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Who's Next: Das Modegeschäft brummt in Paris

Von Weixin Zha

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Messen
Der Eingang zur Who's Next mit Super-Bowl-Thema. Bild: FashionUnited

Die Modeindustrie traf sich vom 2. bis 5. September auf der Messe Who's Next in Paris, um Order für die Saison SS23 zu schreiben. Trotz der drohenden Rezession in Europa verzeichneten viele Marken eine gute Auftragslage.

Die Modebranche kommt wieder in Paris zusammen

„Nach zwei Jahren läuft es wirklich gut für uns", sagte Puneet Ahuja in einem Interview auf der Messe am Samstag. „Es ist wie ein Neuanfang, wir sind sehr zufrieden."

Ahuja, der Inhaber des in Neu-Delhi ansässigen Schalherstellers Ahujasons, konnte Indien zwei Jahre lang wegen der Coronavirus-Restriktionen nicht verlassen. Diese Saison ist das erste Mal seit dem Ausbruch der Pandemie, dass er Kundschaft aus Europa wieder persönlich treffen kann. Bislang hat er Kund:innen aus Ländern wie Spanien, Italien, Frankreich, Deutschland und dem Vereinigten Königreich getroffen, aber noch nicht aus Skandinavien oder Japan.

Obwohl Who's Next während der Pandemie nie aufgehört hat, Messen zu veranstalten, war die Zahl der Besuchenden in dieser Zeit geringer als bei früheren Ausgaben, da viele Einkäufer:innen und Marken wegen der Coronavirus-Beschränkungen nicht reisen konnten. Doch die belebten Gänge und Stände der Pariser Messe, die am Freitag begann und heute endete, zeigen, dass das Geschäft wieder in vollem Gange ist.

Bestseller-Kaschmirpullover des Pariser Labels Notshy. Bild: FashionUnited

„Die Kund:innen kommen zurück nach Europa, wir haben das Gefühl, dass die Einkäufer:innen und auch die Marken viel enthusiastischer sind", sagte Mercédéh Vafai, Künstlerische und Kommerzielle Co-Direktorin des Pariser Modelabels Notshy in einem Interview am Samstag. Die Marke zählt weltweit bis zu 800 Verkaufsstellen und betreibt 40 eigene Läden in Frankreich und der Schweiz.

Die Messe sei in den letzten Saisons viel leerer gewesen, fügte Vafai hinzu. „Die letzten beiden Jahre waren für alle schwierig, und jetzt wollen alle rausgehen und einkaufen." Sie erwartet, dass der Umsatz im nächsten Jahr von 45 Millionen Euro auf 60 Millionen Euro steigen wird.

Who's Next wieder auf Vor-Pandemie-Niveau

Die SS23-Ausgabe von Who's Next mit 1.000 teilnehmenden Marken ist ein weiteres Zeichen für die Rückkehr zu den Werten vor der Pandemie. Davon seien 33 Prozent neue Marken, sagte Frédéric Maus, CEO der Messeorganisation WSN, in einem Interview am Samstag. " Es ist ein wichtiger Moment für uns."

Er führt das Comeback auf die Tatsache zurück, dass die Messe während der Pandemie trotz strenger Hygienemaßnahmen nie eine Ordersaison ausgelassen hat. Auch das Bedürfnis, sich gegenseitig zu sehen und die Kleidung zu haptisch zu begutachten, dürfe nicht unterschätzt werden, fügte er hinzu.

Beauty auf der Who's Next. Bild: FashionUnited

Die Besucherzahl ist noch nicht bestätigt, und werde voraussichtlich das Niveau von vor der Pandemie erreichen, könnte aber auch etwas geringer ausfallen, da die Einkäufer:innen aus China immer noch Schwierigkeiten haben zu reisen, so Maus. Die endgültigen Zahlen werden diese Woche veröffentlicht.

Auf der Who's Next waren sowohl Einkäufer:innen aus Kaufhäusern als auch Online-Händler und Multimarken-Boutiquen vertreten. Rund 50 Prozent der Besuchenden kommen aus Frankreich, 25 Prozent aus dem übrigen Europa und die restlichen 25 Prozent aus dem Rest der Welt, so Maus.

Cheerleader und leichte Kollektionen

Das Super-Bowl-Thema gab dem Comeback der Messe eine humorvolle und fröhliche Note. Wie in einem US-Stadion konnte am Eingang Merchandise mit einem energiegeladenen Pfauen-Maskottchen gekauft werden, und Cheerleader führten in den Gängen der Messe Stunts auf, als ob sie die Modebranche anfeuern wollten.

