Die neue Kraft: Modewochen in Lagos, Ghana und Dakar im Kommen
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Paris - Wenn man an afrikanische Mode denkt, ist Wachsdruck wahrscheinlich das erste, was einem in den Sinn kommt. Der Druck, der erstmals in Java erstellt und im 19. Jahrhundert von niederländischen Händlern nach Europa gebracht wurde, ist zu einem der Symbole Westafrikas geworden. Während ein Großteil der Produktion noch in den Niederlanden stattfindet, werden 90 Prozent aller Wachsdruckgewebe in Afrika verkauft, mit einem Umsatz von 300 Millionen Euro im Jahr 2014.
Aber in der afrikanischen Mode steckt mehr als nur dieser eine Stil. Peulh Vagabong zum Beispiel sorgte für Schlagzeilen, als einer seiner Entwürfe von Beyoncé auf ihrer jüngsten Reise nach Südafrika getragen wurde, um das hundertjährige Jubiläum der Geburt von Nelson Mandela zu feiern. Die Modemarke Iamisigo (ausgesprochen "I Am Isigo") aus Lagos ist bekannt für ihre Risikobereitschaft, was Volumina angeht und verfügt über Verkaufsstellen in Afrika, Paris, Zürich und New York. Ibilola aus Benin ist ein weiterer aufstrebender Stern: Als erste afrikanische Marke, die sich auf große Größen (ab 44) spezialisiert hat, bedient sie den Markt für XXL-Größen. Nicht zuletzt kann man die Turnschuhmarke Umoja erwähnen, die ihre organischen Schuhe in Portugal aus Stoffen mit der Bezeichnung "Made in Africa" und ohne Einsatz von Tierquälerei herstellt.
Tatsächlich liegt die afrikanische Mode so im Trend, dass ihr die Modeschule Isem Paris Esmod International diesen Monat eine ganze Ausstellung widmete, die in ihren neuen Räumlichkeiten in Pantin bei Paris stattfand. Die Ausstellung zeigte Kollektionen von neun afrikanischen Designern, darunter Peulh Vagabong, Maison Château Rouge, Imane Ayissi, Sakina M'Sa, Tiss'ame, Umoja, Iamisigo und Ibilola.
"Die Fashion Weeks in Lagos, Ghana oder Dakar haben an Stärke gewonnen", sagt Ramata Diallo, die an der künstlerischen Leitung der Ausstellung mitgewirkt hat. FashionUnited sprach mit ihr über ihre letzte "African Fashion Tour" und die zukünftigen Möglichkeiten der Mode auf dem afrikanischen Kontinent.
Können Sie uns ein wenig über sich selbst und Ihr Engagement für afrikanische Mode erzählen?
Ich arbeite als Modedozentin in Paris und suche nach neuen "Erfolgsgeschichten", die ich mit meinen Schülern teilen kann - was mein Interesse an afrikanischer Mode erklärt. Aber meine Faszination dafür liegt noch weiter zurück. Ich habe früher als Category Manager für eine Reihe französischer Marken gearbeitet. Im Jahr 2017 beschloss ich, eine eigene Modeberatungsagentur zu gründen und durch Afrika zu reisen, um den Markt besser zu verstehen. So entstand die "Africa Fashion Tour".
Sie waren vor kurzem Zeit dort?
Genau. Ich bin gerade von meiner zweiten African Fashion Tour in Lagos und Conakry zurückgekehrt. Ich verbrachte insgesamt drei Wochen in Westafrika, besuchte Designstudios und Showrooms. Ich traf Designer, Blogger, Models und Modeveranstalter. Mein Ziel war es, zu verstehen, wie Mode in Afrika gemacht wird und das Verhalten der afrikanischen Konsumenten zu analysieren.
Wie würden Sie die Kreativität afrikanischer Designer definieren?
Ihre Kreativität ist extrem mutig und frei im Vergleich zum westlichen Markt, wo die übermäßige Datenanalyse zu Konformismus geführt hat. Die Vielfalt an Trends, Stoffen und Farben ist ein echter Hauch frischer Luft!
Wie werden afrikanische Designer in Europa gefördert? Erhalten sie finanzielle Unterstützung?
