• Home
  • Nachrichten
  • Mode
  • Die Königsallee – im Westen viel Neues

Die Königsallee – im Westen viel Neues

Von FashionUnited

Wird geladen...

Scroll down to read more

Mode

Vielerorts ist sie verrufen als ein ‚Boulevard der Eitelkeiten’ für optisch nachgebesserte Millionärsgattinnen. Doch ist die Düsseldorfer Königsallee natürlich weit mehr als das, wie bereits ihre antiaristokratische Herkunft beweist. Unbestritten ist die Düsseldorfer Königsallee eine der großen deutschen Luxus-Einkaufsmeilen, ein wichtiges Zentrum des deutschen Einzelhandels. So ist es kaum verwunderlich, dass sich heute, da der Modehandel grundlegend im Umbruch begriffen ist, auch einiges Neues auf der ‚Kö’ tut. Insbesondere die Westseite, bisher den Banken und Hotels eigen, erfährt aktuell einen Retail-Aufschwung - und auch der Norden wird immer attraktiver.

Die ‚Kö’ in Zahlen

Obwohl Deutschlands Luxuslagen – dazu zählen Berlin (Kurfürstendamm und abnehmend Friedrichstraße), Düsseldorf (Königsallee), Frankfurt (Goethestraße), Hamburg (Neuer Wall) und München (Maximilianstraße und Perusastraße) – im internationalen Vergleich nach wie vor günstig sind, ziehen die Immobilienpreise stark an. 2014 kostete ein Quadratmeter Ladenfläche auf der Königsallee 280 Euro. Im Vergleich zum Vorjahr bedeutet dies einen Anstieg um 20 Euro – womit die ‚Kö’ immer noch hinter den 1a-Lagen der anderen deutschen Städte bleibt. Zum Vergleich: in Köln und Berlin liegt der Quadratmeterpreis bei 300 Euro. (Quelle: Deal Magazin) Die Preise sind aber nicht das einzige, das steigt. Auch die Kaufkraftziffer der Düsseldorfer, Indikator für das Konsumpotenzial in einer Region, erfreut sich regen Wachstums. Mit einer Kaufkraftziffer von 121,4 belegte die Rheinlandmetropole 2014 den zweiten Platz hinter München mit 137 – der Bundesdurchschnitt liegt bei 100. Aber nicht nur die Deutschen, sondern auch die Gäste aus den BRIC-Staaten geben gerne ihr Geld auf der Königsallee aus. Hinzu kommt eine große, in Düsseldorf beheimatete, japanische Community, sowie Touristen aus Japan, den USA, dem Vereinten Königreich und anderen EU-Ländern. Rund 220 Euro gibt der Shoppingtourist durchschnittlich in Düsseldorf aus.

Der ‚hohe Norden’ der Königsallee

Seit der Eröffnung des von Architekt Daniel Libeskind gestalteten ‚Kö-Bogens’, dessen Hauptmieter Breuninger eine Gesamtfläche von 19.000 Quadratmetern belegt, lässt sich auch am nördlichen Ende der Königsallee ein Anstieg der Passantenzahl verzeichnen. Mit durchschnittlich 6.000 Passanten (Quelle: Fashion Net) stündlich liegt die Königsallee deutschlandweit vorne. „Wir haben uns auf die regionale und internationale Kundschaft mit großem Erfolg eingestellt, sind neue Kooperationen eingegangen und haben besondere Events für unsere Kunden umgesetzt“, betont Andreas Rebbelmund, Geschäftsführer von Breuninger Düsseldorf. Im selben Jahr als der ‚Kö-Bogen’ gebaut wurde, gab es eine weitere gravierende Veränderung auf der Königsallee. Das Traditionshaus Eickhoff, wohl der bekannteste Düsseldorfer Luxus-Einzelhändler, der weit über die Stadt hinaus 30 Jahre lang das Gesicht der Kö gewesen war, schloss 2013 seine Pforten. Man könne sich auf Dauer gegen die internationalen Luxus-Modeketten, die ihre eigenen Filialen eröffneten, nicht behaupten, lautete damals die Begründung.

