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Bekleidungsindustrie : Sexuelle Belästigung laut Human Rights Watch an der Tagesordnung

Von Marjorie van Elven

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Human Rights Watch (HRW) hat einen Bericht veröffentlicht, in dem der Bekleidungssektor aufgefordert wird, mehr gegen sexuelle Belästigung von Frauen und Mädchen in der gesamten Lieferkette zu unternehmen.

Die Nichtregierungs-Organisation fand heraus, dass sexuelle Belästigung in Bekleidungsfabriken in Indien, Pakistan, Kambodscha und Bangladesch, Ländern, in denen viele internationale Modefirmen ihre Kleidung herstellen, weit verbreitet ist. Atemberaubende 59 Länder auf der Welt haben keine spezifischen Gesetze gegen sexuelle Belästigung am Arbeitsplatz, aber selbst wenn sie über welche verfügen, wie im Falle Pakistans und Indiens, sind sich viele Arbeitnehmer ihrer Rechte nicht voll bewusst oder haben Angst vor Vergeltungsmaßnahmen, wenn sie sich beschweren.

In einem Kommentar zu einem kollektiven anonymen Brief, der 2016 von elf weiblichen Textilarbeitern an eine lokale Gewerkschaft geschickt wurde, in dem sie sich über tägliche unangemessene Kommentare beschweren, sagte HRW: „Frauen fürchten Vergeltungsmaßnahmen sowohl in der Fabrik als auch zu Hause. Da die Frauen unverheiratet sind und aus konservativen Familien stammen, sind sie auf die Erlaubnis ihrer Familien angewiesen, in den Fabriken zu arbeiten. Wenn die Familien von der Belästigung erfahren, die sie erleiden, riskieren sie, dass ihnen gesagt wird, sie dürften nicht mehr außerhalb des Hauses arbeiten.“

Sexuelle Belästigung nimmt verschiedene Formen an, wie Kommentare, Witze, Zwinkern, Sätze, Berührungen und sogar Beleidigungen. „Verbaler Missbrauch ist in Fabriken mehrerer Länder verbreitet", berichtet Human Rights Watch. „Arbeiter aus verschiedenen Ländern haben beschrieben, wie sie mit Beleidigungen wie „Hund“, „Esel“, „Prostituierte“, „Hure“ und „Schlampe“ gedemütigt wurden. Diese Beleidigungen werden oft ausgesprochen, wenn weibliche Arbeitnehmer Anfragen zu Hygiene- oder Ruhebedürfnissen während ihrer Menstruationszyklen stellen.

Manchmal erstreckt sich die sexuelle Belästigung auch auf Situationen außerhalb des Arbeitsplatzes. Eine indische Bekleidungsarbeiterin, die im Bericht zitiert wird, sagte, dass ihr Vorgesetzter wiederholt ihr Handy nach der Arbeitszeit angerufen hat, um nach sexuellen Gefälligkeiten zu fragen, und versprach, dass er ihr eine geringere Arbeitsbelastung und Urlaubstage geben würde, wann immer sie wollte. Als sie das Problem an die Personalabteilung weitergab, winkte diese ab und sagte, dass ein solches Verhalten „normal“ sei und sie damit umgehen lernen müsse.

Also, was tun?

HRW fordert den Bekleidungssektor auf, eine neue Konvention der Internationalen Arbeitsorganisation (ILO) zur Bekämpfung von Gewalt und Belästigung am Arbeitsplatz zu unterstützen. „Regierungen und Unternehmensführer, die sich für die Gleichstellung am Arbeitsplatz einsetzen, sollten den Aufruf dieser Arbeitnehmer unterstützen“, schrieb HRW. „Sie sollten für eine verbindliche ILO-Konvention im Jahr 2019 stimmen, wenn sie auf der Internationalen Arbeitskonferenz in Genf diskutiert wird. Das wiederum wird den Weg für Rechtsgruppen auf der ganzen Welt ebnen, sich für überfällige Rechtsreformen einzusetzen oder auf eine bessere Durchsetzung der bestehenden Gesetze zu drängen.“

Darüber hinaus empfahl die Organisation Marken, sich nicht mehr auf Sozialaudits zu verlassen, da diese „nicht in der Lage sind, sexuelle Belästigung oder andere Formen geschlechtsspezifischer Gewalt am Arbeitsplatz zu erfassen und anzugehen.“ Die von der HRW befragten Auditoren sagten, es wäre besser, die Mitarbeiter außerhalb des Standorts zu befragen, um eine volle Vertraulichkeit zu gewährleisten. Marken und Fabriken zahlen ihnen jedoch oft einen „sehr begrenzten“ Geldbetrag, so dass diese meist nur kurze Gruppeninterviews vor Ort durchführten. Es ist unwahrscheinlich, dass Arbeiter die Wahrheit enthüllen, wenn Manager genau wissen, wer interviewt wird. Wenn man in einer Gruppe ist, neigt man auch dazu, sich zu scheuen, über sensible oder tabuisierte Themen zu sprechen, besonders wenn die Gruppe sowohl aus Männern als auch aus Frauen besteht.

HRW analysierte 50 Drittanbieter-Audits und stellte fest, dass keiner von ihnen die Geschlechterzusammensetzung der befragten Gruppen erwähnte. Die befragten Auditoren berichteten auch, dass sie oft Fragen zu einem breiten Themenspektrum stellen müssten, so dass wenig Zeit bleibe, um sexuelle Belästigung eingehend zu diskutieren. „Man muss eine ganze Reihe von Dingen ignorieren, von denen man spürt, dass sie ein Problem sind. Weil man alle Mitarbeiter bezahlen muss und was kann man machen? Ein dreiwöchiges Audit?“, wird ein Auditor zitiert.

HRW-Empfehlungen für globale Bekleidungs- und Schuhunternehmen:

  • 1. Unterstützen Sie öffentlich das ILO-Übereinkommen zur Bekämpfung von Gewalt und Belästigung am Arbeitsplatz.
  • 2. Veröffentlichen Sie die globale Liste der Fabriken, mit denen sie zusammenarbeiten.
  • 3. Führen Sie regelmäßig Studien zur Untersuchung geschlechtsspezifischer Gewalt und Belästigung am Arbeitsplatz in jedem Produktionsland durch.
  • 4. Marken sollten im Rahmen von Sourcing- und Compliance-Informationen ausarbeiten, ob die Fabrik, bei der sie Bestellungen aufgeben, Schwesterunternehmen im Besitz derselben Muttergesellschaft hat.
  • 5. Ergreifen Sie Maßnahmen, um die Einkaufspraktiken des Unternehmens zu untersuchen und zu korrigieren, um Risiken missbräuchlicher Praktiken in der Lieferkette zu vermeiden und zu verringern.

Dieser Artikel wurde zuvor auf FashionUnited.uk veröffentlicht. Übersetzung und Bearbeitung: Barbara Russ

Bild: Arbeiterinnen in einer Bekleidungsfabrik in Kambodscha. 2014 Samer Muscati/Human Rights Watch; Quelle: Human Rights Watch Website, Creative Commons Lizenz.

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