Circular Fashion Games: Die Suche nach nachhaltigen Lösungen geht weiter
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Was passiert mit unseren weggeworfenen Kleidungsstücken? Der Großteil landet in einer Verbrennungsanlage oder auf der Müllhalde. Das ist schade, denn ein großer Teil dieser Kleidung befindet sich noch in gutem Zustand. Unternehmen aus der Modebranche suchen daher zunehmend nach Möglichkeiten, zirkulär zu arbeiten. Gute Lösungen im Sinne der Kreislaufwirtschaft zu finden, erweist sich aber für Unternehmen in der Praxis als schwierig, und genau deshalb wurden die Circular Fashion Games ins Leben gerufen. FashionUnited war beim spannenden Finale am Sonntag in Amsterdam dabei.
Circular Fashion Games: 4 Herausforderungen aus der Kreislaufwirtschaft, 7 Lösungen
Schiphol, Vaude, Lenzing, Sympany und die Gemeinde Amsterdam: Jede dieser Organisationen steht vor einer "kreisförmigen Herausforderung", für die eine Lösung gefunden werden muss. Die 30 Teilnehmer der Circular Fashion Games haben die Aufgabe, diese Lösung zu entwickeln. Während der Bootcamps in Eindhoven und Amsterdam werden die Teilnehmer, hauptsächlich Studenten, die sich auf Themen aus den Bereichen Mode, Wirtschaft und Technologie spezialisiert haben, bei der Erarbeitung ihrer zirkulären Lösung unterstützt. Workshops und Vorträge von Experten auf dem Gebiet der Kreislaufwirtschaft und der nachhaltigen Modewirtschaft haben die Kandidaten auf das Finale der Circular Fashion Games am 10. Februar vorbereitet: Den Moment, in dem sie ihre Antworten einer fünfköpfigen Jury aus Experten verschiedener Disziplinen präsentieren.
Die Herausforderungen, die Schiphol, Vaude, Lenzing, Sympany und die Stadt Amsterdam an die Teilnehmer gestellt haben, sind sehr unterschiedlich. So sucht der Amsterdamer Flughafen eine zirkuläre Lösung für Industriebekleidung, die ersetzt werden muss, das Outdoor-Ausrüster Vaude will einen Weg zur Vermietung seiner Produkte finden und der Faserhersteller Lenzing strebt eine Strategie an, um die Transparenz in der Lieferkette zu schaffen und sie für den Kunden zu nutzen. Schließlich streben die Stadt Amsterdam und der Altkeidersammler Sympany gemeinsam danach, Kleidung, die in der Stadt entsorgt wird, für lokale Unternehmer zu verwenden, die mit Kreislaufwirtschaft arbeiten.
Von der tragbaren Technologie bis zur Online-Mietplattform: die Früchte der Circular Fashion Games
Das Finale der Circular Fashion Games findet im Fashion For Good Museum im Amsterdam Rokin statt. Nach kurzen Eröffnungsworten von Gastgeberin Rozanne Henzen, Circular Fashion Games Initiator Johnny Kerkhof und Niccy Kol – Lead Fashion & Challenge Development des Wettbewerbs – ist es Zeit für die Pitches der sieben teilnehmenden Teams.
Im Namen des Univation-Teams beginnt die Studentin Eeni Kong mit einem Pitch, der Conscious Chemicals erklärt: eine Plattform, die die Verbraucher nicht nur auf die Chemikalien aufmerksam machen soll, die oft in ihrer Kleidung vorkommen, sondern ihnen auch helfen soll, nachhaltigere Entscheidungen zu treffen. Beim Kauf von "sauberer" Kleidung erhalten die Verbraucher Münzen, die sie für ihren nächsten Kauf verwenden können. Darüber hinaus enthält jede Münze einen eindeutigen Kode, mit dem online überprüft werden kann, welchen Weg das Kleidungsstück genommen hat, bevor es den Verbraucher erreicht. Kong und ihr Team reagieren damit auf das Bedürfnis von Lenzing nach Transparenz in der Wertschöpfungskette.
Team Zwei und Drei haben eine Lösung für die Herausforderung von Vaude gefunden. Die Studenten Thalia Hesselink und Elena Simi präsentieren im Namen ihres Teams Circle (Tondo; Agnese Metitieri, Thais Bloss de Lima): eine Online-Plattform, die es Vaude ermöglicht, persönliche "Mietpakete" anzubieten. Kunden, die nur einmal im Jahr Outdoor-Bekleidung oder -Accessoires benötigen, können genau die Artikel bekommen, die sie für die Dauer ihres Urlaubs benötigen. Circle hat auch eine Community, in der Kunden miteinander sprechen können, zum Beispiel um (Reise-)Tipps auszutauschen. Das Team Bermuda, bestehend aus Chandni Ranganath und Kyra Welbers, schlägt eine neue Zusammenarbeit zwischen Vaude und seinen Franchise-Läden vor. Dank dieser Zusammenarbeit können Kunden Vaude-Artikel, die sie nicht verwenden, beispielsweise gegen Rabatt an ein Franchiseunternehmen zurückgeben.
