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Wie Hip-Hop die Mode übernahm: Kunsthal Rotterdam zeigt Ausstellung ‘Street Dreams'

Von Natasja Admiraal

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Kultur|REVIEW

Es könnte auch nur ein Musikclip sein. Im Eröffnungsfilm der Ausstellung 'Street Dreams: How Hiphop took over Fashion' im niederländischen Museum Kunsthal Rotterdam ist der Bürgersteig der Laufsteg. Der Film entfaltet sich wie eine lebendige Zeitleiste darüber, wie sich der Hip-Hop-Stil im Laufe der Jahre entwickelt hat.

Streetwear auf dem Laufsteg nicht mehr wegzudenken

Mit "Street Dreams" will die Kunsthal zeigen, wie sich die Hip-Hop-Bewegung in der Modebranche im Laufe der Jahre entwickelt hat. Der Zeitpunkt ist gut gewählt – für die Obsession der Modewelt mit der Streetwear erscheint kein Ende in Sicht. Kapuzenpullover, T-Shirts, Turnschuhe, Mützen und Gürteltaschen sind fester Bestandteil des Laufstegs aller einflussreichen Modehäuser, darunter Balenciaga an Gucci, sowie Louis Vuitton im März letzten Jahres. Kultdesigner Virgil Abloh wurde als Creative Director für die Herrenlinie des französischen Modehauses - der erste afroamerikanische Designer, der einen so prominenten Posten inne hat. Er lässt Streetwear und Luxusmode immer mehr ineinander übergehen, so wie er es mit ihren eigenen Produkten beim Modelabel Off-White tut.

Hiphop durch die Augen von Fotografen und Künstlern

Die Ausstellung ist viel kleiner als die bisherigen Publikumsmagneten über Designer wie Viktor & Rolf und Jean-Paul Gaultier. In drei Räumen werden vor allem zweidimensionale Arbeiten präsentiert. Bilder von Fotografen wie Jamal Shabazz, Janette Beckman und Dana Lixenberg zeigen die frühen Jahre der Hip-Hop-Mode. Das Museum zeigt auch, dass Hip-Hop andere Disziplinen wie die Bildende Kunst beeinflusst hat. Ein gutes Beispiel ist das Glasmalerei-Kunstwerk "Saint Amelie" (2014) von Kehinde Wiley. Es erinnert an die Bogenfenster in einer Kirche. "Dieses Kunstwerk verleiht einem afroamerikanischen Jungen aus Harlem den Status eines Heiligen", sagte Gastkurator Lee Stuart, bei der Eröffnung. Fünf Pioniere aus der Modebranche erzählen ihre persönlichen Geschichten auf lebensgroßen Videowänden, darunter Patta-Gründer Edson Sabajo.

Exklusives T-Shirt in Zusammenarbeit mit Off-White

Dem Gastkurator ist es gelungen, in Zusammenarbeit mit Off-White ein exklusives T-Shirt zu entwickeln. Auf der Brust befinden sich zwei Logos: das der Modemarke und das des Museums. Das Hemd wird in einer sehr limitierten Auflage produziert und ist ab August erhältlich. Stuart hofft, dass sich vor der Kunsthal "die gleichen Linien bilden" wie für die Produkteinführung einer einzigartigen Designerkooperation.

Die Mode kommt bei der Hip-Hop-Ausstellung zu kurz

Leider kommt der modische Aspekt der Ausstellung etwas zu kurz. Die Kleidungsstücke können an einer Hand abgezählt werden: ein Blingbling-Outfit des Künstlers Nick Cave und einige Accessoires, die sich hinter den Videowänden verstecken. Man könnte direkt daran vorbeilaufen. Sogar die beliebten Timberlands, die sich vom Arbeitsschuh zum Favoriten der Hip-Hop-Stars entwickelt haben, fehlen. Angesichts des Titels der Ausstellung ist dies etwas mager. Die Geburtsstätte der Hip-Hop-Kultur ist die Bronx. Dieser Vorort von New York war in den 1970er Jahren für Gewalt, Armut und Diskriminierung bekannt. Nach den Texten im Auditorium ist hier die "Do it yourself"-Kultur entstanden, in der die Originalität eine zentrale Rolle spielt. Mit anderen Worten: Aus dem Nichts etwas machen durch Individualisierung, Remixing und Sampling - Techniken, die heute weit verbreitet sind. Diese Formen der Kreativität und des Selbstausdrucks werden, mit Ausnahme der Fotos, nicht behandelt. Gab es einen Zeitmangel, das richtige Netzwerk? Oder ist es zu einfach anzunehmen, dass das Thema Hip-Hop bei einem großen Publikum gut ankommt? Wie auch immer, es ist eine verpasste Gelegenheit.

Die Ausstellung 'Street Dreams: Wie Hiphop die Mode übernommen hat" wird vom 15. Juni bis 15. September 2019 in der Kunsthal Rotterdam zu sehen sein.

Bild:
Foto 1 (rechts). Florian Joahn, 2018, model Tino Kamal, styling Jean Paul Paula © Florian Joahn
Foto 1 (links). Jamel Shabazz, A Mother’s Love, Brooklyn, NYC, 1987 © foto Jamel Shabazz
Foto 2. Jamel Shabazz, Rude Boy, Brooklyn, NYC, 1981 ©foto Jamel Shabazz Foto 3. Jamel Shabazz, Young Boys, East Flatbush, Brooklyn, NYC, 1981 ©foto Jamel Shabazz Foto 4. Earlie Hudnall, Gucci Brothers, 3rd Ward, Houston, TX, 1990 Foto 5. Kehinde Wiley, Saint Amelie, 2014, Glas in lood 251,2 x 115,4 cm, Courtesy of Templon, Paris & Brussels

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