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Denim Première Vision: Geschäftiges Treiben bei Debüt in Berlin

Von Karenita Haalck

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Messen
Bild: Denim Première Vision/ Andy Rumball

Zum ersten Mal wurde die Denim Première Vision in Berlin präsentiert. Nachdem die letzte physische Messe im Oktober in Mailand stattfand und in den vorherigen zwei Jahren digital abgehalten wurde, traf sich die Denim-Industrie nun zum zweiten Mal wieder vor Ort. FashionUnited hat sich auf der Messe umgesehen.

Ein bunter Mix an Austeller:innen

In der Arena Berlin, einer Ausstellungshalle im Stadtteil Alt-Treptow, versammelten sich am 17. und 18. Mai zahlreiche Denimheads – die Besucherzahlen stiegen auf über 1.600. Die lichtdurchflutete Halle erschien auf den ersten Blick leer – doch der Eindruck täuschte: an den Ständen herrschte reges Treiben, bei einigen Aussteller:innen standen die Besuchenden mitunter Schlange. Ein stetiger Geräuschpegel gab den Enthusiasmus der Gespräche wieder, mit denen hier Pläne geschmiedet wurden.

Mit 84 Aussteller:innen aus verschiedenen Bereichen der Denim-Industrie – fast die Hälfte von ihnen Stoffproduzent:innen – stieg Messe gut besucht und vielfältig in die Saison ein. Die Bereiche Zubehör, sowie Konfektion und Veredelung waren mit je einem Dutzend Teilnehmenden repräsentiert, gefolgt von zehn Technologie-Entwickler:innen, sowie einigen Stoffproduzent:innen, Wäschereien und einem Garnhersteller.

„Die Branche hat das Bedürfnis zum Ausdruck gebracht, zu einer Messeform zurückzukehren, bei der man sich treffen kann und wo sie – mehr als alles andere – Geschäfte machen können“, sagt Fabio Dalla Val, der Showmanager der Denim Première Vision. „Die Messe dient nicht nur zum Netzwerken, alle die hier sind arbeiten wirklich – das ist eine Besonderheit“, fügt er hinzu.

Von Stoffherstellung über Technologie bis zu Handwerkskunst

Der Stoffporduzent Isko nutze den Neuheitsfaktor der Denim-Messe am Standort Berlin um zum ersten Mal seit langem wieder auf einer Messe auszustellen. „Wir wollten mit der Denim Premiere Vision zurückkommen, das Timing passte sehr gut zur Einführung unserer neuen Kollektion“, sagt Keith O’Brien, Senior PR Manager bei Isko. „Es ist schon eine Weile her, dass wir auf einer Messe waren. Die Leute haben sich sehr darauf gefreut, dass wir zurückkommen und hier all unsere neuen Innovationen vorstellen und zeigen, was wir in den letzten Jahren so getan haben.”

Das Label stellte auch seine jüngste Kollaboration mit Paolo Gnutti vor, einer Kapselkollektion, die durch ein auffälliges Design im Y2K-Stil die Aufmerksamkeit der Besucher:innen auf sich zog.

Paolo Gnutti für Isko. Bild: Isko

Neben bekannteren Namen waren auch einige Newcomer:innen und Nischenunternehmen anwesend – darunter das Berliner Designstudio A New Kind Of Blue. Die Gründer Tim van de Loo und Sandra Nielsen stellten auf der Messe einen Denimstoff vor, der weder gewebt noch gestrickt ist und stattdessen aus recycelten Denim-Überresten gefilzt wird. Das Material wird anschließend übersteppt, was einen Tweed-ähnlichen Stoff kreiert. Das Studio strebt derzeit an, eine Lieferkette aufzubauen, mit der die Innovation in Produktion gehen kann – vom Beschaffen der Materialien und Produktentwicklung bis zu Stickerei-Spezialisten. „Wir hoffen, hier einige Kontakte knüpfen zu können. Für uns geht es auch vor allem darum, Investoren zu finden, die bereit sind Geld in das Projekt zu stecken“, sagt Mitgründer van de Loo.

Giulia Perin von Emina, einem Label das durch traditionelle Handwerkskunst Färbeprozesse zurück zu ihren Ursprüngen bringt, erhofft sich von der Teilnahme an der Messe vor allem direkte Geschäfte – Expansion und Wachstum des Labels stehen dabei nicht im Fokus. „Ich komme hierher weil ich Kunsthandwerkerin bin”, sagt Perin. „Ich biete meine Produkte hier an, aber ich will das Label nicht zu einem großen Namen machen oder einem großen Unternehmen, wo alles systematisiert wird. Mir geht es mehr darum, Wert zu schaffen.”