Die beiden Teams, die mit der Arbeit für den Flughafen Schiphol begonnen haben, haben jeweils einen Vorschlag ausgearbeitet, der sich auf die Arbeitskleidung selbst bezieht. So arbeitet beispielsweise das erste Team (Teresa Jia Yi Ye, Alexandra Lig, Susanne Conrad, Melissa Monterrat und Evalien van Gemeren) an der Verwendung von tragbaren Technologien für die obligatorischen Logos auf der Kleidung. Mit dieser neuen Technologie können Logos auf Berufsbekleidung bei Bedarf leicht ausgetauscht werden. Auf diese Weise muss Schiphol keine Kleidung mit veralteten Logos mehr aussortieren. Das zweite Team (Team Why Not: Annette Looijesteijn, Mariska Helmus, Laura Bohnet, Daan Beudeker und Jennifer de Jong) hat sich für einen anderen Ansatz mit dem Einsatz von Wear2 entschieden, das die Zerlegung von Kleidung erleichtert. Für Schiphol bedeutet dies, dass Logos mühelos entfernt werden können, so dass Firmenkleidung mit veralteten Logos nicht mehr abgeschrieben werden muss.
Der letzte Pitch des Tages konzentriert sich auf die Herausforderungen der Stadt Amsterdam und von Sympany. Das Team (Dieuwertje Wagenaar, Sagar Sumaria, Klara Otte, Jazz Kuiper, Lena Baunker, Kafatt Yiu, Anne de Klerk und Maria Fritz), das mit dieser Aufgabe beauftragt wurde, sieht die Lösung in der Plattform Co-Co. Kurzum, diese Online-B2B-Plattform bringt den Bekleidungssammler Sympany mit lokalen Unternehmen in Kontakt, die nach (wiederverwertbarer) Kleidung oder Stoffen suchen. Auf diese Weise erhalten die gesammelten Kleidungsstücke direkt ein neues Leben vor Ort.
Suche nach einer praktikablen Lösung
Nachdem alle Kandidaten die Möglichkeit hatten, ihre Idee zu präsentieren, ist es Zeit für die Besprechung der Jury. Bereits während der Pitchrunde wurde deutlich, dass die Umsetzbarkeit der Pläne eine große Rolle bei der Bewertung spielt. "Haben Sie eine Kostenanalyse durchgeführt?" und "Wie sehen Sie den logistischen Teil?" waren zwei Fragen, die die kritischen Jurymitglieder mehreren Teams stellten.
Nach Abschluss der Abstimmung zwischen den Jurymitgliedern ist es an der Zeit, die Gewinner bekannt zu geben. Das Team Why Not, punktet mit einer guten Grundlage für seinen Plan und belegt den dritten Platz. Davor kommt das Team Univation, das die Modewelt mit einem neuen Münzsystem verändern will. Aber am beeindruckendsten ist laut Jury die vom Team Tondo vorgeschlagene Lösung: die Online-Verleihplattform für den Outdoor-Shop Vaude.
Ob die vorgeschlagene Vermietungsplattform tatsächlich kommt? Das muss die Zukunft zeigen. "Wir sagen nicht, dass alles, was hier präsentiert wird, sofort umgesetzt wird", erklärt Niccy Kol, Lead Fashion & Challenge development der Circular Fashion Games, gegenüber FashionUnited. "Aber", betont Kol, "es kommt zumindest etwas in Bewegung.”
Es ist das zweite Mal, dass das Start Up Mix die Circular Fashion Games organisiert. Die erste Austragung des Wettbewerbs fand Anfang 2018 statt, und es ist geplant, den Wettbewerb bald auf internationaler Ebene zu organisieren. Die Jury der Circular Fashion Games 2019 bestand aus Monique Maissan (Gründerin und Geschäftsführerin Waste2Wear), Douwe Jan Joustra (Leiter der Circular Transformation C&A Foundation), Georgia Parker (Program Manager Fashion for Good), Eyal Oster (Mitbegründer und Vorstandsmitglied MobileBridge und Strategic Advisor Hammer Team) und Tienko Rasker (Mitbegründer Leapfunder). In diesem Jahr nahmen 30 Teilnehmer aus elf verschiedenen Ländern, darunter die Niederlande, Deutschland und Großbritannien, am Wettbewerb teil.
Dieser Artikel wurde zuvor auf FashionUnited.nl veröffentlicht. Übersetzung und Bearbeitung: Weixin Zha.
Bild: Bootcamp in Eindhoven, via Circular Fashion Games