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Düsseldorf im Rampenlicht der Modemessen

Von Lisa Dartmann

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Messen

Alles ruhiger und geregelter, aber positive Energie und Optimismus – die Messen Gallery Shoes & Fashion und Supreme Women & Men unter dem Motto ´Fashion Bridge (28. August bis 1. September) verliefen entspannt und die Stimmung war überraschend gut. Die Veranstaltungen haben als Brücke zwischen Handel und Lieferanten endlich wieder ein Stück Normalität in den Modealltag gebracht.

Jetzt erst recht, wir kriegen das hin. Alle waren erleichtert, endlich wieder persönliche Kontakte pflegen, Kollektionen sichten und die Haptik der Ware spüren. Der Kommunikationsbedarf war groß und aufgrund der fehlenden Messen rückte Düsseldorf als zentraler Orderplatz für die Saison Frühjahr/Sommer 2021 ins Rampenlicht. Den Auftakt in die neue Orderrunde machten die Düsseldorf Fashion Days, deren Kerntermin auf Initiative von Fashion Net e.V. und auf Wunsch der Showroom-Betreiber auf den 5. bis 12. August gelegt wurde.

Der Follow-Up Termin erfolgte zeitgleich mit den beiden Messen. Die Showrooms sind ein Treffpunkt für Insider. Die Geschäfte werden hinter verschlossenen Türen abgewickelt und der Orderzeitraum erstreckt sich von Mitte Juli bis Mitte September. Trotzdem schade, dass sich die Modeakteure nicht auf einen einheitlichen Termin einigen konnten. Der könnte Düsseldorf als Modestadt richtig sexy machen.

Viel Betrieb auf der Gallery Shoes & Fashion

Die größte Überraschung an diesem Wochenende war die Gallery Shoes & Fashion. Sonntagmorgen um 9.30 Uhr standen die Besucher mit Abstand in der Schlange um Einlass in die Industriehallen zu bekommen. Den ganzen Tag über war viel los und auch am Montag herrschte reger Betrieb. Damit hätte Ulrike Kähler, Projektverantwortliche und Geschäftsführerin der Igedo Company, nicht in ihren kühnsten Träumen gerechnet: „Ich bin so happy, das habe ich nicht erwartet. Ein wenig skeptisch war ich schon“. Kähler strahlte bei der Pressekonferenz am Montagmorgen über das ganze Gesicht.

„Ich bin so happy, das habe ich nicht erwartet”, Ulrike Kähler, Projektverantwortliche und Geschäftsführerin der Igedo Company

In den Hallen herrschte super Frequenz, als wäre nie etwas passiert. Nur halt mit Maske und Abstand. Rund 300 Aussteller zeigten ihre Kollektionen, wobei Schuhe den größten Anteil hatten. Bei den Hygiene- und Sicherheitsmaßnahmen hat das Team ganze Arbeit geleistet. Die großzügige Industriearchitektur mit den hohen Decken bietet viel Platz und über die Belüftungsanlagen wurde Frischluft zirkuliert.

An jeder Ecke gab es Desinfektionsspender und die Sicherheitsmitarbeiter bewachten streng die Ein- und Ausgänge. Ohne Registrierung kam niemand auf das Messegelände und die Anzahl der Besucher in den einzelnen Hallen wurde genau kontrolliert. Bei ´Rot gab es keinen Einlass. Besucher und Aussteller waren sehr diszipliniert und auch auf den Ständen lief alles korrekt. Einheitliche überschaubare Standbausysteme mit viel Abstand brachten zusätzliche Sicherheit. Für die Order wurden Termine vereinbart.

Etienne Manderveld, Sales Director Floris van Bommel: „Es ist spannend was momentan passiert. Wir haben alle Kunden im Vorfeld kontaktiert und die Termine über vier Tage gestreckt.“ Die Besucher waren neugierig und hielten Ausschau nach innovativen Produktentwicklungen. Gefehlt haben die internationalen Besucher und viele Großkunden durften nicht reisen. Auch Michael Gerlach, Geschäftsführer Brandmaster, freute sich über den guten Besuch: „Wir haben eine Trauermesse erwartet, aber die Stimmung ist überraschend gut.“ Sicherlich ist viel Zweckoptimismus dabei, aber in den Kommentaren zeigt sich, dass alle nach vorne blicken und das Beste aus der Situation machen wollen.

Prognosen stellen fällt den Ausstellern schwer: Die Ordersaison für Schuhe geht noch bis Ende September, da kann noch viel passieren. Hinzu kommt, dass der Schuheinzelhandel in den ersten sieben Monaten dieses Jahres ein drastisches Umsatzminus von 1,2 Milliarden Euro einstecken musste. Für Brigitte Wischnewski, Schuheinzelhändlerin und Präsidentin des Handelsverbands Schuhe, ist dies die schwerste Rezession im Schuheinzelhandel.

„Die ganzen Auswirkungen sind noch nicht absehbar. Ausgerechnet in den üblicherweise umsatzstarken Monaten März und April brachen die Umsätze dramatisch ein“, so Wischnewski anlässlich der Pressekonferenz. Besonders schwer taten sich die großen Verkaufsflächen in den teuren Frequenzlagen. Kleinere Häuser in den mittleren Städten schnitten deutlich besser ab als die großen Shopping-Metropolen, hat der Verband analysiert. Obwohl sich die Konsumstimmung insgesamt wieder aufgehellt hat, wirken Maskenpflicht und die Angst vor Ansteckung als Einkaufsbremse. Bei Lust- und Impulskäufen halten sich die Konsumenten zurück.