Tendenz geht hin zu Filialisierung

In die 1.100 Quadratmeter messenden Räumlichkeiten des ehemaligen Modehauses Eickhoff ist nun Dior eingezogen. Eine Entwicklung, die exemplarisch für die allgemeine Flagship- und Monobrandisierung der globalen Innenstädte zu lesen ist und eben auch vor der Düsseldorfer Königsallee nicht Halt macht. Neben Dior eröffneten in den vergangenen Jahren weitere Luxusanbieter ihre eigenen Stores oder bauten ihre Präsenz aus: Chanel zieht gerade vom ‚Kö-Center’ sozusagen in die Front Row der ‚Kö’ um und stockt dadurch die Ladenfläche auf 400 Quadratmeter auf, ebenso wie Ermenegildo Zegna, der seiner Filiale kürzlich ein neues Gesicht und einige Extra-Quadratmeter verpasste. In diesem Jahr geplant sind außerdem die Eröffnungen eines Stores des italienischen Labels Brunello Cuccinelli, sowie eines Concept-Stores von Karl Lagerfeld. „Wir freuen uns, die Eröffnung unseres Flagshipstores in Düsseldorf für den Herbst 2015 ankündigen zu können“, so Pier Paolo Righi, CEO von Karl Lagerfeld. Düsseldorf sei eine von Deutschlands dynamischsten Einkaufsdestinationen und man freue sich darauf, die Präsenz der Marke in Deutschland weiter ausbauen zu können, sagte Righi weiter.

A West Side Story – die andere Kö-Seite

Das französische Luxuslederwarenhaus Hermès zog, weil die alte Adresse zu klein wurde, gleich nach ‚Kö-West’ um, in das kürzlich renovierte ‚Girardet-Haus’. Die Westseite der Königsallee war traditionell hauptsächlich der Sitz von Banken und Hotels, doch mausert sich das jenseitige Kö-Ufer derzeit zum neuen Einzelhandelsstandort. Marken wie Abercrombie & Fitch oder Nespresso machten den Anfang, Versace, Zadig & Voltaire, Marc Cain und Mulberry zogen nach. Barbara Frères, seit 1978 auf der Königsallee mit Kindermoden vertreten, eröffnete hier vergangenes Jahr ihr neues Geschäft. „Für uns war es eine absolut richtige Entscheidung, die Straßenseite zu wechseln. Wir sind hier mitten im ‚goldenen Viereck’: Prada, Hermès, Versace, Boss und gegenüber Miu Miu. Die Kunden nehmen die neue Lage gut an, auch weil wir hier direkt im Haus ein Parkhaus haben. Wir haben hier zwar weniger Kunden, dafür ist aber der durchschnittliche Einkaufswert pro Kunde in den ersten drei Monaten um über 60% gestiegen“, freut sich Inhaberin Barbara Frères.

Papageienplage im Shopping-Paradies

Ihren Namen verdankt die Königsallee übrigens einem Ereignis im Jahre 1848. König Friedrich Wilhelm IV. von Preußen war zu Besuch in Düsseldorf und wurde dort von der nach Demokratie verlangenden Menge ausgebuht, seine Kutsche mit Pferdeäpfeln beworfen. Drei Jahre später bot das Magistrat der Stadt Düsseldorf zur Entschuldigung dem Preußischen König eine Namensänderung der bis dato ‚Kastanienallee’ genannten Prachtstraße in ‚Königsallee’ an. Und auch heute wieder sorgen tierische Hinterlassenschaften für Aufregung im Einkaufsparadies: Papageien aus Asien und Afrika fühlen sich auf der Königsallee mit ihrem kastaniengesäumten Kanal ein wenig zu wohl. Genauer gesagt handelt es sich bei der ‚Papageienplage’ um Halsbandsittiche, die seit fast 30 Jahren den Mietern und Passanten auf der Königsallee das Leben schwer machen: Lärmbelästigung und Verschmutzung des Boulevards sind die Hauptanklagepunkte gegen die grünen Vögel, die aber andererseits auch ihren Teil zum außergewöhnlichen Flair der Düsseldorfer Königsallee beitragen und ihr ein wenig Individualität in Zeiten der globalen Vereinheitlichung zurückgeben.

Entwicklung der Kö

Um die letzte Jahrhundertwende trat die Königsallee ihren Siegeszug in die Moderne an. Ab 1900 fuhr die erste Straßenbahn, 1907-1909 wurde das Warenhaus Tietz gebaut, das heute im Besitz von Kaufhof ist und um 1920 brachte es die Königsallee bereits auf 120 registrierte Firmen. Während des Zweiten Weltkrieges wurde die Innenstadt stark durch Brandbomben stark zerstört und im Nachkriegsdeutschland in neuem Glanz wieder aufgebaut. Sukzessive entstanden ab 1965 Shoppingcenter auf der fast einen Kilometer langen Allee, wie das ‚Kö-Center’ (1967), die ‚Kö-Galerie’ (1985), ‚Schadow-Arkaden’ (1994) das ‚Stilwerk’ und ‚Sevens’ (2000) und schließlich der ‚Kö-Bogen’ (2013).

Autor: Barbara Russ

Einkaufen
Einzelhandel
Königsallee
Shopping