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CEO der Riga Fashion Week: „Lettische Marken tendieren dazu, in ihrer eigenen Nische zu operieren“

Von Alicia Reyes Sarmiento

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Mode |Interview

Elena Strahova, Gründerin und Geschäftsführerin der Rigaer Modewoche Bild: Polina Viljun

Am Rande der traditionellen Modewelt hat sich die Fashion Week Riga, in der lettischen Hauptstadt, als eine der wichtigsten Veranstaltungen im Baltikum etabliert, die sich durch ihren Fokus auf Nachhaltigkeit und Ethik in der Mode auszeichnet.

Elena Strahova, Gründerin und Geschäftsführerin der Rigaer Modewoche, bilanziert die jüngste Ausgabe – die vom 8. bis 11. April stattfand – im Gespräch mit FashionUnited und analysiert die Entwicklung und den Werdegang der Modewoche, von ihren Anfängen bis zu ihrer heutigen Position in einem entscheidenden Moment für Marken, die indirekt vom Konflikt in Osteuropa betroffen sind und nach neuen Märkten suchen.

Wie verlief die diesjährige Ausgabe?

In dieser Saison gab es weniger etablierte und erfahrene Designer:innen und mehr junge Marken als sonst. Trotz dieser Veränderung war die Ausgabe ein Erfolg, da eine Vielzahl neuer kreativer Ideen und Konzepte auf dem Laufsteg gezeigt wurde.

Kooperationen und Blumen im Überfluss: Baltische Mode auf der Riga Fashion Week

Die Wahl eines neuen Veranstaltungsortes, des Bürokomplexes Verde, überraschte Designer:innen und Gäste gleichermaßen, und die festliche Atmosphäre in der Haupthalle und den Backstage-Bereichen trug zur allgemeinen Begeisterung der Veranstaltung bei.

Besonders erfreulich war, dass der lettische Premierminister unter den Gästen der RFW war und damit seine Unterstützung für die lettischen Designer:innen zum Ausdruck brachte.

Wie hat sich die Riga Fashion Week entwickelt?

Die Idee zu einem Projekt mit großen Modenschauen führender einheimischer Designer:innen und Gäste aus dem Ausland entstand 1997, inspiriert durch meine Erfahrungen beim Besuch der Pariser Modewoche mit einem Kollegen. Das brachte uns auf die Idee, eine ähnliche Veranstaltung für Riga zu konzipieren.

So haben wir die High Fashion Days in Riga ins Leben gerufen, bei denen Designer:innen luxuriöse Prêt-à-porter- und Haute-Couture-Kollektionen präsentieren. Es ist bemerkenswert, dass Balmain Paris uns 2003 als Ehrengast beehrte.

2004 entwickelte sich das Projekt zur Rigaer Modewoche, die sich auf Prêt-à-porter-Kollektionen konzentrierte. Anfänglich weckten ausländische Designer:innen mehr Interesse bei unserem heimischen Publikum. Im Laufe des letzten Jahrzehnts hat sich diese Dynamik jedoch geändert, und die einheimischen Modeschöpfer:innen sind die klaren Favoriten.

Die Modenschau von Natalija Jansone Bild: Riga Fashion Week

Wie geht die Rigaer Modewoche mit dem Thema Nachhaltigkeit um und fördert ethische und umweltfreundliche Praktiken unter den teilnehmenden Designer:innen?

Die Rigaer Modewoche hat sich proaktiv mit dem Thema Nachhaltigkeit auseinandergesetzt und durch verschiedene Initiativen ethische und umweltfreundliche Praktiken unter den Teilnehmer:innen gefördert.

In den vergangenen vier Saisons haben wir Umfragen und Seminare durchgeführt, um das Engagement der Modeschöpfer:innen für Nachhaltigkeitsstandards zu verstehen. Diese Standards umfassen Aspekte wie nachhaltige Verpackungen, Slow Fashion, lokale Produktion, Verwendung nachhaltiger Materialien, tierversuchsfreie Praktiken und Abfallminimierung.

Ein erwähnenswertes Beispiel für unsere Bemühungen ist die Zusammenarbeit mit dem Einkaufszentrum Stockmann Riga bei der Organisation einer Reihe von Seminaren und Podiumsdiskussionen während der Rigaer Modewoche, die ein lokales Publikum und internationale Experten der Modeindustrie zusammenbrachten, um dringende Probleme und innovative Lösungen im Bereich der nachhaltigen Mode zu diskutieren.

Durch solche Seminare und Diskussionen bietet die Rigaer Modewoche nicht nur Designer:innen eine Plattform, um sich über ethische und umweltfreundliche Praktiken zu informieren und diese in ihrer Arbeit umzusetzen, sondern sie klärt auch die lokalen Kund:innen über die Bedeutung und die Vorteile nachhaltiger Mode auf.