Cheerleader zeigen Stunts auf der Who's Next. Bild: FashionUnited

Beim Betreten der Messe fielen lange Sommerkleider mit Prints auf, und die leichten Farben der Kollektionen weckten Urlaubsgefühle. Bei den Schmuckstücken waren viele filigrane goldene Ohrringe und Halsketten zu sehen, wie zum Beispiel die Stücke des französischen Labels La Cabane de Fanette.

„Es läuft besser und besser", sagte Fanette Hernette, die Gründerin der Marke. Sie zeigt zarte Halsketten und Ohrringe mit getrockneten Pflanzen, die in Harz eingefasst sind.

Hernette ist zum dritten Mal auf der Messe, nachdem sie im vergangenen September zum ersten Mal ausgestellt hat. Die Zahl ihrer Kund:innen wächst und mit ihr die Menge der Bestellungen, so dass der Umsatz um 20 Prozent gestiegen ist. „Diese Ausgabe ist besser, weil die Leute aus den USA und Japan zurückgekommen sind", fügt sie hinzu.

Resinschmuck von La Cabane de Fanette. Bild: FashionUnited

Neue Kundschaft

In der Sektion Accessoires gibt es verschiedene Taschen aus Bast und Strohhüte. Viele Sneakermarken, teilweise aus nachhaltigen Materialien wie Apfelleder, waren zu sehen, aber auch Schuhe mit einer starken eigenen Designsprache wie Chie Mihara.

„Im Vergleich zur letzten Saison ist diese Saison für uns viel besser, auch für andere Leute, mit denen ich gesprochen habe", sagte Yolanda Rico, Vetriebsmanagerin der spanischen Schuhmarke, am Sonntag. Der erste und zweite Tag seien besonders gut gewesen, mit Kundschaft aus Ländern wie Frankreich, dem Vereinigten Königreich, den USA, Belgien, Israel und Jordanien.

Accessoires at Who's Next. Picture: FashionUnited

Der Ausblick

Trotz der insgesamt optimistischen Stimmung bleibt die Ungewissheit, wie sich die Geschäfte weiter entwickeln werden. Die Konsumstimmung in vielen europäischen Ländern leidet angesichts von Inflationsängsten nach dem Einmarsch Russlands in der Ukraine und wegen anhaltender Lieferkettenprobleme. Die jüngsten Wirtschaftsindikatoren in Deutschland und Frankreich deuten auf das Risiko einer Rezession hin.

Aber diese Trends scheinen die Marken auf der Who's Next, von denen viele im höheren Preissegment angesiedelt sind, noch nicht zu beeinträchtigen.

„In Europa haben alle das Gefühl, dass die Rezession gerade erst begonnen hat", sagte Ahuja von der in Neu-Delhi ansässigen Schalfirma Ahujasons. „Sie sind alle besorgt wegen des Krieges, weil er schon zu lange andauert, aber gleichzeitig ist die Nachfrage da. Es ist also verwirrend, aber die Bestellungen gehen nach wie vor ein." Der Ordereingang sei bis zu 40 Prozent stärker als während der Pandemie, sagte Ahuja.

Lange Sommerkleider und helle Farben auf der Who's Next. Bild: FashionUnited
„Wir sind sehr zufrieden mit unserem Geschäft in Frankreich. Die größeren Marken erzielen gute Ergebnisse und Umsätze; auch die neuen Labels, die wir auf den Markt gebracht haben, entwickeln sich gut", sagte Nicolas Bezy, Country-Manager der dänischen DK Company, zu der Bekleidungsmarken wie Ichi und Casual Friday gehören.

Nachdem das Unternehmen während der Pandemie einige Saisons pausiert hatte, ist es nun wieder auf der Messe vertreten, um die Highlights seiner Labels zu präsentieren, wobei die meisten Ordertermine im Showroom vereinbart werden.

„Es gibt viele Fragen angesichst der Wirtschaftskrise, die Preise für Artikel des täglichen Bedarfs sind gestiegen", sagt Bezy. „Die Einkäufer:innen sind vorsichtig, aber gleichzeitig wissen wir, dass das Leben weitergeht und das Geschäft weiterläuft. Wir sind positiv gestimmt."

DK Company
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