„Das wird eine schwere Saison, die sich in die Länge zieht wie wir es noch nie gekannt haben“, Aline Müller-Schade

Zehn Jahre Supreme Women&Men

Eigentlich wollte die Supreme an ihrem 10. Geburtstag ein Fest feiern. Aber Corona hat dem Messeteam einen Strich durch die Rechnung gemacht. Es war wesentlich ruhiger auf der Supreme in Düsseldorf. Damit hatte Aline Müller-Schade, Geschäftsführerin der The Supreme Group, gerechnet, denn es hatten sich 40 Prozent weniger Aussteller angemeldet. „Das wird eine schwere Saison, die sich in die Länge zieht wie wir es noch nie gekannt haben“, bestätigt Aline Müller-Schade. Sie sieht die Situation allerdings nicht negativ, denn es wurden viele Termine gemacht. Bilanz will sie erst nach der Supreme women & men vom 12. bis 15. September in München ziehen, denn für die Veranstaltung dort gibt es mehr Anmeldungen und die Einkaufsteams werden sich in dieser Saison verstärkt in Bayern treffen.

In Düsseldorf fehlten vor allem die internationalen Besucher. In das Sicherheits- und Hygienekonzept hat die Supreme viel Geld investiert und die Schutzverordnungen professionell umgesetzt. Im Eingangsbereich wurde Fieber gemessen und es waren dreimal so viele Sicherheitsleute im Einsatz. Die Einkäufer durften sich in den drei Etagen nur in eine Richtung bewegen, streng den Pfeilen nach, damit sich nicht zu viele Menschen begegnen. Die Stimmung war unterschiedlich.

Stefan Waber, Geschäftsführer Miss Goodlife: „Wir haben aus der Krise gelernt und setzen auf kurzfristige Ware. Trotzdem sind viele Kunden verunsichert und kommen erst gar nicht. In dieser Saison haben wir einen Ausnahmezustand.“ Stefanie Gruber, Head of Sales Herrlicher, hat die Supreme als Kommunikationsplattform genutzt: „Schreibtermine machen wir hauptsächlich in den Showrooms“. Bülent Öcal, Creative Director Larens Zürich: „Wir haben feste Termine, die Kunden sind positiv eingestellt und machen das Beste aus der Situation.“

Fashion Days Düsseldorf: Orderrunde ist eine Herausforderung

Die Orderrunde Frühjahr/Sommer 2021 stellt die Modebranche vor neuen Herausforderungen und erfordert neue Konzepte und Denkansätze. Die Orderphase umfasst aufgrund der strengen Abstandsregeln und Terminvereinbarungen einen deutlich längeren Zeitraum und die Termine verschieben sich um vier Wochen nach hinten. Aus der Krise haben die Modemacher gelernt. Alles wird bodenständiger und was zählt, sind Partnerschaft und Loyalität, analysiert Wolfgang Lohe, geschäftsführender Gesellschafter Better Rich in Düsseldorf.

Provinz schlägt Stadt. Gewinner sind – so das Fazit vieler Gespräche auf der Supreme, der Gallery und in den Showrooms – die inhabergeführten Einzelhandelsunternehmen, die mit einem ´blauen Auge` aus der Krise davon gekommen sind. Die Händler schreiben Orderaufträge, aber die Angst ist schon da, denn die Umsätze sind drastisch geringer. „Inhaber geführte Geschäfte haben in der Krise Loyalität gezeigt und ihre Kunden via Whatsapp beraten, Pakete gepackt und verschickt“, so Karin Bemmann-Schmidt, Modeagentur Faber und Verpass.

„Generell ist eine gekürzte Vororder von 15 bis 25 Prozent realistisch”

Die großen Geschäfte in den A-Lagen leiden unter fehlender Frequenz. Es geht weg von den Mega-Kollektionen, dafür individuelle Marken, die Perspektiven und Partnerschaft bieten, ergänzt Wolfgang Lohe. Die Fashion Days Düsseldorf in den rund 600 Showrooms rund um Kaiserswerther Straße und den Hallen 29 und 30 liefen genau nach Terminplan und strengen Abstands- und Maskenregeln. „Der persönliche Dialog ist wichtig. Es muss weitergehen und wir spüren viel Optimismus und Freude an der neuen Kollektion“, erklärte Julius Brinkmann, geschäftsführender Gesellschafter der Bugatti-Gruppe in Halle 29.

Mit Marken wie Beaumont, Cat Noir, Soluzione, Viriato oder Zuckersüß bietet die Düsseldorfer Modeagentur Bitterroff einen ausgefallenen individuellen Mix. „Wir profitieren vor allem von kleineren Facheinzelhändlern, die haben super geschrieben und suchen Labels, die nicht überall online angeboten werden“, freut sich Agenturchefin Bernadette Bitterroff über die Nachfrage. Auch für Dirk Büscher, General Sales Director Marc Cain, sind die inhabergeführten Fachhändler die besten Partner: „Alle Gespräche sind fair und nett. Da zahlt sich die Solidarität aus und es sind viele kreative Ideen entstanden.“

Die Prognosen für die Orderrunde Frühjahr/Sommer 2021 sind vorsichtig. Generell sei eine gekürzte Vororder von 15 bis 25 Prozent realistisch, betonen die Gesprächspartner. Auch wenn die relevanten Kunden kommen, fehlen doch die Exportkunden. Viele Marken haben die digitale Vernetzung weiter entwickelt und nutzen diese Möglichkeiten vor allem für die internationalen Märkte. „Aber lieber möchten die Kunden persönlich ordern und die Ware fühlen“, so Tobias Schellenberger, Head of Business Development Raffaello Rossi und Seductive.

Bild: Lisa Dartmann für FashionUnited

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