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American-Vintage-Gründer Michaël Azoulay: „Nachhaltigkeit ist ein ständiger Lernprozess“

Von Sandra Bódalo Munuera

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Mode
Foto: American Vintage

American Vintage wurde vor über fünfzehn Jahren von Michaël Azoulay gegründet. Seitdem gelingt es dem Unternehmen wie keinem anderen, französischen Chic mit amerikanischem Casual-Look zu verbinden. „Die Franzosen sind romantischer, sensibler und gefühlsbetonter, während die Amerikaner praktischer und cooler sind und sich in einem T-Shirt und etwas Abgetragenem wohler fühlen“, erklärt Azoulay. Seine Marke – mit über 155 Läden weltweit und mehr als 25 Verkaufspunkten in den Niederlanden und Belgien – fühlt sich wie ein Fisch im Wasser zwischen diesen beiden Welten, zu denen der Gründer auch noch „den kosmopolitischen Stil von Marseille“, seiner Geburtsstadt, hinzufügt. Ein Stil, der für viele bereits eine unverwechselbar ist und dem eine neue – wenn auch nicht ganz so neue – Dimension hinzugefügt wurde: die Nachhaltigkeit.

Mit jeder Kollektion ist die Anzahl der ökologischen Kleidungsstücke gestiegen, so dass sich der Anteil der nachhaltigen Artikel von Jahr zu Jahr verdoppelt hat. Eine Veränderung, die mehr als notwendig ist, denn laut den Vereinten Nationen liegt die Modebranche unter den die Umwelt verschmutzenden Industrien weltweit an zweiter Stelle. „Das Unternehmen wurde 2001 gegründet und die Marke im Jahr 2005. Diese Veränderung und Weiterentwicklung bildeten nicht die Basis unseres Unternehmens, aber wir haben uns angepasst. Wir versuchen, die Dinge mit Zeit und Hingabe zu tun, und zwar immer auf eine Weise, die aufrichtig und authentisch gegenüber dem Produkt, der Umwelt, den Kund:innen und den Mitarbeiter:innen ist", erläutert der Gründer. Das klassische Baumwoll-T-Shirt, von seinen Reisen in die USA inspiriert, bildete den Ausgangspunkt für das französische Unternehmen , ehe es seinen ersten Flagship-Store eröffnete: aus gesteppter Baumwolle mit gerollten Kanten, ohne Saum, um den charakteristischen lockeren Faltenwurf zu erzeugen. Auf dem Weg zur Nachhaltigkeit, der mit der Kollektion der Marke für die Frühjahr-Sommer-Saison 2019 begann, ist Bio-Baumwolle in den Designs von American Vintage zunehmend präsenter geworden. T-Shirts, Sweatshirts, Kleider oder Jacken – alles wird seit drei Jahren aus diesem Rohstoff gefertigt, der ohne den Einsatz von Insektiziden und Herbiziden angebaut wurde.

Foto: Aus Bio-Baumwolle hergestellte T-Shirts von American Vintage

Die Frage, was die größte Herausforderung bei einer solchen Umstellung gewesen sei, beantwortet der Gründer ohne jeden Zweifel: „Die größte Herausforderung waren unsere Pullover. Wir haben mit sehr empfindlichen, feinen und fragilen Materialien angefangen.“ Die Produktions- und Färbeprozesse seien sehr komplex gewesen, die Garne so empfindlich, dass sie während des Herstellungsprozesses reißen konnten. Das Schwierigste war für ihn aber, „diese Fragilität nicht mit mangelnder Qualität zu verwechseln – und vor allem, den Kund:innen bewusst zu machen, dass diese Produkte größere Sorgfalt erfordern, und sie beim Waschen, Trocknen oder Bügeln Vorsicht walten lassen müssen“. Es war ein ständiger Lernprozess, der auch dazu führte, dass American Vintage für die Qualität der Produkte kritisiert wurde. Inzwischen sei es der Marke jedoch gelungen, „das richtige Garn zu verwenden und die am besten geeigneten Maschinen, Nadeln, Waschmittel und Farbstoffe zu entwickeln“, erklärt Azoulay. „Und unsere Kund:innen haben gelernt, diese Produkte zu lieben.“

Foto: American Vintage

„Das Schwierigste war, ‚Fragilität‘ nicht mit ‚schlechter Qualität‘ zu verwechseln – und vor allem, den Kund:innen bewusst zu machen, dass diese Produkte größere Sorgfalt erfordern, und sie beim Waschen, Trocknen oder Bügeln Vorsicht walten lassen müssen.“

-Michaël Azoulay, Gründer von American Vintage.

Recycelte Materialien und Pflanzenfarben

Die Verwendung von recycelten Materialien ist eine der wichtigsten Säulen des Nachhaltigkeitsbekenntnisses der Marke. In den letzten beiden Saisons habe American Vintage „recycelte Stoffe verwendet, die geschreddert und zu Fasern zerkleinert wurden, um dann neu gesponnen, zu Stoffen verarbeitet oder zu einem neuen Kleidungsstück gestrickt zu werden“, so Azoulay. Eine Praxis, die bald verpflichtend sein wird, da das künftige Anti-Abfall-Gesetz in Frankreich, das voraussichtlich im ersten Quartal 2022 in Kraft treten wird, der Textilbranche die Vernichtung von Stoffen verbietet und ihnen vorschreibt, Überschüsse wiederzuverwerten und eine „Ökosteuer“ zu zahlen, um die Umweltverschmutzung zu verringern.

Es handelt sich um Materialien mit Charakter, die gleichzeitig viel geringere Auswirkungen auf die Umwelt haben. Das Label setzt seit seinen Anfängen auf einen typischen Vintage-Optik, der sich auch in der Vegiflower-Linie der Marke widerspiegelt. Für diese Linie hat American Vintage die Kleidungsstücke mit pflanzlichen Pigmenten aus Pflanzen, Samen und Blüten gefärbt. „Es handelt sich um ein Verfahren, bei dem nur natürliche Zutaten zum Färben verwendet werden, ohne chemische Zusätze. Das ermöglicht es uns, diese subtilen Pastelltöne zu erzielen, die jedes Kleidungsstück einzigartig machen“, erklärt das Unternehmen.

Mit der Öffentlichkeit hat American Vintage dieses Know-how bereits vor einigen Jahren geteilt: Beim internationalen Festival für Mode, Fotografie und Accessoires in Hyères veranstaltete die Marke Workshops über pflanzliche Farbstoffe.

Foto: Für die Denim-Kollektion wurde kein Wasser verschwendet

Eine nachhaltige, in Spanien gefertigte Denim-Kollektion

Der größte Trumpf von American Vintage ist in dieser Herbst-Winter-Saison jedoch zweifellos die Denim-Kollektion, insbesondere die Orywood-Jeans, die mit der Öko-Technologie Dry Indigo hergestellt werden. Das in Valencia ansässige Textilunternehmen Tejidos Royo steht hinter diesem Verfahren, mit der Denim ohne einen einzigen Tropfen Wasser gefärbt werden kann. Nach zehn Jahren der Forschung und Innovation werden nun 89 Prozent weniger Chemikalien verwendet, der Wasserverbrauch wurde um 100 Prozent reduziert, und das Unternehmen konnte 65 Prozent Energie einsparen. Solche Innovationen können Modemarken wahrlich gebrauchen, um die auf dem Klimagipfel COP26 im vergangenen November verkündeten Maßgaben zu erfüllen.

Dieser übersetzte Beitrag erschien zuvor auf FashionUnited.nl

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