Smoking-Ballkleider und Pailletten-Anzüge: V&A Museum zeigt Ausstellung zum Wandel der Herrenmode
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Das Londoner Victoria & Albert Museum zeigt eine Ausstellung, die Herrenmode in den Fokus rückt. Unter dem Namen ‘Fashioning Masculinities: The Art of Menswear’ – zu deutsch etwa ‘Modische Männlichkeit: Die Kunst der Herrenmode’ wirft die Ausstellung das Scheinwerferlicht auf besondere Momente der Herrenmode und dokumentiert, wie sie sich über die Jahrzehnte gewandelt und neu erfunden hat – von modischer Konvention über extravagante Selbstdarstellung, verdeutlicht mit einer Vielzahl von Exponaten.
Es ist das erste Mal, dass das Londoner Museum eine Ausstellung zeigt, die sich gänzlich der Kraft, dem Handwerk und der Vielfalt der Herrenmode widmet. In vier Jahren Vorbereitungszeit wurden 100 Outfits und 100 Kunstwerke ausgewählt, die zeigen wie Designer:innen, Schneider:innen und Träger:innen verschiedene Männlichkeitsbilder vertreten und durch das Ausleben ihrer modischen Vorlieben neu definieren.
Eine Ausstellung mit vielfältigen Facetten
„Männliche Mode erlebt gerade eine Zeit nie zuvor dagewesener Kreativität. Sie ist seit langem ein kraftvoller Mechanismus, um Konformität zu fördern oder Individualität zum Ausdruck zu bringen”, sagten die Co-Kuratorinnen Claire Wilcox und Rosalind McKever. Die ausgewählten Kleidungsstücke folgen dabei keinem linearen Zeitstrahl oder einem vorhersehbaren Erzählstrang, sondern lassen die Besucher:innen in Momente der Herrenmode eintauchen, die nicht nur Linien verwischen, sondern Grenzen aufbrechen.
Neben den textilen Exponaten wird die Ausstellung durch andere Ausstellungsstücke komplementiert – Fotografien, Portraitserien, und Werbeaufnahmen, Kurzfilme, Skulpturen und Kunstperformances reihen sich zusammen mitGemälden verschiedener Künstler:innen in die Ausstellung ein. „Die Ausstellung wird historische und zeitgenössische Looks mit Kunst verbinden, die zeigt, wie Männlichkeit inszeniert wurde. Sie wird ein Fest der männlichen Garderobe sein”, sagten Wilcox und McKever.
So ist zum Beispiel der mit Pailletten bedeckte Anzug von Haider Ackermann zu sehen, den der Schauspieler Timothée Chalamet 2020 bei der Premiere von ‘Dune’ in Venedig trug, sowie ein mit Blumen bestickter Anzug mit bodenlangen Cape, dessen Futter knallpink ist – designt von Randi Rahm, getragen von Billy Porter bei den Golden Globes 2019. Sam Smiths, David Bowies und Marlene Dietrichs geschlechter-untypische Kleiderwahlen sind ebenfalls in der Ausstellung zu finden. Alessandro Michele für Gucci, Raf Simons, Jean-Paul Gaultier, Rick Owens, Alexander McQueen, Donatella Versace, Hedi Slimane für Dior und Kim Jones für Fendi sind nur einige der Designer:innen und Marken, dessen Arbeit genauer unter die Lupe genommen wird.
Die Ausstellung ist auf drei Säle aufgeteilt – Undressed, Overdressed und Redressed. Ersterer befasst sich mit dem männlichen Körper und körpernaher Mode, während der zweite Saal Entwürfe zeigt, die sich strahlenden Farben und prächtigen Stoffen bedienen. Der dritte Saal beherbergt Designkreationen, die geschlechter-hinterfragende Interpretationen des klassischen Herrenanzugs sind.
Highlight der Ausstellung sind drei Roben, getragen von Schauspieler Billy Porter, Musiker Harry Styles und Dragqueen Bimini Bon Boulash, die zusammen mit einem Film von Quentin Jones und der Produktionsfirma Cadence Films ausgestellt sind. Porters Ballkleid sorgte bei den Oscars 2019 für Aufsehen: das Oberteil bestand aus einer klassischen Smokingjacke aus schwarzem Samt, während das untere Teil in einem bauschigen Rock endete. Harry Styles erschien 2021 als erster Mann ohne ein weibliches Model auf dem Cover der US-amerikanischen Vogue und trug dabei ein Rüschenkleid mit schwarzem Sakko von Gucci-Designer Alessandro Michele. Bimini Bon Boulash trug im Finale der zweiten Staffel von Ru Pauls Drag Race ein Hochzeitskleid von Ella Lynch – allesamt Momente, die die Herrenmode neu definierten und der Ausstellung den krönenden Abschluss verleihen.
Die Ausstellung ist bis zum 6 November 2022 zugänglich.