Indem sie Designer:innen und Fachleute aus der Branche aktiv in Gespräche über verantwortungsvolle Mode einbindet, spielt die Riga Fashion Week eine Schlüsselrolle bei der Förderung positiver Veränderungen in der Modeindustrie hin zu einer nachhaltigeren Zukunft.

Finale der Schau der lettischen Designerin Anna Kruz im Bürokomplex Verde Bild: Riga Fashion Week

Wie prüft die Organisation, ob die Nachhaltigkeitsansprüche der Marken erfüllt werden?

Alle Standards, selbst auf europäischer Ebene, müssen noch definiert werden, und ihre Auslegung unter Expert:innen ist leicht unterschiedlich. Daher ist es ziemlich schwierig zu überprüfen, ob die Marken sie einhalten. Auf jeden Fall bedeutet der Standard "Slow Fashion" in Lettland oder beispielsweise in Deutschland im Allgemeinen das Gleiche.

Es wäre falsch zu sagen, dass wir in Lettland andere Standards haben, die sich von den europäischen Standards unterscheiden. Wir schreiben den Marken keine spezifischen Standards vor, aber wir ermutigen die Designer:innen aktiv, zunehmend grüne und umweltfreundliche Praktiken anzuwenden. Wir setzen uns weiterhin für die Förderung von Nachhaltigkeit und ethischen Praktiken innerhalb der Branche ein. Dies war in den vergangenen vier Saisons des Riga Fashion Week unser Schwerpunkt.

Wie finanziert sich die Veranstaltung?

Die Rigaer Modewoche wird aus verschiedenen Quellen finanziert, wobei etwa 30 Prozent des Budgets aus staatlichen Mitteln und etwa 25 Prozent von der Stadtverwaltung stammen. Private Sponsor:innen steuern die restlichen 45 Prozent bei. Die Teilnahme an allen Modeschauen erfolgt ausschließlich auf Einladung.

Vor der Covid-19-Pandemie hatten wir in der Regel etwa 12.000 Besucher:innen pro Saison. Aufgrund der laufenden Wiederaufbaubemühungen und externer Faktoren wie der geopolitischen Lage sind die Besucherzahlen in dieser Saison jedoch auf etwa 8.000 gesunken. Diese Herausforderungen haben sich unweigerlich auf verschiedene Prozesse innerhalb der Veranstaltung ausgewirkt und diese verlangsamt.

Beabsichtigen Sie, Ihren Einfluss in Zukunft auf den Rest des Baltikums auszuweiten?

Wir sind schon seit geraumer Zeit in der gesamten baltischen Region präsent. In Litauen und Estland und natürlich in Lettland ist die Riga Fashion Week weithin als das führende Modeereignis im Baltikum anerkannt. Wir glauben, dass wir den bisherigen Höhepunkt unseres Einflusses in der Region erreicht haben.

Gäste der letzten Ausgabe der Rigaer Modewoche Credits: Riga Fashion Week

Welches sind die wichtigsten Märkte für lettische Marken?

Jede lettische Marke agiert in ihrer eigenen Nische, was zu vielfältigen Märkten führt, die sich nur schwer in zwei bis drei Hauptmärkten kategorisieren lassen. Vor dem Krieg zwischen Russland und der Ukraine hatte der russische Markt eine große Anziehungskraft für baltische Designer:innen. Aufgrund der geopolitischen Lage ist der Zugang zu diesem Markt nun jedoch eingeschränkt. Außerdem gab es früher einen verstärkten Strom von Tourist:innen, vor allem aus Russland, die Werke lettischer Designer kauften.

Jetzt sind die lettischen Designer:innen gezwungen, sich nach neuen Märkten umzusehen, was zusätzliche Investitionen erfordert. Die staatliche Unterstützung könnte dabei eine wichtige Rolle spielen, doch seit diesem Jahr werden immer weniger Mittel bereitgestellt, vor allem für mittlere und große Unternehmen.

Diese Kürzung steht im Einklang mit den laufenden Erholungsbemühungen nach Covid-19, in deren Verlauf viele frühere Kontakte verloren gingen. Darüber hinaus erschweren steigende Energiekosten und der Übergang zu nachhaltigen Geschäftsmodellen in der Modebranche die Herausforderungen, mit denen Designer:innen konfrontiert sind, insbesondere diejenigen, die bereits etabliert sind.

Dieser übersetzte und bearbeitete Beitrag erschien zuvor auf FahsionUnited.es

Elena Strahova
Interview
Riga Fashion Week