Warum Richemont, Kering und Alibaba auf Farfetch setzen
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Die Investition ist beachtlich: 1,15 Milliarden US-Dollar, oder 928 Millionen Euro. Bekommen hat sie die Plattform Farfetch von drei Giganten der Luxusbranche: auf der einen Seite die Schweizer Gruppe Richemont unter dem Vorsitz des Tycoons Johann Rupert, die ein umfangreiches Portfolio renommierter Uhrenhersteller (Piaget, Jaeger-LeCoultre, Vacheron Constantin), führender Juweliere (Cartier, Van Cleef & Arpels) und Modehäuser (Chloe, Alaia) repräsentiert; auf der anderen Seite die von der Familie Pinault kontrollierte Investmentgesellschaft Artemis, die Mehrheitsaktionärin der Kering-Gruppe (Gucci, Bottega Veneta, Saint-Laurent) ist, und schließlich die chinesische Gruppe Alibaba unter der Leitung von Daniel Zhang, die ihre Einnahmen hauptsächlich aus Online-Verkäufen bezieht.
Johann Rupert, François-Henri Pinault und Daniel Zhang haben beschlossen, die britische Plattform Farfetch, einen Spezialisten für E-Commerce im Bereich Mode und Luxusgüter, zu unterstützen. Das Ziel ist ehrgeizig: Es geht um nicht mehr und nicht weniger, als durch dieses Joint Venture die Digitalisierung des Luxussektors zu beschleunigen, der durch die Pandemie in Schwierigkeiten geraten ist. Zu diesem Zweck haben diese drei großen Player beschlossen, ihre Kräfte zu bündeln, um Farfetch zu unterstützen, dessen Ergebnisse umwerfend sind: Die Umsätze auf der britischen Plattform sind im zweiten Quartal 2020 in die Höhe geschnellt – dank der Einschränkungen, in der die Luxuskonsumenten vom Offline- zum Online-Shopping übergingen. Diese Umsatzsteigerung ging auch mit einem deutlichen Anstieg der Nutzerzahlen der Plattform einher. Diese veranlassten Eurazeo zum Verkauf seiner Minderheitsbeteiligung, die es 2016 für 17 Millionen US-Dollar erworben hatte. Der Verkaufserlös: 90,4 Millionen Euro – eine stattliche Rendite.
Farfetch wird auf den Luxusplattformen von Alibaba in China lanciert
Richemont, Alibaba und Artemis wollen ihrerseits von der Relevanz des von Farfetch aufgestellten Modells profitieren. Sie sind überzeugt, dass diese neue Partnerschaft mit der britischen Plattform, die 2008 vom portugiesischen Unternehmer José Neves gegründet wurde, es den Luxusmarken ermöglichen wird, ihr Ansehen auf dem chinesischen Markt zu steigern. Die Investition ist nicht nur finanzieller Natur: Know-how wird durch eine Initiative namens Luxury New Retail ebenfalls geteilt. So soll die Entwicklung professionelle Lösungen auf der Grundlage von Farfetch- und Alibaba-Technologien umfassen. Unter anderem wird Alibaba chinesischen Konsumenten den Zugang zu Farfetch erleichtern, indem es Integrationen mit dem Tmall Luxury Pavilion und Luxury Soho, Tmall Global, initiiert. Zur Erinnerung: Net-a-Porter, das zu Richemont gehört, ist bereits im Tmall Luxury Pavilion, der Luxusplattform von Alibaba, aktiv.
Diese neue Partnerschaft wird die Reichweite von Farfetch auf die 757 Millionen Kunden von Alibaba ausweiten. Gleichzeitig wird es den Luxusmarken ermöglichen, ihre Markenbekanntheit bei einer neuen Generation chinesischer Verbraucher zu steigern, die eher versucht sein werden, eine Gucci-Tasche oder eine Cartier-Uhr mit einem einzigen Klick zu kaufen. Für Luxusmarken ist der Zugang zum chinesischen Markt entscheidend: Daniel Zhang schätzt in der am Freitag, dem 6. November, veröffentlichten Pressemitteilung, dass der chinesische Luxusmarkt – bestehend aus Hunderten von Millionen Konsumenten, die mit digitaler Technologie aufgewachsen sind – innerhalb von fünf Jahren die Hälfte der weltweiten Umsätze von Luxusgütern ausmachen dürfte. Eine Partnerschaft, die José Neves zu Recht begrüßt: „Die neuen Initiativen mit der Alibaba Group und Richemont stärken die Strategie Farfetchs, die digitale Transformation des gesamten Luxussektors zu ermöglichen, die durch die beispiellosen Schwierigkeiten infolge der Covid-19-Pandemie beschleunigt wurde. Die Initiative "Luxury New Retail" wird untersuchen, wie wir dem gesamten Sektor helfen können, in der Welt nach der Covid-Pandemie weiterzukommen und zu florieren. »
Im Einzelnen werden Alibaba und Richemont 600 Millionen US-Dollar (jeweils 300 Millionen US-Dollar) in private Anleihen investieren, die von Farfetch Limited ausgegeben werden. Alibaba und Richemont werden außerdem 500 Millionen US-Dollar (jeweils 250 Millionen US-Dollar) in Farfetch China investieren und sich zu 25 Prozent an einem neuen Joint Venture beteiligen, das die Marktplätze von Farfetch in China umfassen wird. Darüber hinaus haben Alibaba und Richemont die Option, drei Jahre nach Gründung des Joint Ventures eine zusätzliche gemeinsame Beteiligung von 24 Prozent an Farfetch China zu erwerben. Getrennt davon hat Artemis auch zugestimmt, seine bestehende Investition in Farfetch durch den Kauf von 50 Millionen US-Dollar in Klasse-A-Stammaktien von Farfetch zu erhöhen.
Dieser Artikel wurde zuvor auf FashionUnited.fr veröffentlicht. Übersetzung und Bearbeitung: Barbara Russ
Bild: Farfetch