Wiser Tech, eine Firma die Waschautomaten für Denim-Artikel produziert, stellte auf der Messe zum ersten Mal eine Waschtrommel vor, die ohne jeglichen Wasserverbrauch färbt. Fuat Gözaçan, Gründer von Global Mind Investments, zu dem Wiser Tech gehört, ist zufrieden mit der Teilnahme an der Messe: in einem Kundengespräch sicherte er die Zusage einer großen Firma, die in Zukunft zwischen 20 und 30 Prozent ihrer Produktion auf Wiser Tech umstellen möchte. „Wir haben gute Geschäfte gemacht, die Maschinen sind von Italien bis Tunesien verkauft worden”, berichtet Gözaçan. „Es geht hier nicht um den Verkauf von zwei oder drei Maschinen, sondern um weitreichende Umstellung”, betont er.

Bild: Denim Première Vision/ Andy Rumball

Der gemeinsame Nenner ist Nachhaltigkeit

Ein Thema zieht sich wie ein roter Faden durch die Messe: Nachhaltigkeit. Dalla Val stellt fest: „Für uns geht es bei dieser Messe um Business und Fashion. Und Nachhaltigkeit ist ein fester Bestandteil von Business und Fashion.”

„Nachhaltigkeit wird allerdings weitaus weniger kommuniziert als vorher“, sagt Dalla Val. „Die Unternehmen haben verstanden, das die Nachhaltigkeit selbst wichtiger für die Branche ist als die bloße Kommunikation davon. Fast niemand stellt nur noch leere Behauptungen an.” In der Tat sieht man wenig klischeehafte grüne Schriftzüge oder kreisförmige Pfeile auf den ersten Blick – beim Betreten der Stände fallen jedoch Prototypen in die Hände, die sich beim genaueren Hinsehen als nachhaltig hergestellt erweisen.

Berlin als internationales Epizentrum der Denimindustrie

Neben der zweitägigen physischen Veranstaltung wurde die Denim Première Vision mit einer digitalen Version begleitet, die sich über die ganze Woche erstreckte. Einige der Talks und Vorstellungen die in der Arena stattfanden wurden teils live, teils zu späteren Zeitpunkten übertragen – um „eine größere Reichweite zu erzielen, auch für die Kund:innen aus Asien und Amerika oder sogar die aus Europa, die nicht kommen wollten oder konnten“, kommentiert Dalla Val.

Im Vergleich zu Mailand im vergangenen Herbst gestaltet sich die Berliner Ausgabe laut Dalla Val noch multikultureller. Nach Berlin kamen Aussteller:innen aus Ländern wie Italien, Deutschland, Marokko, Tunesien, Pakistan, Bangladesh und China. Auch die Besucher:innen waren unterschiedlicher Nationalität – Französisch, Deutsch, Englisch, Italienisch und Türkisch ­– die gesprochenen Sprachen waren zahlreich. Dalla Val berichtet, dass die übliche 50/50-Verteilung zwischen internationalen und heimischen Aussteller:innen und Besucher:innen in Berlin etwas anders ausfällt: „Ich kann bestätigen, dass es hier sehr viele internationale Teilnehmende im Verhältnis zu Deutschen gibt.“

Hier liegt ein Unterschied zur Denim-Messe Kingpins, die im April in Amsterdam stattgefunden hat. Ungefähr 40 Prozent der teilnehmenden Aussteller:innen zeigten auf beiden Messen – eine geringe Schnittmenge, wie Dalla Val findet. „Es geht dabei nicht um Wettbewerb“, sagt der Showmanager in Bezug auf die Kingpins. Für ihn bestehe der größte Unterschied vor allem im Zweck: während die Kingpins vornehmlich dem Netzwerken dient, sieht Dalla Val bei der Denim Premiere Vision eher die Abwicklung von Geschäften als Kernmotivation der Teilnehmenden.

Burcu Sevilir, Sales Managerin bei A14, einer Denimweberei, die auch auf der Kingpins anwesend war, bestätigt: „Bei dieser Messe geht es mehr ums Geschäft, nicht so sehr ums Netzwerken.“ Sevilir sieht das Teilnehmen an der Messe als Chance um Neukund:innen zu gewinnen und umgehend Geschäfte miteinander zu machen.

Die Wahl auf Berlin als Veranstaltungsort war ein Selbstläufer. Dalla Val berichtet, dass es lediglich eine Frage der Zeit war, bis die Messe in der „europäischen Modemetropole“ Berlin Einzug hielt. „Berlin war schon immer eine kreative und inspirierende Stadt – es ist fast komisch, dass wir nicht schon früher hier waren! Berlin hat eine weitreichende Geschichte mit Streetwear – Denim ist auch eine Art Modekultur”, sagt der Showmanager. Auch 2023 wird die Messe wieder in Berlin stattfinden.

Die Stärke der Denimmesse liegt auch in der Organisations-Erfahrung der Muttergesellschaft Première Vision, durch die sich Besucherzahlen besser abschätzen lassen. Dalla Val war zufrieden mit der Berlin-Ausgabe: „Meine Erwartungen an die Besucherzahlen wurden übertroffen – die Kabinen sind voll, bis auf ein oder zwei vielleicht! Die Teilnehmenden berichten mir Gutes bis jetzt – und sie sind meine stärkste Quelle!”

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