Das neue Schuhquartier in Waalwijk ist ein Walhalla für Schuhfans
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‘Put on your red shoes‘. Das mussten sich die Besucher des brandneuen Schuhquartier (Schoenenkwartier) in Waalwijk nicht zweimal sagen lassen. Der Titel der ersten Ausstellung - über die Beziehung zwischen Schuhen, Musik und Identität - bildete gleich einen schönen Dresscode für die feierliche Eröffnung, die FashionUnited besuchte. Von High Heels bis hin zu Turnschuhen gab es keinen einzigen Eröffnungsgast, der sich keine Gedanken über die Wahl seiner Schuhe gemacht hatte. „Schauen Sie sich einfach um", sagte Sacha Ausems, die Bürgermeisterin von Waalwijk, in roten Pumps. „Die Schuhe, die jemand trägt, sagen viel über seine oder ihre Persönlichkeit aus.“
Neuer Name, neues Konzept
Es waren nicht nur die Schuhe, die uns verrieten, dass in Waalwijk eine Party stattfand. Die glücklichen Gesichter von Museumsdirektorin Anouk van Heesch und Kuratorin Inge Specht waren ebenfalls zu sehen. Denn endlich, nach fünfeinhalb Jahren Vorbereitung und Renovierung, ist das ehemalige Niederländische Leder- und Schuhmuseum in das Schuhquartier umgewandelt worden. Ein neuer Name, ein neues Konzept und ein neuer Standort. Zentraler geht es nicht: Das Museum befindet sich im Westflügel des Kropholler-Komplexes am Raadhuisplein 1. Das Nationaldenkmal wurde wunderschön renoviert; wer schon einmal im alten Gebäude war, wird es jetzt kaum glauben können. Das vorherige Museum hatte immer einen guten Ruf und eine einzigartige Sammlung. Sie kam jedoch nicht wirklich zur Geltung. Das Gebäude war veraltet, dunkel und die Dauerausstellung war renovierungsbedürftig.Die Maschinen laufen wieder
Die Realisierung des Schuhquartiers war ein ehrgeiziges Projekt. Aber das, was gebaut wurde, passt perfekt zum Zeitgeist. Waalwijk hat ein fantastisches Institut mit internationaler Ausstrahlung bekommen. Interaktiv, dynamisch, integrativ und lebendig. Schon beim Betreten verraten die Geräusche aus den Werkstätten, dass das Schoenenkwartier mehr ist als ein Museum. Es stützt sich auf drei Säulen: die 'maaklabs', das Wissenszentrum und das Museum. Im Erdgeschoss wird der Herstellungsprozess von Schuhen anschaulich erklärt. „Wir haben dies auf siebenundzwanzig Schritte reduziert", erklärt Specht. „Eine große Vereinfachung des Prozesses, denn allein der Schaft eines Schuhs erfordert oft zweihundert Arbeitsschritte. Auf jeder Stufe werden beeindruckende Maschinen gezeigt, von denen einige jetzt sogar wieder in Betrieb gehen.Reiche Geschichte
Waalwijk ist die einzige Stadt in den Niederlanden, die eng mit der Schuhgeschichte verknüpft ist. Diese reiche, aber auch teilweise tragische Geschichte wird eine Etage höher erzählt. Vom Aufkommen der Hausgerber, der Dampfmaschine und der großen Fabriken, die eine Kluft zwischen Arm und Reich in der Gesellschaft schufen. Porträts von vier Arbeitern, die jeweils einen anderen Zweig der Schuhindustrie repräsentieren, lassen diese Geschichten lebendig werden. Die Geschichte wurde auch den jüngsten Besuchern zugänglich gemacht, indem die historisch markante Figur Okke, die Spinne, zum Maskottchen des Museums wurde. Die Kinder können in den verschiedenen Räumen nach ihr suchen. Das Schuhquartier verfügt nun auch über ein Einkaufsbudget, was vorher nicht der Fall war. Ein wechselnder Schuhschrank rückt aktuelle Schuhe oder Neuanschaffungen ins Rampenlicht.Leder aus Mango oder Blut
Im Wissenszentrum wird die Fachbibliothek des Museums für alle zugänglich gemacht. Von der Fachliteratur bis zum Kinderbuch können hier Jung und Alt in das Thema eintauchen. „Andere Museen greifen regelmäßig auf unser Know-how zurück", sagt Van Heesch. „Wie bei der Entdeckung des Palmwood-Wracks im Jahr 2014 auf dem Grund des Wattenmeeres." Außerdem gibt es eine Materialsammlung, die während des Produktionsprozesses für Schuhe verwendet werden, in der die Besucher studieren - und fühlen können! Hier findet man Muster von Frosch- und Krötenleder oder mit Reptilienmuster bedrucktes Rindsleder. Auch Alternativen zu Tierleder sind zu sehen: Fruchtleder aus überreifen Mangos, Ananasleder, Korkleder und sogar Blutleder, das aus blutverschmierten Schlachtabfällen hergestellt wird.David Bowie-Stiefel und Dr. Martens
Die Ausstellung „Put on your red shoes“ im zweiten Stock wird mit ikonischen Schuhen von Weltstars eröffnet. Wie in einer Ruhmeshalle glänzen David Bowies knallrote Lacklederstiefel, Madonnas Dolce&Gabbana-Pumps, Elton Johns Plateauschuhe und Anouks Song Contest-Stiefel von Azzedine Alaïa auf einer Bühne. Das Museum lieh sich unter anderem Stücke aus dem David Bowie Archiv, dem Abba Museum in Stockholm und dem Bata Shoe Museum in Toronto. Und von den Designern selbst, wie zum Beispiel die dreilagigen Kniestiefel aus Blattgold, die die niederländische Designerin Zeynep Dag für Beyoncé entworfen hat. Des Weiteren wird auf Alltagsschuhe wie Dr. Martens, All Stars, Clarks und Vans eingegangen. Marken, die heute weit verbreitet sind und zum Teil dank der Musikkünstler zu ikonischen Marken geworden sind.Experimentieren in den Labors
Mit über 13.000 Objekten in der Sammlung wird das Schönenkwartier in den kommenden Jahren mehr als genug Geschichten zu erzählen haben. Das dreitausend Quadratmeter große Gebäude bietet dafür reichlich Platz. Besonders gelungen an dem neuen Museumskonzept ist die Rückkehr des Handwerks. Junge Handwerker können hier von der Vergangenheit lernen und in den Werkstätten experimentieren. Eine bewährte Formel, die auch das Textielmuseum in Tilburg und das Centraal Museum in Utrecht anwenden. Während der feierlichen Eröffnung arbeitet der junge Designer Ruben Warnshuis in einem der 'maaklabs'. Er stellt einfache Schuhe aus geflochtenen Seilen her, inspiriert von seinem Großvater, der Seilmacher war. Seine Geschichte veranschaulicht, dass das Schoenenkwartier eine weitere wunderbare Funktion hat: die Verbindung von Generationen.Die Ausstellung „Put on your red shoes“ ist vom 28. Juni 2022 bis zum 5. Februar 2023 im Schoenenkwartier in Waalwijk zu sehen.
Dieser übersetzte Artikel erschien zuerst auf FashionUnited.nl.