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García Bello: „Jedes gespendete Teil hat eine Geschichte zu erzählen"

Von Cynthia Ijelman

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Mode |INTERVIEW

Buenos Aires/Arnheim – Nachdem Juliana García Bello den ersten Preis im nachhaltigen Modewettbewerb Redress Design 2020 gewonnen hatte, rückte sie in den Mittelpunkt der Aufmerksamkeit der argentinischen Modeindustrie. Ursprünglich aus Río Grande, Feuerland [Tierra del Fuego, Anm. d. Red.], stammend, wählte sie die Stadt Arnheim in den Niederlanden, um sich dort niederzulassen und ihre Marke mit Zero-Waste-Techniken weiterzuentwickeln.

FashionUnited hatte die Gelegenheit, mit García Bello über ihre Arbeit in Europa, ihr Unternehmen, ihre Marke und ihre Projekte zu sprechen.

Warum haben Sie Arnheim zu Ihrer Wahlheimat gemacht?

Ich wollte etwas anderes erleben und ich bin ziemlich aufgeschlossen, wenn es darum geht, ins Ausland zu ziehen. Ich wollte eine andere Kultur kennenlernen, also haben mein Partner und ich verschiedene Möglichkeiten in Betracht gezogen, bevor wir uns entschieden, nach Europa zu reisen, weil wir mit 31 Jahren glaubten, dass wir bereit waren, diese Art von Veränderung zu bewältigen.

Wir haben uns für Arnheim entschieden, weil die ArtEZ Universität hier eine Abteilung hat, die auf Mode und Kunst spezialisiert ist. Ich möchte einen Masterstudiengang absolvieren, und ich mag auch Städte mit einem universitären Flair, weil sie voller neuer Energie zu sein scheinen.

Im letzten Jahr besuchten wir das Fashion Clash Event, wo ich herzlich willkommen geheißen wurde und anfing, Freundschaften zu schließen, was meine Entscheidung, eine Weile hier zu bleiben, beeinflusst haben könnte.

Hatten die Leute aus Arnheim viel mit Ihrer Kollektion zu tun, die den Redress Award 2020 gewonnen hat? Erzählen Sie uns ein wenig über den Prozess.

Als ich ankam, kannte ich nur einen weiteren Kollegen. In den ersten Tagen der Pandemie begann ich zu sehen, wie Nachbarn in Supermärkten Plakate mit verschiedenen Botschaften hinterließen und Briefe unter der Tür durchschoben. Also beschloss ich, dass eine gute Möglichkeit, Menschen kennen zu lernen, ein Poster sein könnte, und da ich kein Niederländisch spreche, dachte ich, dass dieser Treffpunkt interessant wäre. Ich hängte ein Poster an meine Haustür, auf dem ich um gebrauchte Kleidung für mein Projekt bat, und dann klebte ich eine Ladung Flyer unter die Tür. Ein großes Plakat habe ich auch im Supermarkt und an ein paar anderen Orten in der Nachbarschaft aufgehängt. Bald darauf tauchten Spenden von allen Nachbarn auf. Das ist schön, denn jedes Kleidungsstück, das sie gespendet haben, besteht nicht nur aus Stoff, sondern hat eine Geschichte zu erzählen und bekam auch ein Gesicht, als ich anfing, die Leute kennen zu lernen, die sie mir geschenkt haben.

Sie hatten nach dem Redress Design Award die Möglichkeit, eine Kapsel mit der Kollektivmarke The R zu kreieren. Wie geht es mit diesem Projekt voran?

Es wird eine zehnteilige Kapsel sein, die wir gemeinsam in drei Monaten entwickeln werden. Ich muss nach Hongkong und London reisen, um die Fabrik zu besichtigen, aber ich bin mir wegen der Pandemie immer noch nicht sicher, wann das sein wird.

Wie vermarkten Sie Ihre Marke?

Ich verkaufe meine Kollektionen in Geschäften auf der ganzen Welt: USA, Deutschland und Japan, sowie in meinem Online-Shop. Ich werde demnächst einen neuen Marketingplan starten. Ich glaube, dass die Pandemie das Vertrauen der Designer gestärkt hat; deshalb werde ich noch vor Ende des Jahres an mehreren niederländischen Kunst-, Handwerks- und Designmessen teilnehmen, weil ich glaube, dass es eine gute Möglichkeit ist, den Ort, an dem ich lebe, besser kennen zu lernen. Da ich normalerweise mit Großhändlern zusammenarbeite, fällt es mir außerdem schwer zu verstehen, welche Art von Menschen meine Kleidung kaufen und wie meine Produkte zirkulieren. Ich denke daher, dass es mir helfen wird, meinen Konsumenten auf der Straße besser kennen zu lernen.

Sie sind auch Lehrerin, was ist Ihre Meinung über die neue Generation von Modestudenten?

Als ich Design studierte, sahen und bewunderten wir Designer wie Vicky Otero oder Köstumes aus Argentinien, und wir hatten sehr wenig Informationen darüber, was in anderen Teilen der Welt in Bezug auf unabhängiges Design vor sich ging. Die sozialen Netzwerke ermöglichen es, viel mehr zu sehen und weiter zu blicken. Manchmal glaube ich, dass man dadurch den Fokus verliert. Aber man sieht so viel oder so wenig, wie man will. Es ist alles sehr verwirrend, aber ich glaube, es wird eine Zeit kommen, in der sich das alles beruhigen wird. Es gibt eine lokale und eine globale Perspektive der Dinge sowie neue Werkzeuge, so dass sich das Design allmählich auch auf andere Bereiche ausweitet.

Wie wird die Zukunft der Mode nach der Pandemie aussehen?

Die Pandemie öffnet überall auf der Welt die Tür für Designer, die dank ihrer Computer aus der Ferne zusammenarbeiten können. Die Zukunft liegt in der Teamarbeit.

Dieser Artikel wurde zuvor auf FashionUnited.uk veröffentlicht. Übersetzung und Bearbeitung: Barbara Russ

Bild: García Bello.

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