Female-View-Ausstellung zeigt die Sicht von Modefotografinnen
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Modefotografinnen von der Moderne bis ins digitale Zeitalter – das ist das Leitmotiv der Ausstellung „Female View”, die am 20. März in der Lübecker Kunsthalle St. Annen startet.
Mit mehr als 160 bemerkenswerten Aufnahmen renommierter Fotografinnen, die zwischen 1925 und 2020 entstanden sind, widmet sich die Ausstellung der weiblichen Sicht der Dinge. Künstlerinnen wie Deborah Turbeville, Louise Dahl-Wolfe, Liv Liberg, Amber Pinkerton, Alice Springs und Ellen von Unwerth und 14 weitere Frauen sind in der Ausstellung vertreten.
Die Werke sind ein Querschnitt durch die letzten 90 Jahre der Modefotografie. Auch wenn dieser künstlerische Bereich durch zahlreiche Frauen geprägt wurde, und ihre Arbeiten die Seiten namhafter Magazine wie Harper's Bazaar, Vogue, Elle, Cosmopolitan, Marie Claire und vieler anderer zierten, wurde ihr schöpferisches Talent oft weniger gewürdigt, als das der männlichen Kollegen. Und das, obwohl ihre Arbeit die Realität oft präziser widerspiegelt, als die, die durch den Blickwinkel ihrer männlichen Kollegen entsteht. Da sie in vielen Fällen selber als Model tätig waren, bevor sie ihre Profession hinter die Linse verlegten, kennen sie beide Seiten der Kamera – und somit zwei verschiedene Blickwinkel. „Ich kenne die Perspektiven”, sagt Ellen von Unwerth.
Der weibliche Körper dient in der männlichen Modefotografie oft als Leinwand für Kleidung – „zuweilen in zweifelhafter Darstellung”, wie die Kunsthalle St. Annen schreibt. Obwohl die Betrachter:innen meist selber Frauen sind, wurde das öffentliche Bild der Frau und der Mode jahrzehntelang von Männern geprägt.
Verkehrte Welten
Damit schneidet die Ausstellung auch indirekt die Problematik des „Male Gaze”-Phänomens an. „Male Gaze” beschreibt die mediale Darstellung von Frauen als eine männliche Vorstellung dessen, wie eine Frau idealerweise zu sein hat. Insbesondere in der Film-, Fotografie- und Modeindustrie ist der Begriff zu einem geflügelten Ausdruck geworden – weil er zweiseitig auf die Missstände in der kreativen Industrie hinweist. Neben der oft aufs Äußerliche reduzierten Sicht der männlichen Kollegen, macht der Ausdruck auch auf die Ungleichheiten auf der Arbeitsebene aufmerksam. Dadurch, dass viel weniger Frauen in Führungspositionen in der Branche tätig sind, hat die weibliche Sicht der Dinge oft keine Chance an die Konsument:innen herangetragen zu werden.
„Female View” verarbeitet den Wandel und die mediale Verbreitung von Modefotografie innerhalb 20. Jahrhunderts – sowohl in historischen als auch in gesellschaftlichen Kontexten. Die Ausstellung skizziert die zu oft links liegen gelassenen Sichtweisen der Fotografinnen und rückt die Mode, die Models und die Fotografinnen selbst als Hauptfiguren der Modefotografie ins Rampenlicht. Sie ist bis zum 3. Juli zugänglich.