologie den Umsatz um bis zu 15 Prozent steigern.
EuroCIS 2022 in Zahlen
Zur EuroCIS 2022 kamen insgesamt 9.070 Fachbesucher:innen aus 88 Ländern und 345 Aussteller:innen aus 33 Ländern.
„Diese Zahlen geben Anlass zu Optimismus und sind nach der pandemiebedingten Zwangspause im Jahr 2021 und der Verschiebung von Januar auf Juni 2022 alles andere als vorhersehbar“, sagte Elke Moebius, die Projektleiterin der EuroCIS, zum Abschluss der Veranstaltung.
„Die EuroCIS hat mit ihren Messeaktivitäten einen starken Impuls für die Branche gesetzt“, ergänzte Moebius hinzu und bestätigte, dass Aussteller:innen sich bereits „eifrig“ nach Beteiligungsmöglichkeiten für das nächste Jahr erkundigten, wenn die EuroCIS wieder im Rahmen der EuroShop stattfinden wird.
Dieser übersetzte Artikel erschien ursprünglich auf FashionUnited.uk. Bearbeitet und übersetzt von Simone Preuss.