Es gibt in Europa nur sehr wenige Möglichkeiten, Designer mit Sitz in Afrika zu fördern. Der Eintritt in den europäischen Markt ist immer sehr teuer, und es gibt keine Garantie für eine Rendite. Aber im Laufe der Zeit haben die Fashion Weeks in Lagos, Ghana und Dakar an Stärke gewonnen. Die internationalen Medien und VIPs beginnen, auf diese Veranstaltungen zu achten und sie tragen zur weltweiten Förderung der afrikanischen Kreativität bei. Die Herausforderung besteht darin, die Marke außerhalb Afrikas zu promoten und gleichzeitig den lokalen Markt zu berücksichtigen, der voller Möglichkeiten ist. Ich habe zahlreiche Designerläden und Showrooms in Lagos und Accra entdeckt, in denen die Store-Erfahrung unglaublich ist und die Auswahl an Mode exquisit. Es gibt so viel zu tun, um solide Verbindungen zwischen afrikanischen Modeakteuren zu schaffen!
Afrikanische Länder sagten auf dem letzten Internationalen Modefestival in Afrika, dass sie eine Allianz gründen wollen, um ihren Modesektor in Europa zu fördern. Glauben Sie, das wird helfen?
Jede Initiative zur Förderung der afrikanischen Kreativität ist gut. Eine Allianz ist wichtig, um uns einem großen und multikulturellen Markt näher zu bringen. Die besten Botschafter der Kreativität in Afrika sind Beyoncé, Janet Jackson und Naomi Campbell. Mit einem einzigen Instagram-Post haben sie die Möglichkeit, Millionen von Modekonsumenten zu beeinflussen. Designer brauchen Hilfe, um ihre Präsenz zu stärken und einen Platz für ihre Produkte weltweit zu finden. Darüber hinaus spielt das Online-Modegeschäft eine wichtige Rolle bei der internationalen Kontaktaufnahme mit den Konsumenten.
Welche positiven Ergebnisse haben Sie von Ihrer letzten Tour mitgenommen?
Letztes Jahr habe ich vier Städte in einem Monat besucht: Conakry, Abidjan, Accra und Lagos. Dieses Jahr beschloss ich, zwei Wochen in Lagos und eine Woche in Conakry zu verbringen, wo ich zum Guinea Fashion Festival eingeladen wurde. Dies bot die Möglichkeit, Designer, Models und Eventveranstalter vor und nach der Messe zu begleiten. Jedes Mal, wenn ich eine Stadt besuche, nehme ich mir die Zeit, mit allen Beteiligten der Modebranche zu diskutieren. Über Instagram, Facebook und Whatsapp habe ich mich mit Designern, Fotografen und Veranstaltern in Verbindung gesetzt, um mich auf meine Reise vorzubereiten. Die Leute sind so freundlich und einladend, dass ich mich überall zu Hause fühle. Es war eine unglaubliche Erfahrung, die mich sehr viel darüber lehrte, wie Mode in Afrika funktioniert.
Was können afrikanische Designer Ihrer Meinung nach besser machen?
Ich denke, dass afrikanische Designer sehr gute Arbeit leisten, wenn es darum geht, ein neues Wirtschaftsmodell zu schaffen und einen neuen Ansatz für Mode anzubieten, eine Alternative zum Massenmarkt für Konfektion. Es sind die Medien, die eine faire Darstellung der afrikanischen Mode wiedergeben müssen. Die Leiter von PR-Firmen und Stylisten müssen afrikanische Marken ausprobieren und Prominente dazu bringen, sie zu tragen. Nach der ersten Ausgabe der Africa Fashion Tour entschied ich mich, nur Kleidung aus Afrika zu tragen und einen Instagram-Account zu erstellen, um für die von mir getragenen Marken zu werben. Ich denke, dass jede kleine Aktion einen Unterschied machen kann.
Fotos: Homepage Iamisigo (Esmod), Peulh Vagabong, Iamisigo und Ibilola (Esmod). Ramata Diallo - Guinée Fashion Fest im Conarky's Prima Center - Dezember 2018/ Showroom Iamisigo-Lagos mit dem Gründer von Iamisigo und der Bloggerin Vanessa Azar aus Lagos.
Dieser Artikel wurde zuvor auf FashionUnited.fr veröffentlicht. Übersetzung und Bearbeitung: Barbara Russ